Torsten Burmester, Kölns neuer Oberbürgermeister, beginnt seinen ersten Arbeitstag mit einem vollen Terminkalender und viel Zuversicht. Was ihn erwartet.
Kölns neuer OberbürgermeisterTorsten Burmester startet am Montag in sein Amt

Das Amtszimmer: Der neue OB Torsten Burmester an seinem Schreibtisch im Rathaus.
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Montagmorgen in der Linie 106 Richtung Heumarkt. Torsten Burmester sitzt im Bus auf dem Weg zur Arbeit, so wie Tausende andere Kölnerinnen und Kölner. Nur führt sein Weg ihn heute an seinem ersten offiziellen Arbeitstag ins Historische Rathaus der Stadt Köln. Dabei hat er gleich einen gut gefüllten Terminkalender vor der Brust.
Dass er von Bayenthal mit dem Bus zur Arbeit fahren will, hat der SPD-Politiker im Wahlkampf immer wieder gesagt. Wie häufig er das am Ende schafft, wird der Terminkalender zeigen. Am heutigen Montag zumindest steigt er am Heumarkt aus und geht zum Rathaus. Ein bisschen Lampenfieber am ersten Tag im neuen Job gehört auch beim OB dazu. „Es wäre nicht menschlich, wenn es nicht so wäre. Ich bin zugleich etwas aufgeregt und demütig, denn es ist ein großes Amt mit großen Fußstapfen“, beschreibt es der neue OB im Gespräch mit der Rundschau.

Henriette Reker übergibt den Schlüssel an OB Torsten Burmester
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Die erste Nervosität wird jedoch schnell verfliegen, denn der erste Tag ist gleich durchgetaktet. Der Computer ist bereits eingerichtet, die E-Mail-Adressen sind vorbereitet. Seit dem 28. September, als er sich in der Stichwahl gegen die Grünen-Kandidatin Berivan Aymaz durchsetzte, ist bereits einiges an Vorarbeit gelaufen. Nun steht als Erstes eine Lagebesprechung im kleinen Kreis an, mit dem persönlichen Referenten, dem Leiter des OB-Amts und dem Pressesprecher. Im Anschluss kommt seine Vorgängerin für ein letztes Übergabegespräch ins Amtszimmer. Dabei war Burmester wichtig, dass er trotz Feiertag am 1. November und Wochenende nicht einfach so das Rathaus übernimmt. Deshalb hat er sich am Samstag in aller Ruhe mit Henriette Reker für die offizielle Amtsübergabe mit Händedruck getroffen.
Wird das OB-Büro neu gestaltet?
Ab heute sitzt er am Schreibtisch im OB-Amtszimmer. Eine neue Einrichtung oder neues Mobiliar wird es nicht geben. Dafür sei kein Bedarf, sagt Burmester. Sein neues Büro wird aber nicht unpersönlich. „Ich habe eine Kaffeetasse mitgebracht, die mir meine Kinder vor einiger Zeit bemalt haben. Diese Tasse begleitet mich jetzt schon einige Zeit in meinem Berufsleben“, verrät er. Burmester ist verheiratet und stolzer Vater von zwei Töchtern, wie er selbst sagt. Zudem hat er eine Postkarte mit dem Schriftzug „Gruß aus Meschenich“ mitgebracht, die er nach dem Wahlkampf als Geschenk erhielt. Die Postkarte zeige den Kölnberg oder zumindest die Planungen Anfang der 1970er-Jahre, damals noch mit Tennisplätzen und Pool vor den Hochhäusern, beschreibt Burmester.
