Weiterführende Schulen in KölnEltern sorgen sich wegen Platznot an Gymnasien

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Gegen das Schulplatz-„Roulette“ protestierten Familien im April 2021 vor dem Rathaus. 

Köln – Das Anmeldeverfahren für Gymnasien, Haupt- und Realschulen beginnt erst am kommenden Montag, doch schon lange liegen deswegen die Nerven bei vielen Familien blank. „Ich mache mir große Sorgen“, sagt Stefanie Huland (42). Die Sülzer Familie mit drei Kindern steht wie viele Eltern von künftigen Fünftklässlern, die zum Schuljahr 2022/23 auf weiterführende Schulen wechseln, vor einer Zitterpartie: Auch die Hulands befürchten ein „Chaos“ angesichts des Verfahrens mit Mehrfachanmeldungen, mehreren Runden mit Abgleich der angenommenen Plätze und Nachrückern auf den Wartelisten. Etliche Schulen wählen wegen des Runs auf die Plätze das Losverfahren – die „Lotterie“ geht in die nächste Runde.

Emotionaler Stress für die ganze Familie

Stefanie Huland ist Mutter von zwei Söhnen (10, 8) und einer Tochter (4). Sie versucht mit ihrem Mann im Alltag das belastende Thema „von uns wegzuhalten. Aber die Kinder reden untereinander darüber, auf welche Schule sie möchten, unser Sohn hat einen klaren Favoriten“. Die Familie besuchte im Vorfeld viele Tage der Offenen Tür und der künftige Gymnasiast hatte das Gefühl, sich „seine“ Schule aussuchen zu können, die am besten zu ihm passt. Ihm nun vermitteln zu müssen, dass das Los entscheidet und er die Wahl gar nicht hat, „stresst alle emotional“.

Die Familie meldet sich Montag an allen in Frage kommenden Schulen im Viertel an, die 42-Jährige bringt die Unterlagen persönlich vorbei. Die Lage in Sülz ist angespannt. Sehr gefragt sind etwa das Schiller-Gymnasium oder Elisabeth-von Thüringen Gymnasium. „Wir hoffen, das wir einen gewünschten Platz erhalten. Manchmal denke ich auch, ich muss ein paar Tränen verdrücken, weil ich nicht weiß, wie lange es sich hinzieht“, sagt die Chefredakteurin in der Unternehmenskommunikation des DLR Projekträgers. Ob es klappt? „Jetzt bangt mein Sohn bis zum letzten Moment, das tut uns so leid.“ Wenn die Hulands Glück haben und direkt einen Platz für ihren Zehnjährigen erhalten, wollen sie sofort zusagen. Andere setzten dagegen auf die Strategie, möglichst viele Anmeldungen breit zu streuen. Die Familie versteht nicht, „wieso die Stadt nach den schwierigen Erfahrungen im letzten Jahr kein gerechtes Verfahren auf den Weg gebracht hat.“

Viele Eltern werden im Vorfeld erfinderisch

Die Not macht aus Eltern Strategen auf der Suche nach dem begehrten Platz, sie überlegen sich Taktiken und tüfteln mit Wahrscheinlichkeitsrechnungen, wie die Chancen stehen, wenn sie in vielen Lostöpfen landen. Eine Familie zum Beispiel hat geschickt den Anmelde-Marathon verkürzt. Sie wollte ursprünglich an städtischen Gymnasien ihr Kind anmelden, entschieden sich aber für nichtstädtische Schulen: Die Zusage für das katholische Gymnasium steckte schon am Dienstag im Briefkasten – die Freude war riesig. Denn an den nichtstädtischen Schulen konnten wie an Gesamtschulen und den beiden neuen Gymnasien Eltern ihre Kinder in einem „vorgezogenen“ Verfahren anmelden. Bis zur endgültigen Annahme haben alle die gleiche Frist: bis 23. März.

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Auf die Gymnasien kommen erhebliche Mehrbelastungen durch das aufwendige Verfahren zu. Schon jetzt sind die Klassen voll, in den letzten Jahren wurden etliche Mehrklassen gebildet. Aufgrund der großen Anmeldeüberhänge an Gesamtschulen mit aktuell rund 1000 Ablehnungen befürchten die Schulleitungen, dass der Druck auf die Gymnasien noch steigt, sagt „Schiller“-Schulleiter Georg Scheferhoff, einer der beiden Schulformsprecher der Kölner Gymnasien. „Wir erhalten Informationen zum Verfahren, aber letztlich werden wir vor Ort damit allein gelassen.“

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