Autoposer in KölnPolizei zieht Sportwagen und Führerscheine aus dem Verkehr

Ende einer Ausfahrt: Nach riskanten Fahrmanövern beschlagnahmt die Polizei den Audi R8 eines Mannes.
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Köln – Als der Tag schon lange gegangen ist, kommt Leben auf am Rheinufer in Poll. Tagsüber tummeln sich auf der Alfred-Schütte-Allee nahe des Deutzer Hafens Radfahrer und Spaziergänger, gegenüber ragen die Kranhäuser auf und dominieren das Panorama. Jetzt ist es stockdunkel, es ist 1.30 Uhr, früher Samstagmorgen. Und es herrscht erhöhtes Verkehrsaufkommen.
Hinter dem Blitzer wird wieder Gas gegeben
Was früher die Kölner Ringe waren, ist jetzt das rechtsrheinische Rheinufer. Hier treffen sich Autoposer, Tuner und junge Fahrer, die gerne aufs Gaspedal treten. Dass die Polizei für das Wochenende ihr Kommen angekündigt hatte, scheint die Szene nicht zu stören. Plötzlich biegt ein roter Audi R8 um die Ecke und beschleunigt so stark, dass sich das Heck des Sportwagens beinah quer stellt. Die Polizei beendet die Fahrt und stellt sowohl den Führerschein des Fahrers (28) als auch dessen Fahrzeug sicher. Das mehr als 100 000 Euro teure Fahrzeug landet schließlich auf einem Abschleppwagen.
Insgesamt drei Sportwagen stellt die Polizei in dieser Nacht sicher, neben dem Audi sind es ein BMW und ein Porsche. Außerdem konfiszieren die Beamten die Führerscheine der Fahrer, allesamt Männer, die noch keine 30 Jahre alt sind.
Szene-Treffpunkt am Rhein ist kein Geheimnis
Dass sich die Szene am Rheinufer trifft und zwischen Tanzbrunnen, Messeparkplatz 25 und Alfred-Schütte-Allee immer wieder zeigt, was unter den Hauben ihrer Fahrzeuge steckt, ist kein Geheimnis. Am Fahrbahnrand stehen staunend zwei Jungs, höchsten 14 Jahre alt, mit ihren BMX-Fahrrädern. Sie reißen das Vorderrad hoch und zeigen, was sie können. Noch hat ihr Fahrzeug zwei Räder.
Die Szenerie wirkt wie eine Mischung aus Autoshow und PS-Picknick. Angestoßen wird mit Gin und Wodka aus Flaschen, die anschließend wie Trophäen auf den Wagendächern drapiert werden. „Auto-Poser-Volksfest“ nennt die Polizei das Spektakel. Hin und wieder heult ein Motor auf, Bässe von Stereoanlagen bilden den Soundtrack zur Nacht.
Männer sind eindeutig in der Überzahl
„Wir wollen Spaß haben. Aber wir halten uns an die Regeln“, behauptet ein junger Mann, der neben einem schicken VW-Golf steht. Manche Fahrer haben ihre Freundin mitgebracht, doch Männer sind hier eindeutig in der Überzahl. Einige stehen am Straßenrand und ziehen abwechselnd an einer Shisha. Zwischendurch erteilen die Beamten Platzverweise wegen Verstößen gegen die Corona-Schutzverordnung.
Auch die Stadt weiß, was nachts am Rheinufer passiert. Am Fahrbahnrand steht ein mobiler „Blitzer“, dessen Existenz einige Fahrer zu skurrilen Fahrmanövern verleitet. Einige Meter vor dem Gerät treten sie die Bremse, sobald sie den Kasten passiert haben, treten sie geräuschvoll das Gaspedal durch.
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Die Polizei hat es vor allem auf riskante Fahrmanöver abgesehen. Auf der Siegburger Straße stoppen sie einen Porsche 911. Unmittelbar vor einer Bushaltestelle lässt der Fahrer durch einen beherzten Tritt aufs Gaspedal das Heck ausbrechen. Sein Führerschein ist nun weg.
Reihenweise ziehen die Beamten Fahrzeuge aus dem Verkehr. Sie leuchten mit Taschenlampen in Radkästen und messen den Auspufflärm. „Jeder, der meint, die PS-Stärke eines Fahrzeugs auf der Straße unter Beweis stellen zu müssen, muss mit ernsten Konsequenzen rechnen“, droht die Polizei in ihrer Einsatzbilanz. Die Polizei wird wiederkommen. Die Raser auch.