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„Nicht mehr meine Partei“Fritz Schramma verlässt die CDU

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Fritz und Ulla bekamen in 2024 von Anne Henk-Hollstein (r.) den LVR-Rheinlandtaler für ihre Engagement bei der Opferhilfe verliehen.

Kölns ehemaliger Oberbürgermeister Fritz Schramma (78) ist aus Verärgerung über den Führungsstil in der örtlichen Partei und Fraktion aus der CDU ausgetreten.

In wenigen Wochen hätte Fritz Schramma eine Auszeichnung von seiner Partei, der Kölner CDU, erhalten. Das ist üblich, wenn jemand ein halbes Jahrhundert Mitglied ist wie er. Im Jahr 1976 eingetreten, hat er sich immer wieder engagiert in Diskussionen im Kreisverband der Union eingeschaltet. Schon in den 1990er Jahren gehörte er einem innerparteilichen Forum an, das Erneuerung forderte: Mehr Fachleute anstelle von Politikern in Aufsichtsräten kommunaler Unternehmen, kein Klammern an Posten. Aus Verärgerung über die Rolle des damaligen Partei- und Fraktionsvorsitzenden Bernd Petelkau in der Affäre um die Besetzung von Posten bei den Stadtwerken hatte Schramma 2021 bereits den Ehrenvorsitz der Kölner CDU abgegeben. Nun ist er gemeinsam mit seiner Ehefrau und seiner Tochter aus der Partei ausgetreten.

„Nacht-und-Nebelaktion“ der Fraktion

Auslöser seiner Verärgerung, die zu dem Austritt geführt hat, waren die Folgen der Kommunalwahl im September. „Bei dieser katastrophalen Wahl sind alle Ziele verfehlt worden“, sagt Schramma und meint damit, stärkste Fraktion zu werden und den Oberbürgermeister zu stellen – eine Position, die er selbst neun Jahre lang innehatte. „Dann hat man am nächsten Morgen um acht Uhr in einer Nacht-und-Nebel-Aktion eine Sitzung abgehalten, bei der Fraktionschef Bernd Petelkau und Geschäftsführer Niklas Kienitz wiedergewählt wurden“, beschwert sich Schramma im Gespräch mit der Rundschau.

Es habe trotz der „katastrophalen“ Niederlage der CDU keine Selbstreflexion oder -kritik gegeben. „Ich mache das einfach nicht mehr mit“, so Schramma. Seinen Austritt will er nicht als persönliche Resignation, sondern als Appel vor allem an jüngere Parteimitglieder verstanden wissen: „Ich habe nicht mehr die Kraft, mich da noch einmal großartig zu engagieren.“

"Das ist alles kein Stil"

Zuvor hatte bereits Oliver Kehrl auf sein Ratsmandat nach der Kommunalwahl verzichtet (wir berichteten). „Ich finde das richtig und gut, denn auch er ist im Vorfeld mit Petelkau aneinandergeraten“, ordnet Schramma das ein. Auch dass Bürgermeister Ralph Elster bei der erwähnten Sitzung überraschend „abgesägt“ worden sei, empöre ihn: „Das ist alles kein Stil. Ich verstehe auch nicht, dass die Parteivorsitzende das so mitträgt.“

Die Bundestagsabgeordnete und Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Serap Güler, ist seit April Vorsitzende der Kölner CDU. Sie folgte auf Karl-Alexander Mandl, der zuvor seinen Rücktritt erklärt hatte. „Er verkörperte für die Kölner CDU die Chance, wirklich etwas von Grund auf zu verändern“, meint Schramma über Mandl. Güler dagegen sei überfordert und hätte damals nicht für den Parteivorsitz kandidieren dürfen: „Sie ist der unbestrittene Star der Kölner CDU nach außen. Aber auf dem Posten einer Parteivorsitzenden halte ich sie für verkehrt. Das kann man nicht leisten, wenn man in Berlin sitzt und sogar noch weltweit unterwegs ist.“

Basis der CDU Köln vernachlässigt

Die Basis der Mitglieder komme in der Kölner CDU nicht mehr zu Wort, erklärt Fritz Schramma: „Da sind ganz viele Leute, die würden sich gerne einbringen, aber sie kommen einfach gar nicht zum Zuge, weil dieses alte System an der Spitze so verkrustet ist.“ Da stimme der Satz: „Der Fisch stinkt vom Kopf her.“ Das sei „sehr bedauerlich“ für eine potenziell starke Partei, wie sie die CDU in Köln eigentlich sei. Als Beispiel nennt Schramma den Eintritt etlicher Neumitglieder kurz vor Vorstandswahlen, die danach direkt wieder austräten: „Das sind alles so Marotten.“

„Die Jungs und Mädels machen das nach wie vor nur, um ihre eigenen Pfründe zu sichern“, ärgert sich Schramma: „Das möchte ich nicht mittragen, das ist nicht mehr meine Partei.“ Deshalb habe er nun den Schlussstrich gezogen.

Vorwürfe gegen Serap Güler

Jetzt müsse die „schweigende Mehrheit in der Partei“ sich zu Wort melden: „Dazu gehören die ganz normalen Leute, die Ehrenamtlichen in den Bezirken.“ Viele von denen würden ihm „tagtäglich ihr Leid klagen“, genauso wie Verantwortliche in städtischen Ämtern oder Wirtschaftsbosse: „Die müssen auch alle mal mit anpacken, viele sind ja Mitglied in der CDU.“ Dafür brauche man aber eine Figur, die den Kreisverband leitet: „Diese Kölner CDU wird nicht geführt.“

Man habe mit dem Druck der innerparteilichen Opposition die Trennung des Vorsitzes von Partei und Fraktion durchgesetzt. „Aber das war nur der erste Schritt“, sagt Schramma: „Jetzt geht es auch darum, wieder eine Begeisterung zu schüren. Das müssen jetzt andere, vor allem jüngere Leute machen.“

Es dürfe nicht mehr darum gehen, dass „das Alte einfach immer festgezurrt wird“, dass „alte Verhältnisse zu Ämtern und Pöstchen einfach auf immer und ewig festgeschrieben sind“. Sollten diese Weichenstellungen wirklich kommen, wird Schramma zumindest selbst nicht mehr aktiv daran mitwirken.