Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Teufelskreis“In Köln und Region hängt die Kita-Qualität vom Wohnort ab – Verdi warnt

3 min
Spielzeug liegt in einer Kindertagesstätte auf dem Boden. (Symbolbild)

In Kindertagesstätten in Köln und der Region arbeiten immer mehr Menschen, die keine pädagogische Ausbildung haben. (Symbolfoto)

Laut einer Studie haben weniger als ein Drittel der Kitas in NRW genug gut ausgebildetes Personal – die Basis für gute frühkindliche Bildung.

Fachpersonal fehlt, der Platzbedarf steigt und viele Kommunen stehen unter Kostendruck. Darum öffnen Kindertagesstätten sich beim Personal mehr und mehr anderen Berufsgruppen. Eine aktuelle Bertelsmann-Studie hat den Anteil der Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen in Deutschland untersucht. Gemäß der Studie bestehe die Tendenz zur „De-Professionalisierung“ und „strukturellen Absenkung des Qualifikationsniveaus“.

Laut der Stiftung zählen zum Fachpersonal Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen oder Erzieherinnen und Erzieher. Sozialassistentinnen und Sozialassistenten oder Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger mit lediglich zweijähriger Ausbildung werden hingegen nicht dazugezählt.

In NRW sind laut Untersuchung durchschnittlich 74,1 Prozent aller pädagogisch Tätigen pro Kita einschlägig ausgebildete pädagogische Fachkräfte – bezogen auf den Stichtag 1. März 2024. Weniger als ein Drittel der Kitas in NRW kommen auf einen Wert von mindestens 82,5 Prozent an Fachkräften pro Kita. Zudem ging der Anteil an Fachkräften in Kindertagesstätten eindeutig zurück. Ein Anteil von unter 70 Prozent gilt als niedrig. Im Mittel bewegen sich Kitas mit einem Anteil zwischen 70 und 82,5 Prozent.

Köln und Region: So viel Fachpersonal haben die Kreise und Städte

In Köln können nur 13,1 Prozent der Kitas auf einen hohen Anteil an pädagogischen Fachkräften zurückgreifen. Über 54 Prozent haben einen geringen Anteil und gut 32 Prozent bewegen sich im Mittelfeld.

Im Rhein-Erft-Kreis haben 56,3 Prozent einen Fachkräfteanteil von unter 70 Prozent. Nur 16,3 Prozent können sich zu den Kitas mit zahlreichen pädagogisch Tätigen zählen.

Im Kreis Rhein-Sieg haben 51,8 Prozent der Kindertagesstätten einen niedrigen Anteil an Fachpersonal. Bei 16,8 Prozent der Kitas besteht ein hoher Anteil.

Im Rheinisch-Bergischen Kreis liegt der Anteil der Kitas mit vielen Fachkräften bei 19,9 Prozent; 48,8 Prozent haben eine zu geringe Zahl an ausgebildetem Personal.

Im Kreis Euskirchen haben 48,4 Prozent der Kitas zu wenig pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Nur 19 Prozent kommen auf den angestrebten Anteil an Fachpersonal.

Im Oberbergischen Kreis sind nur 35 Prozent der Kitas von einem Fachkräftemangel betroffen. 36,9 Prozent liegen im Mittelfeld und 28, 1 Prozent können vermehrt auf hoch qualifiziertes Personal zurückgreifen.

In der Stadt Leverkusen liegt der Anteil an Kitas mit geringer Zahl von Fachpersonal ebenfalls nur bei 37,1 Prozent. Über 20 Prozent der Kitas haben einen hohen Anteil an Fachkräften, während 42,7 Prozent im Mittelfeld liegen.

Ganz NRW: Örtliche Unterschiede fallen stark aus

Wie viele Kitas in den einzelnen Kreisen und kreisfreien Städten auf die hohe Fachkraftquote von 82,5 Prozent und mehr kommen, unterscheidet sich enorm. In der Landeshauptstadt Düsseldorf sind es rund 14 Prozent, in NRWs drittgrößter Stadt Dortmund sogar über ein Drittel.

Mit einem Anteil von über 40 Prozent schneiden Mülheim an der Ruhr sowie die Kreise Kleve, Herford, Lippe, Olpe, Siegen-Wittgenstein und der Märkische Kreis vergleichsweise gut ab. Die beste Quote erreicht jedoch der Kreis Höxter mit 62,0 Prozent.

Laut Verdi setzt Politik die Qualität der NRW-Kitas aufs Spiel

Nach Meinung der Gewerkschaft Verdi NRW hat die Entwicklung zum „verstärkten Einsatz von immer mehr nicht ausreichend qualifizierten Personal“ dramatische Folgen für die Qualität der pädagogischen Arbeit. Die Betreuungsquoten würden damit lediglich nominell erfüllt.

„Der Teufelskreis aus Dequalifizierung, De-Professionalisierung, Überlastung und Personalmangel setzt sich weiter fort. Gerade in NRW wird erneut deutlich, wie stark die Kassenlage der Kommunen den Einsatz qualifizierter Fachkräfte bestimmt.“ erklärt Gabriele Schmidt, Landesbezirksleiterin Verdi NRW, in einer aktuellen Mitteilung, die zur Studie Bezug nimmt. „Der Personalmangel, die hohe Belastung und die ständige Fluktuation treffen in NRW unmittelbar Kinder, Eltern und die Beschäftigten in den Kitas“, so Schmidt. „Anstatt den Mangel weiter zu verwalten, brauchen wir endlich echte Lösungen. Bund, Land und Kommunen dürfen die Verantwortung nicht länger hin- und herschieben.“