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KriminalstatistikKölner Polizei präsentiert niedrigste Zahlen seit 30 Jahren

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In der diesjährigen Kriminalstatistik macht Köln alles in allem eine gute Figur.

Köln zieht ganz Nordrhein-Westfalen runter. Dies klingt wenig schmeichelhaft, ist jedoch ein Erfolg in Sachen Kriminalitätsbekämpfung. Innenminister Herbert Reul meldete für das gesamte Land einen Rückgang von rund 12 000 Straftaten. Kurios: allein in Köln wurden knapp 10 000 Straftaten weniger registriert als 2019. Die Pandemie beschert Köln die niedrigsten Kriminalitätszahlen seit 30 Jahren. Insgesamt wurden 113 084 Straftaten angezeigt. „Diese Statistik wird als unvergleichbar in die Geschichte eingehen“, ist sich Kölns Polizeipräsident Uwe Jacob sicher.

Die stärksten Rückgänge

Als Folge der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Einschränkungen sind Einbrüche (-18,3 %), Taschendiebstähle (-14,9 %) und Drogendelikte ( -13,7 %) rapide gesunken. Großveranstaltungen, Weihnachtsmärkte und Messen fielen aus – Orte, an denen sich Taschendiebe normalerweise wohl fühlen. Dass die Menschen mehr zu Hause waren, hat Einbrechern das Leben schwer gemacht. Und Drogenhändler haben ihre Geschäfte von der Straße ins Internet verlagert. „Die Vertriebswege haben sich verändert. Gegen Vorkasse sind Drogen auch per Post verschickt worden“, sagt Klaus-Stephan Becker, Leiter der Kriminalitätsdirektion.

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Auch die Taschendiebe scheinen sich umzustellen. Derzeit gehen die Fallzahlen in Nippes nach oben – die Polizei führt dies auf die Videoüberwachung auf vielen Plätzen der Innenstadt zurück. Deutlich zugenommen haben auch Betrugsdelikte im Internet, der Kreditbetrug legte um 375 Prozent zu, weil Menschen auf fingierte Online-Shops reingefallen sind und Geld für Ware zahlten, die nie geliefert wurde.Deutlich mehr Fahrraddiebstähle

Fahrräder sind heiß begehrt

Das veränderte Mobilitätsverhalten der Menschen in der Großstadt führt nicht nur zu guten Umsätzen bei Fahrradhändlern, sondern auch zu einer deutlichen Zunahme von Fahrraddiebstählen. Es gibt aber noch einen zweiten Grund: die Kölner Polizei hat ihre Fahrrad-Ermittlungsgruppe aufgelöst. Denn das Personal ist im vergangenen Jahr massiv in einer Ermittlungsgruppe zur Bekämpfung der Kinderpornografie konzentriert worden. „Wir mussten erhebliche Personalverschiebungen vornehmen“, so Jacob. In der Spitze hatten 350 Beamte für die Ermittlungsgruppe gearbeitet, momentan sind es rund 50.

Neue Wege gegen Trickbetrüger

„Guten Tag, hier spricht die Polizei. Bei Ihnen sollte eingebrochen werden.“ So beginnen meist die Anrufe von Trickbetrügern, die sich als Polizisten ausgeben und es auf das Ersparte von älteren Menschen abgesehen. „Die Anrufer sitzen im Ausland. Prävention ist deshalb das m Mittel unserer Wahl“, sagt Uwe Jacob. Nun lässt die Polizei Brötchentüten mit Warnhinweisen bedrucken. Auch die Geldkuverts bei Banken erhalten Aufdrucke der Polizei, um potenzielle Opfer vor Schaden zu bewahren.

Hier hat die Polizei viel zu tun

Die Kölner Polizei ist für die Überwachung von 70 sogenannten „Gefährdern“ zuständig, von denen potenzielle Terrorgefahr ausgeht. Allein 40 Beamte sind nur hiermit beschäftigt. Zudem mussten 2237 Todesermittlungsverfahren geführt werden – in den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl verdoppelt. Gemeint sind Fälle, in denen Ärzte eine ungeklärte Todesursache feststellen. Insgesamt 68 Mal wurde nach schweren Gewaltdelikten eine Mordkommission gegründet.

Aufklärungsquote leicht gesunken

In Köln wird fast jedes zweite Verbrechen geklärt, die Aufklärungsquote liegt bei 49,6 Prozent. Der leichte Rückgang um gut zwei Prozent hängt laut Polizei damit zusammen, dass vor allem die leicht aufzuklärenden Delikte stark nachgelassen haben – also Drogendelikte und beispielsweise das Schwarzfahren in der Bahn.

Keine Zunahme häuslicher Gewalt

Auch für die Polizei ist dies die größte Überraschung der statistischen Entwicklung: die häusliche Gewalt hat nicht zugenommen, ist sogar um 6,7 Prozent gesunken. „Wir hatten mit einem Anstieg gerechnet. Dies sind aber nur die angezeigten Taten“, verdeutlicht Becker.

Außergewöhnliche Entwicklungen

In der Innenstadt ist die Kriminalität am stärksten gesunken. Zugenommen hat sie aber im Westen der Stadt. Verantwortlich hierfür sind laut Polizei zahlreiche Fahrraddiebstähle im Bereich der Universität sowie eine Serie von Kelleraufbrüchen. Zugenommen haben auch die Sachbeschädigungen – es gab Serien demolierter Autospiegel.