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Hochmoderne TechnikMit Puppen übt das Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße den Notfall

Lesezeit 3 Minuten
Eine Puppe liegt auf dem Tisch.

Sie simulieren einen Puls, scheinen zu atmen und können sich lautstark bemerkbar machen: Die neuen Übungspuppen des Krankenhauses an der Amsterdamer Straße werden per Tablet gesteuert.

Dank einer Spende des Fördervereins gibt es zwei neue Simulatoren in der Einrichtung. 

Die Ärmchen bewegen sich ruckartig neben dem kleinen Körper hoch und runter. Das Baby schreit laut, sein Puls steigt. Doch der Krampfanfall geht so schnell, wie er gekommen ist – per Klick. Bei dem kleinen Patienten handelt es sich um eine hochmoderne Simulationspuppe, an der das medizinische Personal im Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße das Verhalten in Notfällen üben kann.

Eine Puppe, die ein Frühchen darstellt, gibt es dort schon seit längerem. Nun sind vor einigen Wochen zwei neue Simulatoren hinzugekommen. Einer von ihnen hat die Größe eines Säuglings, der andere stellt ein Kind im Alter von maximal sieben Jahren dar.

Finanziert wurden die Puppen vom Förderverein „Krankenhaus Amsterdamer Straße Köln e.V.“. Außerdem konnte durch die Spende auch die Ausbildung von sieben Trainerinnen und Trainern organisiert werden, die die Übungseinheiten leiten. Insgesamt 55.000 Euro hat der Förderverein für das Projekt gespendet. „Gerade bei medizinischen Notfällen bei Kindern uns Säuglingen zählt jede Sekunde – und jeder Handgriff muss sitzen“, erklärt Schatzmeister Hans-Werner Willecke die Wichtigkeit des Übungsprojekts. 

Puppen können mit dem Tablet gesteuert werden

Über ein kleines Tablet steuert Oberärztin Dr. Annika Paulun aus dem Trainer-Team die Funktionen der Puppen. Sie sind mit Silikon überzogen, unter dem sich moderne Technik versteckt. Dadurch können die Simulatoren schreien, Worte sprechen und ihre Brust hebt sich, als würden sie atmen. Auch einen Herzschlag kann man spüren, wenn man die Puppen an den passenden Stellen berührt. Ihre Vitaldaten, wie den Blutdruck, können sie auf einen Bildschirm übertragen. 

„Wir denken uns Szenarien aus, die auch im Alltag passieren“, erklärt Paulun den Inhalt der Übungen. Die Puppe komme dabei zum Beispiel als Notfall mit einem Krampfanfall, einer schweren Blutvergiftung, einem allergischen Schock oder einem Herz-Kreislauf-Stillstand in den Schockraum. Auch ein Fall, in dem das Kind schon auf der Station liegt und sich sein Zustand drastisch verschlechtert, könne geprobt werden. 

Oberärztin Dr. Annika Paulun.

Oberärztin Dr. Annika Paulun ist Teil des Instrukoren-Teams, das die Übungen mit den Puppen leitet.

Simulation an Puppen soll vor allem Teamarbeit stärken

An den Puppen lassen sich zudem einige medizinische Maßnahmen üben. Dazu gehört die Intubation, also das Einführen eines Schlauchs zur Beatmung durch den Mund und das Setzen einer Knochennadel, also einem Zugang über das Knochenmark.

„Der Hauptteil dieses strukturierten Trainings ist es aber, die Teamarbeit in solchen Notfällen zu verbessern“, erklärt Paulun. Während der Übungen arbeiten Pflegefachkräfte, Assistenzärzte und Oberärzte zusammen, also eine Gruppe, wie sie auch auf einer Station zusammengesetzt ist.

Um möglichst nah an der Realität zu bleiben, finden die Trainings auch tatsächlich auf den Stationen oder im Schockraum statt. Nach dem Szenario gibt es eine Nachbesprechung, um aus den Geschehnissen zu lernen. Teil des Trainer-Teams ist auch die Pflegekraft Sarah Samlow. „Das fühlt sich sehr realistisch an“, beschreibt sie die Übungen. „Man merkt vorher schon die Aufregung.“

Simulationen an Puppen seien in deutschen Krankenhäusern nicht verpflichtend, sagt Paulun. Es gebe jedoch entsprechende Empfehlungen. Warum, weiß auch Dr. Marc Hoppenz, leitender Oberarzt der Neonatologie, zu der auch die Frühchenstation gehört. Regelmäßige Simulationen „verbessern nachweislich die Versorgungsqualität“, erklärt er. Hinzu komme die Förderung der Zusammenarbeit von Pflege und ärztlichem Personal. 

„Bei dem Projekt gibt es nur Gewinner“, freut sich auch der Ärztliche Direktor des Krankenhauses, Dr. Michael Weiß und dankt dem Förderverein ausdrücklich. „Wir kommen in eine neue Welt, in der vielleicht sogar irgendwann gefordert wird, dass Eingriffe immer erst am Simulator geübt werden müssen“, betont er die zunehmende Relevanz der Übungspuppen in der Medizin. Nun sei das Krankenhaus in diesem Bereich ganz vorne mit dabei.