Das Kölner Gesundheitsamt will die Überprüfung von Subtanzen in Drogen-Konsumraum anbieten. Der Bundestag hatte dafür den Weg frei gemacht, nun soll eine Landesverordnung kommen.
LandesverordnungUnreine Drogen sollen im Kölner Drogen-Konsumraum getestet werden

Polizeilich sichergestellte Drogen: Sind sie verunreinigt oder zu stark, kann das lebensgefährlich sein.
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Illegale Drogen können nur auf dem Schwarzmarkt erworben werden. Einen Verbraucherschutz gibt es da natürlich nicht, was zuweilen dramatische Folgen für die Konsumentinnen und Konsumenten haben kann. Eine zu starke Konzentration oder eine ungewollte Beimischung anderer Substanzen können im wahrsten Wortsinn lebensgefährlich wirken. Überprüfen lassen können die Betroffenen die Stoffe bisher allerdings nicht. Sie müssen den kriminellen Schwarzmarkt-Händlern blind vertrauen. Das könnte sich bald ändern: Das städtische Gesundheitsamt prüft, im Drogenkonsumraum sogenanntes „Drug Checking“ anzubieten.
Der Bundestag hatte dafür den Weg frei gemacht, nun soll bald eine notwendige Verordnung des Landes Nordrhein-Westfalen veröffentlicht werden. Die Landesregierung hatte entsprechende Pläne im Sommer angekündigt (wir berichteten), im Gesundheitsausschuss des Landtags wurde die Vorschrift ohne Diskussion durchgewunken. Ein Sprecher des Ministeriums erklärte auf Anfrage, dass die Verordnung voraussichtlich noch in diesem Jahr veröffentlicht wird – und dann umgehend gültig ist.
Für Konsumraum-Nutzende
Das Regelwerk beschreibt, dass das „Drug Checking“ der Substanzanalyse, der Risikoeinschätzung und der gesundheitlichen Aufklärung über die Folgen des Konsums von Betäubungsmitteln für den Nutzerkreis dienen soll. Das Angebot dürfe ausschließlich Nutzerinnen und Nutzern von genehmigten Drogenkonsumräumen zugänglich gemacht werden, getestet werden dürfen nur Drogen, die zum Eigenkonsum mitgeführt werden.
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An den Betrieb der Drogen-Kontrollstellen werden vom Land klare Bedingungen geknüpft. So dürfen nur speziell geschulte Personen, die keine Vorstrafen haben, die Tests mit zuverlässigen Geräten machen. Analysiert werden sollen die Zusammensetzung und Art der untersuchten Probe, deren Reinheit und Konzentrationsstärke sowie eventuelle Beimischungen. Das Ergebnis bekommen nicht nur die Nutzerinnen und Nutzer. Es ist vorgesehen, bei problematischen Feststellungen eine öffentliche Warnung auszugeben. Jede Testung muss elektronisch dokumentiert werden.
Wissenschaftliche Begleitung
Das Angebot soll als Projekt fünf Jahre lang aufrechterhalten werden und wird wissenschaftlich begleitet. Sollte das Modell Erfolg haben, könnte es auch über diesen Zeitraum hinaus weiterlaufen. In NRW beschränkt es sich aber auf Drogenkonsumräume, eine Überprüfung von Partydrogen wie Ecstasy vor Ort beispielsweise in Clubs ist nicht vorgesehen. Betreiber von Konsumräumen, die das „Drug Checking“ einführen wollen, müssen sich beim Landesamt für Gesundheit und Arbeitsschutz registrieren und eine Genehmigung einholen.
Das städtische Gesundheitsamt hatte bereits in der Vergangenheit angekündigt, diesen Plan zu verfolgen. „Die Stadt Köln hat Interesse an der Teilnahme an Drug-Checking-Modellvorhaben in den Drogenkonsumräumen beim Land signalisiert, um den Gesundheitsschutz für Konsumentinnen und Konsumenten der offenen Drogenszene verbessern zu können“, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage: „Eine konkrete Ausgestaltung kann erst erfolgen, wenn die Drug-Checking-Verordnung in Kraft getreten ist.“
Kostenfrage nicht geklärt
Obwohl das eben bald der Fall sein wird, ist noch nicht sicher, ob das Angebot tatsächlich realisiert wird. Denn die Kostenfrage ist bislang nicht geklärt. Wahrscheinlich wird die Stadt das selbst bezahlen müssen, was angesichts der angespannten Haushaltslage schwierig ist. Gleichwohl haben Politik und Verwaltung angekündigt, kurzfristig ihre Drogenpolitik neu auszurichten (wir berichteten). Markus Wirtz, Geschäftsführer der Drogenhilfe Köln, begrüßte gegenüber der Rundschau grundsätzlich das Vorhaben: „Es ist gut, dass das Thema angegangen wird“, sagte Wirtz: „Jetzt ist es wichtig, erstmal Erfahrungen zu sammeln, wie sich die Schnelltests in der Praxis bewähren, wie aussagekräftig sie sind und wie sie angenommen werden.“

