Martin Schmitz betreibt das Ein-Mann-Unternehmen „Stella“ und einen Kunstort, die „micro galerie“.
Tausendsassa aus KölnMartin Schmitz ist sowohl Schreiner als auch Möbeldesigner und Techno-DJ

Martin Schmitz in seiner Atelierwohnung in Mülheim.
Copyright: Nabil Hanano
Hinter heruntergelassenen Jalousien im Erdgeschoss an der Mülheimer Freiheit Nummer 142 verbirgt sich ein schöpferischer Ort. Nicht weit von der einstigen Wirkungsstätte der Künstlergruppe der Neuen Wilden, die in den 1980er Jahren die Kölner Kunstszene aufmischte, hat sich Martin Schmitz in seiner Atelierwohnung eingerichtet.
Unter Stuckdecken im Altbau von 1890 machte früher Friseur Profitlich den Mülheimern die Haare schön. Seit 2009 wohnt und arbeitet der Schreinermeister, Möbeldesigner, Objektemacher, Ausstellungsorganisator und Techno-DJ im einstigen Ladenlokal nah am Rhein. Eine Art Zimmer für Alles für sich allein, wo er seinen Freiraum genießt.
Gestalter mit rosa Kühlschrank
„Stella“ wie der „Stern“ mit seinen Strahlen in verschiedene Richtungen, das schien Martin Schmitz ein passender Name für seine vielseitigen Interessen zu sein. Neben dem Ein-Mann-Unternehmen „Stella Raum & Möbelgestaltung“ betreibt der Multitasker auch die „micro galerie“, ein Kunstort, in dem er Werke von Künstlern ausstellt, Lesungen und früher häufiger Konzerte veranstaltet.
Die Besucher können dann auch gleich seine etwas anders gestaltete Wohnung erleben. Sein DJ-Pult steht mitten im Raum. Das Pult mit den zwei Plattentellern war sein Meisterstück zum Abschluss der Meisterausbildung. In den drei gegeneinander verschobenen Kuben im Bauhaus-Stil ist viel Stauraum für CDs und Kassetten, die der Techno-Experte auch selbst produziert hat.

Das DJ-Pult von Martin Schmitz steht mitten im Raum.
Copyright: Nabil Hanano
Der passionierte Vinyl-Sammler und DJ baut nicht nur Pulte nach Wunsch, sondern moderne Einzel- und Einbaumöbel wie Schränke und Wandregale oder Küchenzeilen aus Holz und anderen Qualitätswerkstoffen, funktional, meist mit einem „Twist“ durch farbige Lacke wie die rosafarbene Ummantelung für seinen Kühlschrank zum Beispiel. Daneben hat der Gestalter Spaß daran, für Kunstobjekte Rahmen, Podeste und Präsentationsobjekte zu entwerfen.
Künstlerischer Tausendsassa: Inspiration in der Badewanne
Wenn andere eine Runde im Park spazieren oder Rad fahren, um den Kopf freizubekommen für neue Ideen, legt sich Martin Schmitz gern mal morgens 15 Minuten in die Badewanne mit freier Sicht aufs 45-Quadratmeter-Reich. Danach macht er sich inspiriert auf in seine Dellbrücker Tischlerwerkstatt und fertigt Möbel für die verschiedensten Kunden nach Maß und individuellen Wünschen. „Auf die Gestaltung für das LP-Regal mit der Plexiglas-Rückwand bin ich beim Baden gekommen“, erzählt der vielseitige Gestalter und zeigt auf das im Türsturz scheinbar schwebende Stück für seine Plattensammlung.

Die Idee kam beim Baden: ein LP-Regal mit Plexiglas-Rückwand.
Copyright: Nabil Hanano
Wenn neben dem Brotberuf Zeit bleibt, designt er „zur Entspannung“ Regale und Sitzobjekte aus alten Steinfensterbänken etwa aus Granit und Marmor, mit Holzelementen kombiniert und spielerischen Kontrasten von Material, Form und Farbe. „Es ist auch nachhaltig, altes Baumaterial zu verwenden, was ansonsten auf dem Schrott gelandet wäre“, betont der 44-Jährige. Das hält er mit Blick auf seine Kleidung ebenso, die er im Vintage-Fairstore der Diakonie Michaelshoven kauft.
Viel Anschauungsmaterial für interessierte Kunden bietet ein Besuch im Universalraum. Daneben teilt er sich mit seiner langjährigen Lebensgefährtin und dem gemeinsamen Sohn (7) eine Altbauwohnung gegenüber. „Das passt für uns gut“, so Martin Schmitz, „wir sind schon 26 Jahre zusammen.“ Auf der anderen Straßenseite wird gemeinsam gewohnt und zu Abend gegessen.
Bei ihm gegenüber hat alles seinen Platz, vieles verschwindet hinter Einbaufronten, so dass die Bilder und Objekte gut zur Geltung kommen. Ab Mai sind hier Collagen von Laura Lot zu sehen. Und „Stella“ peilt wieder eine neue Richtung an: Schmitz malt. Nicht wild wie einst die Gruppe „Mülheimer Freiheit“, Hausnummer 110, sondern abstrakt mit Lackstift auf MDF in Nummer 142.