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Trauerspiel in KölnKölner Kirchenruine St. Alban bröckelt – Sanierung nicht in Sicht

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Das Gedenken zum Volkstrauertag konnte bereist zum zweiten Mal nicht stattfinden in der Gedenkstätte.

Das Gedenken zum Volkstrauertag konnte bereist zum zweiten Mal nicht stattfinden in der Gedenkstätte. 

Die Kölner Kirchenruine St. Alban, eine Gedenkstätte für Weltkriegsopfer, ist baufällig. Eine Sanierung ist derzeit ungewiss.

Es gibt kaum einen Ort in Köln, der so sehr die Wunden und Grauen des Krieges veranschaulicht, wie die Ruine der Kirche St. Alban in der Straße Quartermarkt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gotteshaus stark zerstört, schließlich profaniert und zur offiziellen Gedenkstätte der Stadt Köln für die Toten der beiden Weltkriege. Über 60 Jahre lang gedachten hier unter anderem Vertreter der Stadt, der Kirchen und der Bundeswehr zum Volkstrauertag der Gefallenen und Opfer. Bis 2023. 2024 musste die Gedenkstunde erstmals nach Maria im Kapitol verlegt werden. In diesem Jahr nun bereits zum zweiten Mal. St. Alban ist baufällig. Und es scheint ungewiss, wann die Ruine wieder als Rahmen für das Gedenken genutzt werden kann. Es bahnt sich ein Trauerspiel um die Gedenkstätte an.

Mahnmal für die Opfer der zwei Weltkriege

„St. Alban erinnert als Mahnmal an den Zweiten Weltkrieg und wurde nicht nur bewusst als Ruine belassen, sondern stellt auch einen ,verlorenen Raum' dar, der nicht betreten werden soll. Dafür gab es auch in der Vergangenheit nur wenige Ausnahmen“, sagt eine Stadtsprecherin auf Anfrage der Rundschau. Nun gibt es nicht einmal mehr diese wenigen Ausnahmen wie beispielsweise am Volkstrauertag, weil die Verkehrssicherheit gefährdet sei: „Das Ziegelmauerwerk und die freiliegenden Gewölbebögen von St. Alban sind über die Jahrzehnte der Witterung ausgesetzt. Dies führt dazu, dass sich immer wieder Gesteinsteilchen als dem Bestand lösen und in den Innenraum herabfallen. Die Bodenplatten wurden damals nur locker in einem Sandbett verlegt, unter dem sich an vielen Stellen noch größere Hohlräume der mittelalterlichen Grüfte befinden, so dass durch die wackligen Platten eine Sturzgefahr besteht“, erklärt die Stadtsprecherin. Herabfallende Steinchen, wackelnde Platten – das klingt nicht so, als lägen kapitale Schäden vor.

Bill Clinton besuchte die Gedenkstätte 1999

Doch die Einschätzung durch die Verwaltung macht wenig hoffnungsfroh: „Die Herstellung der Verkehrssicherheit würde eine umfangreiche Sanierung und Konservierung der gesamten Ruine bedeuten. Wann und in welcher Form eine notwendige Sanierung der Ruine durchgeführt wird, ist aktuell offen“, lautet das Fazit der Stadtsprecherin. Sie kann noch nicht einmal ein Jahr in Aussicht stellen, in dem wieder ein Gedenken in St. Alban stattfinden kann. „Aktuell ist der öffentliche Zugang zu St. Alban auf unbestimmte Zeit ausgeschlossen.“

Eine Aussicht, die Dominik Meiering, Leitender Pfarrer der Innenstadtgemeinde, grundsätzlich werden lässt: „Ich erwarte, dass das kollektive Gedenken in Köln einen kraftvollen Ort behält.“ Und es gebe dafür auch keinen besseren, als die Ruine von St. Alban. „Wenn wir den nicht heilig halten und schützen ...“, Meiering will den Satz gar nicht erst zu Ende denken. Lieber will er mit einer Frage die Stadt an ihre Pflicht gemahnen: „Geben wir jetzt den Gedenkort dem Verfall anheim?“

Prozession angekündigt

So weit will es unter anderem Bernhard Seiger, Stadtsuperintendent der evangelischen Kirche, nicht kommen lassen. Zusammen mit Stadtdechant Robert Kleine von der katholischen Kirche hat er schon das Gespräch mit Stadtspitze und Stadtkonservator gesucht. „Die Verkehrsgefährdung existiert nun mal“, erkennt Seiger das Problem an. Doch die Konsequenz müsse sein, dass nun ein Sanierungskonzept erarbeitet wird. „Offensiv“, betont Seiger. Maria im Kapitol sei als Ausweichort „machbar“. „Aber Maria im Kapitol hat als Gedenkort nicht die gleiche Qualität wie St. Alban“, betont er. Kleine und Seiger setzen Zeichen, damit die Verwaltung nicht einfach eine Tür für immer schließe. „Die Kränze für das Gedenken an diesjährigem Volkstrauertag werden von Maria im Kapitol nach St. Alban verbracht, und im kommenden Jahr wollen wir am Volkstrauertag eine Prozession von Maria im Kapitol zu St. Alban unternehmen“, kündigt Seiger an.