Während des Wahlkampfs war er unter anderem mit der Caritas bei einem Stadtteilspaziergang am Kölnberg unterwegs. Das Motiv diene als stetige Erinnerung an die vielfältigen Themen der Stadt und all ihrer Bezirke und Stadtteile. „Was ich im Wahlkampf gesagt habe, ist jetzt Pflicht!“ Bevor es jedoch in die politischen Themen geht, muss sich der Stadtrat konstituieren und der neue OB offiziell vereidigt werden. Am Donnerstag, 6. November, wird es soweit sein. Dann bekommt er auch die Amtskette offiziell umgehangen. Da diese mit ihren vielen Nadeln und Kettengliedern nicht ganz einfach anzulegen sei, gebe es zuvor noch einen Anprobetermin.
OB Burmester: Am Anfang an Musik in den Themen
Doch zurück zum ersten Tag im neuen Job: Nach dem Gespräch mit Henriette Reker geht es für den Ersten Bürger der Stadt die Treppe hinunter vom Amtszimmer in die Piazzetta. Eine Begrüßungsveranstaltung mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des OB-Dezernats. Dazu gehören das OB-Amt, das Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie das Rechnungsprüfungsamt und auch das Amt für Integration und Vielfalt. Ob sich an der Verteilung der Ämter und der Zahl der Dezernate etwas ändert, wird sich erst zeigen, wenn der neue Stadtrat die Arbeit aufnimmt. Die ersten politischen Gespräche stehen dennoch bereits am Montag an, dabei kommen auf das neue Verwaltungsoberhaupt zunächst viele interne Besprechungen zu.
Einen ruhigen ersten Tag erwarte der neue Verwaltungschef dabei definitiv nicht, sagt er. Bei den Themen sei von Anfang an Musik drin, und es müsse viel organisiert werden. Nächste Woche steht gleich der Sessionsbeginn am Elften im Elften an, dazu kommen die brandaktuellen Themen aus dem Wahlkampf: der Neumarkt und sein Drogenproblem, der durch die Debatte über die Fördergelder im Landtag neu entfachte Diskurs um den Tunnel auf der Ost-West-Achse und vieles mehr.
Da trifft es sich gut, dass der Verwaltungsvorstand erstmals am Dienstag in voller Runde mit dem neuen OB tagt. Dabei trifft Burmester zum ersten Mal in seinem neuen Amt auf seinen Mitbewerber und Wahlkampf-Konkurrenten der CDU, Baudezernent Markus Greitemann. Die Vorstandsspitze kommt auf Wunsch von Burmester in Kalk zusammen, wo der Sozialdemokrat sein Wahlkampfbüro hatte. In Zukunft sollen die Sitzungen durch die Stadtbezirke rotieren. Der erste öffentliche Termin steht am Dienstagabend an: In der Philharmonie spielt das Gürzenichorchester anlässlich der Ausstellung „Amazônia“ ein Sonderkonzert, dabei werden die Bilder des brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado gezeigt. Die gleichnamige Ausstellung läuft seit Mittwoch im Rautenstrauch-Joest-Museum.
Burmesters Turnschuhe aus dem Wahlkampf kommen unter den Hammer
In der Philharmonie heißt es dann aber auch: Abendgarderobe. Damit verschwinden die grauen Adidas-Turnschuhe mit den orange-pinken Sohlen zum blauen Anzug, in denen Torsten Burmester auf nahezu jedem Foto zu sehen war. Die Schuhe haben ihn durch den Wahlkampf getragen. Nun sollen sie demnächst für einen guten Zweck versteigert werden, verrät Burmester. Wann und mit welchem Partner, sagt er noch nicht. Aber er hoffe, er bekomme das Modell noch einmal in neu in der gleichen Farbe, auch wenn er sie dann nicht mehr so oft tragen wird aufgrund von „protokollarischen Verpflichtungen“, sagt er und lacht. „Ich habe noch keinen Oberbürgermeister erlebt, der bei der Prinzenproklamation in Turnschuhen aufgetreten ist.“ Der Wahl-Kölner und FC-Fan wird sich treu bleiben. Und immer dann, wenn das Protokoll es zulässt, trifft man ihn möglicherweise mit Anzug und Turnschuhen im Bus auf dem Weg ins Rathaus.
