Aschermittwoch der FDP in Köln„Trump hat nicht alle Tassen im Schrank“

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Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann, FDP

Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann zu Gast bei der FDP in der Wolkenburg.

Gewohnt kernig präsentierte FDP-Frontfrau Strack-Zimmermann ihre Thesen in der Kölner Wolkenburg.

Derbe Sprüche und Schenkelklopfer gab es beim politischen Aschermittwoch der FDP Köln in der Wolkenburg nicht, aber durchaus markige Worte der FDP-Frontfrau und Wehrexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Die FDP-Spitzenkandidatin für die Europawahl warnte in ihrer Rede eindringlich vor einer öffentlichen Diskussion über eine europäische Atombombe. Das brisante Thema müsse viel diskreter behandelt werden. „Es bedarf zuerst eines strategisch durchdachten Plans, bevor man mit dem Thema atomare Abschreckung an die Öffentlichkeit geht“, so die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag.

Frankreich biete zwar Gespräche über Atomwaffen an, das Nachbarland verfüge aber keine so umfassende nukleare Abschreckung wie die USA. Diese hätten über Jahrzehnte einen großen Schutzschirm aufgebaut, der auch die baltischen Länder mit einschließe. Notwendig sei es, jetzt eine europäische Verteidigungsarmee in enger Kooperation mit der für die Beschaffung zuständigen Industrie aufzubauen. „Gut, dass sich Scholz und Pistorius gestern beim Spatenstich für die Munitionsfabrik von Rheinmetall in der Lüneburger Heide haben fotografieren lassen. Das wäre vor zwei Jahren noch undenkbar gewesen.“

Strack-Zimmermann kritisierte in diesem Zusammenhang den Widerstand gegen eine Munitionsfabrik in Troisdorf. Die jüngsten Äußerungen von Trump gegen die Nato seien natürlich beängstigend. „Trump hat nicht mehr alle Tassen im Schrank, aber noch beängstigender ist es, dass so viele Amerikaner hinter ihm stehen.“ Europa müsse endlich erwachsen werden und sich selbst verteidigen können, unabhängig vom Ausgang der US-Wahl. Deutschland und seine Verbündeten stünden weiterhin fest an der Seite der Ukraine. „Dort tanzt kein Bolschoi-Ballett. Die Russen morden, foltern, vergewaltigen und ukrainische Soldaten kommen kastriert aus der Kriegsgefangenschaft zurück.“

„Europa ist das geilste Projekt der Erde, das großartigste Friedensprojekt nach zwei grauenvollen Kriegen.
Marie-Agnes Strack-Zimmermann

Bei der anstehenden Europawahl gelte es, den Vormarsch der Rechten zu stoppen. „Der Rand wird breiter.“ Zehn Prozent der AfD-Wähler werde man nicht mehr erreichen können, aber so manchen Protestler aus dem bürgerlichen Lager könne man zurückholen. So müsse man deutlich machen, welch großer Schaden ein „Dexit“ gerade für die Exportnation Deutschland wäre. Nicht zuletzt müsse das Geschichtsbewusstsein in der EU geweckt werden. „Europa ist das geilste Projekt der Erde, das großartigste Friedensprojekt nach zwei grauenvollen Kriegen.“ Den Jungen müsse man erzählen, welch große Errungenschaften Europa vorzuweisen habe etwa wie die Reisefreiheit und das Studieren in Paris, Florenz oder Rom. Diese heute selbstverständlichen Freiheiten müssten nun von allen Demokraten gegen „die braunen Hetzer“ vehement verteidigt werden. Am Schluss ihrer mit Standing Ovations bedachten Rede appellierte die 65-jährige Düsseldorferin an jeden Einzelnen, entschlossen einzustehen für Demokratie und Menschlichkeit und gegen Hass und Hetze.

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