Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kolumbarium in WeißTrauer in der Warteschleife – Kölner Familie wartet auf Bestattung

Lesezeit 4 Minuten
Das Kolumbarium in Weiß sieht eigentlich fertig aus. Aber es ist immer noch nicht zugänglich.

Das Kolumbarium in Weiß sieht eigentlich fertig aus. Aber es ist immer noch nicht zugänglich.

Weil sich die Eröffnung des Kolumbariums in Weiß verzögert, kann Ursula Huf ihre Schwiegermutter nicht beisetzen.

Ursula Huf spricht mit ruhiger Stimme – was aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass es in ihr brodelt: „Wir sind mit unserer Geduld am Ende“, stellt sie klar. Im vergangenen März ist ihre in Rodenkirchen lebende Schwiegermutter verstorben. Und Ursula Huf hat noch heute einen ihrer letzten Wünsche deutlich im Ohr: „Sie wollte nicht in der Erde bestattet werden.“ Da schien es ihr wie ein Wink des Himmels, dass nur wenige Meter entfernt von dem Wohnhaus der Schwiegermutter, auf dem Friedhof in Weiß, ein Kolumbarium in der alten Trauerhalle in Kürze eröffnet werden sollte. Doch es sollte ein Gang durch die Hölle werden. Seit über sechs Wochen steht die Urne mit der Asche der Schwiegermutter im Regal des Bestatters. Das Kolumbarium wird einfach nicht fertig. „Für die beiden Söhne meiner Schwiegermutter ist das schrecklich. Sie können nicht abschließen“, sagt Ursula Huf.

Immer wieder Terminverschiebungen

Man kann der 58-jährigen gebürtigen Kölnerin nicht vorwerfen, sie sei ungeduldig. Als ihr das Friedhofsamt in die Hand versprach, die Urne könne Ende April in dem neuen Kolumbarium beigesetzt werden, hatte sie vorsichtshalber einen Zeitpuffer eingeplant. Köln habe da ja so einen Ruf ... Sie plante die Traufeier für Ende der ersten Maiwoche ein. Als klar wurde, der Termin ist nicht zu halten, visierte sie Mitte Mai an. Als es Signale gab, dass wohl auch dieser Termin nicht mehr in Frage komme, legte sie den 13. Juni fest. „Zuletzt wurde mir gesagt, eine Schlüsselübergabe stehe kurz bevor. Aber Termine könne man leider noch nicht buchen“, berichtet Ursula Huf. Auch den 13. Juni kann sie damit wohl aus dem Kalender streichen.

Die Trauerhalle auf dem Friedhof in Köln Weiß

Die Trauerhalle auf dem Friedhof in Köln Weiß

Was sie dabei fast noch mehr ärgert, als ihre Schwiegermutter nicht beisetzen zu können, sei die Art der Information. Immer habe sie nachfragen müssen, nie sei sie informiert worden. „Und es gibt überhaupt keine Bewegung.“ Ihrem Bestatter aus Weiß, Michael Brodesser, macht sie dabei keinen Vorwurf. Dem gehe es ja genauso.

In Michael Brodesser brodelt es nicht weniger als in Ursula Huf. Nur mit dem Unterschied, er spricht nicht mehr mit ruhiger Stimme. „Stimmt, die Urne von Frau Hufs Schwiegermutter steht hier neben mir im Regal und sie ist in guter Gesellschaft“, macht er seinem Ärger Luft. In „guter Gesellschaft“ bedeutet, daneben stehen sieben weitere Urnen, die auf eine Beisetzung in dem neuen Kolumbarium warten. Brodesser kennt die Geschichte dieses Bauprojektes   so gut wie kein Zweiter. „Seit 15 Jahren sind die da dran“, berichtet er. Die   Ortsgemeinschaft   habe sich stark gemacht für die neue Bestattungsform.

Es habe viel Überzeugungsarbeit gebraucht. Die Bürokratie habe ihnen immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen. 2022 hat die Stadt dann Pläne für den Umbau der alten Trauerhalle vorgestellt. 2023 wurde anfänglich mal als Jahr für die Übergabe des fertiggestellten Kolumbariums an die Stadt genannt. Es kam anders. Zwischenzeitlich begründete die Verwaltung die Verzögerungen unter anderem mit   „ämterübergreifende Detailentscheidungen“, die noch ausstünden. Mittlerweile   sieht das Kolumbarium eigentlich fertiggestellt aus. Doch Bestattungen finden dennoch nicht statt. Woran das liegt, konnte die Verwaltung auf Anfrage der Rundschau am Mittwoch nicht beantworten.

Kolumarium: Immer neue Probleme

„Mal heißt es, es gebe Probleme mit einer Fensterscheibe, mal sei etwas am Schloss nicht in Ordnung, dann tretet angeblich Wasser ein“, berichtet Bestatter Michael Brodesser von seinen Nachfragen. Genaue Informationen bekomme aber auch   er nicht. „Rein darf ich ebenfalls nicht.“ Was ihn am meisten dabei schockiert: Auf seine Nachfragen werde mit erschreckender Gleichgültigkeit geantwortet. „Ich sage den Zuständigen dann immer: Stellen sie sich mal vor, das wäre ihre Mutter.“

Eben die Situation, in der Ursula Huf steckt. „Wir haben auch schon einen Brief an das Büro der Oberbürgermeisterin geschrieben“, berichtet sie. „Keine Reaktion.“ Alles was ihr bleibt, ist eine Notlösung in der Hinterhand und bitterer Humor. „Ich hätte gerne, dass meine Schwiegermutter in Weiß ihre letzte Ruhe finden. Alle ihre Bekannten und engen Freunde leben dort noch.“ Aber ja, es sei mittlerweile im Gespräch, die Bestattung in ein Bonner Kolumbarium zu verlegen. Ihr Schwiegermutter sei 100 Jahre alt geworden und immer gerne in die Kölner Oper gegangen. „Da hätte sie ja eigentlich wissen müssen, dass das mit den Bauprojekten in Köln hoffnungslos ist“, sagt Ursula Huf ironisch. Doch das Lachen ist ihr mittlerweile vergangen.