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Kommentar aus Köln
Eine Lage zum Verzweifeln am Brüsseler Platz

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2 min
Ein Verweilverbot gab es auf dem Brüsseler Platz bereits allerdings nur während der Corona-Pandemie.

Ein Verweilverbot gab es auf dem Brüsseler Platz bereits allerdings nur während der Corona-Pandemie.

Wenn Maßnahmen am Brüsseler Platz mehr als ein Jahrzehnt nicht gefruchtet haben, warum sollten sie ausgerecht jetzt funktionieren?

Mehr als zehn Jahre lang hat die Stadt es bereits versäumt, sich mit den Problemen am Brüsseler Platz auseinanderzusetzen. Immer noch fühlen sich Anwohnerinnen und Anwohner weder gehört noch gesehen. Der Gipfel ist ein jahrelanger Rechtsstreit, in dem es scheint, dass die Verwaltung sich längst entschieden hat: Das Recht auf Feiern steht über dem der Gesundheit.

Die große Klatsche vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster hat es dabei doch eigentlich sehr deutlich gemacht: Die Stadtverwaltung hat ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Wenn Maßnahmen am Brüsseler Platz mehr als ein Jahrzehnt nicht gefruchtet haben, warum sollten sie ausgerecht jetzt funktionieren? Das „Vom-Platz-quatschen“ der städtischen Vermittler in den Abendstunden hat am Dezibelpegel kaum merklich etwas verändert, ebensowenig wie die Reinigung der Fläche durch die AWB. Kaum war die Platzfläche sauber, waren die Feiernden wieder da – noch lauter und ungestörter als vorher. Wenn sich die Anwohner also als „letzte Maßnahme“ bereits vorstellen können, dass rund um ihre Nachbarschaft ein Zaun herumgebaut wird, wird daran das Maß der Verzweiflung deutlich, die dort mittlerweile herrscht. Denn wer möchte ernsthaft rund um einen Käfig wohnen?

Dass bei der Verwaltung immer noch kein Umdenken stattgefunden hat, muss sich auch für die Bewohner des Viertels wie ein Schlag ins Gesicht anfühlen. Natürlich leben wir in einem Rechtsstaat und auch die Stadt hat ein Recht auf ein Verfahren in nächster Instanz. Dennoch ist das Signal, das sie damit aussendet, fatal. Denn die weitere Verzögerung – vielleicht um ein ganzes Jahr – in einem eigentlich bereits verlorenen Prozess, verlängert nur das Leid derer, die dort wohnen. Ein weiterer Sommer wird ins Land ziehen, sogar einer, der mit einer Fußball-EM im eigenen Land noch mehr Besucher als gewöhnlich anziehen wird.


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