Autonomes Zentrum in KölnAktivisten wollen Standort in Sülz behalten

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Das Autonome Zentrum an der Luxemburger Straße 93.

Das Autonome Zentrum an der Luxemburger Straße 93.

Köln – Die Nutzer des sogenannten Autonomen Zentrums (AZ) wollen das Gebäude an der Luxemburger Straße 93 Ende 2018 nicht verlassen – obwohl das mit der Stadt als Eigentümerin des Gebäudes per Mietvertrag so geregelt ist. „Wir gehen 2018 nicht ohne Widerstand“, sagt Sprecher Phillipp Schmidt, der seinen richtigen Namen nicht nennt, aus Angst vor Angriffen aus der rechten Szene.

Das politisch links orientierte AZ hat nun eine Petition im Internet gestartet mit dem Ziel, an diesem Standort – also zwischen Amtsgericht und dem Neubau des Historischen Archivs – bleiben zu können. Bislang haben etwas mehr als 3100 Menschen die Aktion unterstützt.

Laut Stadtsprecherin Inge Schürmann laufen Gespräche zwischen AZ-Vertretern und der Verwaltung. „Dabei geht es um einen Ersatzstandort“, sagt Schürmann. Heißt: Das AZ muss die Fläche auf jeden Fall räumen, denn an dessen Stelle soll der verlängerte Grüngürtel im Zuge der „Parkstadt Süd“ entstehen.

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Bauprojekt soll tausende Wohnungen und Arbeitsplätze schaffen

Der Name steht für eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Kölns, dabei sollen tausende Wohnungen und Arbeitsplätze in Bayenthal, Raderberg, Zollstock und Sülz entstehen. Die Planungen sehen vor, dass ein grüner Park das heutige AZ ersetzt, das Haus also abgerissen wird. Allerdings ist noch unklar, wann die „Parkstadt Süd“ tatsächlich kommt, viele Fragen sind noch offen.

Das AZ selbst bezeichnet sich als Zusammenschluss verschiedener sozialer und linker Projekte, laut Sprecher Arne Keller proben Bands in den Garagen, Künstler arbeiten in Ateliers, zudem gebe es an manchen Tagen eine kostenlose Essensversorgung sowie eine Fahrradreparaturwerkstatt. 

Keine Straf- oder Gewalttaten im AZ-Umfeld

Mehrere hundert Menschen seien regelmäßig einmal die Woche auf der Fläche, unter anderem zum Sporttreiben oder zur politischen Diskussion. Die Polizei schrieb zuletzt auf eine Anfrage der CDU über mögliche Gewalttaten im AZ-Umfeld, dass keine Straf- oder Gewaltdaten registriert seien.

Seit April 2015 nutzt das AZ das frühere Kanalbauamt der Stadt für seine Zwecke, der Vertrag zwischen beiden Parteien läuft Ende 2018 aus. Laut Schürmann zahlt das AZ keine klassische Miete, stattdessen ein Betriebskosten- und Nutzerentgelt. Die Vereinbarung sieht vor, spätestens im Januar 2018 Gespräche aufzunehmen, um zu schauen, wo das AZ ab 2019 unterkommt.

Keller sieht auch die Stadt in der Pflicht, er sagt: „Die Lösungssuche ist nicht nur unsere Aufgabe.“ Und: „Über den Standort können wir nicht reden, aber über mögliche Veränderungen am jetzigen Standort können wir sprechen.“ Dem AZ schwebt vor, das Gelände in den neuen Park zu integrieren. Aktuell ist es nicht zugänglich, die Garagen und das Hauptgebäude bilden ein geschlossenes Rechteck. Laut Keller könnte man das Areal an drei Stellen öffnen. „Aber das Zeitfenster für eine offizielle Lösung wird immer kleiner“, sagt Keller.

2009 startete Kampagne für einen Treffpunkt

Das AZ hatte laut eigenen Angaben im Jahr 2009 die Kampagne „Pyranha“ gestartet, sie warb für ein AZ. Im April 2010 besetzen Aktivisten die ehemalige Kantine von Klöckner-Humboldt-Deutz in Kalk, ein Jahr später einigten sich Besetzer und Eigentümer auf einen Mietvertrag – kurz vor der Durchsetzung der Räumungsklage mit der Polizei.

2013 unterzeichneten AZ und Stadt den Nutzervertrag für das frühere Domizil der städtischen Lebensmittelüberwachung am Eifelwall 7, das AZ siedelte auf Zeit um, da das Gebäude abgerissen wurde. Also setzten Stadt und AZ einen neuen Vertrag auf, seit 29. April 2015 nutzt das Autonome Zentrum das frühere Kanalbauamt – Stand jetzt vermutlich nur noch bis Ende 2018.

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