Serie „Alles auf neu“Dieser 16-Jährige will bei den Kölner Haien mitmischen

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Fokussiert auf dem Eis, aber auch auf der Schulbank: Der 16 Jahre alte Leo Hafenrichter muss derzeit beides unter einen Hut bekommen.

  • Über Umbrüche und Neuanfänge sprechen Kölnerinnen und Kölner in unserer Serie „Alles auf neu“.
  • Der 16-jährige Leo Hafenrichter lebt bei den Kölner Haien seinen Traum, Eishockey-Profi zu werden.
  • Alexander Wolf sprach mit ihm.

Die aktuellen Eindrücke müssen überwältigend sein, wie begann die Liebe zum Eishockey? Mein Vater hat mich in Nürnberg immer mit zu den Ice Tigers genommen. Da war ich gerade sechs Jahre alt und wollte das unbedingt auch selbst ausprobieren. Ich weiß noch, dass ich mein Material zuerst leihen musste. Dann gab es Schienbeinschützer, einen Holzschläger und Schlittschuhe. An mein erstes Training bei Klaus Ritter (bis heute Jugendtrainer in Nürnberg/Anm. d. Red.) erinnere ich mich auch noch. Er hat mir gleich erklärt, dass ich mit der falschen Schlägerseite spiele (lacht).

Ein guter Hinweis, wenn man bedenkt, dass Rechtsschützen unter Verteidigern gefragt sind und Sie mittlerweile zu den besten deutschen Junioren zählen.

Das war aber nicht immer so. Mit acht oder neun Jahren war ich eher Wechselspieler und oft frustriert. Der Wendepunkt kam dann in den Eishockeycamps, die ich zusammen mit meinem Vater als Zehnjähriger etwa bei Luděk Bukač (tschechischer Eishockey-Nationalspieler und Trainer/Anm. d. Red.) besucht habe. Da kamen schnell positive Ergebnisse. In der bayrischen Auswahl wurde ich vorher noch nicht einmal eingeladen. Mit 13 war ich dann Kapitän.

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Zur Person

16 Jahre, vier Monate und 14 Tage war Leo Hafenrichter am 11. Dezember alt, als er im Vorbereitungsspiel gegen Iserlohn sein Profidebüt bei den Kölner Haien gab.

Damit ist der gebürtige Nürnberger der jüngste je eingesetzte Spieler beim achtfachen Deutschen Eishockeymeister. Kurz nach dem (verspäteten) DEL-Start steht der U20-Verteidiger stellvertretend für eine neue Generation von Talenten, die wegen der harten Corona-Sparmaßnahmen in den Fokus rückt.

Geboren wurde Hafenrichter 2004 in Nürnberg. Als Sohn von Kunstgalerist Jens Hafenrichter und dessen Ehefrau Katrin entwickelte er früh eine Leidenschaft für den Eishockey-Sport. Bei den Nürnberg Ice Tigers durchlief er alle Jugendmannschaften bis er im Alter von 15 Jahren als U16-Nationalspieler in die U17 der Kölner Haie wechselte.

2020 wurde er im Herbst zusammen mit mehreren U20-Talenten in den Profikader befördert – und konnte so von der Corona-Krise profitieren. Denn die Haie kämpften gegen die Insolvenz an, nur durch das Engagement der Fans konnte der Club den Spielbetrieb aufrecht erhalten. Für teure Transfers fehlte aber das Geld. (alw)

Und auch die ersten Spiele mit der Junioren-Nationalmannschaft plus zwei Meisterschaften mit Nürnberg machten sich für einen 14-Jährigen sicher gut. Wie lief dann der Wechsel von Nürnberg nach Köln 2019 ab?

Ich hatte einfach das Gefühl, dass sich die Verantwortlichen in Köln am meisten um mich bemühen. Es gab auch Anfragen aus anderen Division I-Städten. Ich bin aber froh, dass ich an meinem 15. Geburtstag meinen ersten Tag hier verbringen konnte.

Nach einem guten Jahr: Wie gefällt Ihnen das Leben in der Domstadt?

Ich wohne im Internat in Müngersdorf, trainiere in Deutz und besuche die elfte Klasse des Apostelgymnasiums in Lindenthal. In der Freizeit gefällt mir aber besonders die Innenstadt mit dem Dom. Dort bin ich öfter mit meinem Freund Fabian Hickl (U15 der Kölner Haie/Anm. d. Red.) unterwegs. Wir holen uns dann etwas zu essen und setzen uns an die Rheintreppen. Wenn abends alles beleuchtet ist, ist das schon sehr schön.

Sehr schön war sicher auch der Moment, in dem Trainer Uwe Krupp Sie nach guten Trainingseindrücken zum Profispieler gemacht hat. Wie lief der Termin im Büro des Cheftrainers ab?

Ich musste mich zusammenreißen, dass ich nicht komplett ausflippe. Ich war mit Patrick Strauch (U20-Trainer/Anm. d. Red.) im Büro, und einige Profis hatten sich schon für uns junge Spieler ausgesprochen. Dass mich Krupp als Stanley-Cup-Siegtorschütze fragt, ob ich gegen Iserlohn mitfahren möchte, war unbeschreiblich. Da musste ich nicht lange überlegen.

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Jetzt gleiten Sie als echter DEL-Spieler ins Jahr 2021. Welche Erlebnisse als Profi waren bisher besonders spannend?

Nicht nur der Trainer, sondern auch die Spieler in der Kabine verbreiten eine total positive Stimmung. Das macht es uns Jungen leichter. Moritz Müller bezieht uns als Kapitän voll ein. Alexander Oblinger hat mich schon gefragt, ob wir zusammen zum Frühstück gehen wollen und auch Jon Matsumoto macht viele Späße.

Beim Thema Schule hört der Spaß oft auf. Auch für Sie? Die täglichen Trainingseinheiten und das gleichzeitige Pauken dürften doch sehr anstrengend sein!?

Meine Motivation für gute Schulnoten ist ehrlich gesagt noch größer geworden. Nur dann kann ich den Fokus weiter auf Eishockey legen. Bisher konnte ich ohne Probleme für das Profitraining freigestellt werden und musste den Lehrstoff wenn dann nachmittags nachholen. Da gibt es eine private Hausaufgabenbetreuung und Oliver Heitmann (Koordinator des Sportinternats/Anm. d. Red.) kümmert sich um alles.

Gibt es einen Beruf den sie außerhalb des Sports erstrebenswert finden?

Meine Mutter war früher Uni-Dozentin in Nürnberg und mein Vater ist Kunstgalerist. Er ist selbstständig tätig und besucht mich oft. Das finde ich sehr cool, wenn man sich den Arbeitstag selbst einteilen kann. Außerdem liegt mir handwerkliche Arbeit schon. Wenn, dann würde ich wohl Schreiner werden wollen. Erstmal steht aber das Abitur 2022 auf dem Programm. Ich habe die Schwerpunkte auf Englisch, Mathematik und Französisch gelegt. Schule ist schon wichtig, weil immer etwas passieren kann.

Wie stellen sich Ihr Vater Jens als Förderer und auch Sie persönlich ihre Eishockeykarriere vor? Was sind die Ziele, was sind die Träume?

Mein Vater spielt eigentlich eher Tennis als Eishockey. Wenn überhaupt war er früher auf dem Stadtteich der Beste (lacht). Aktuell lebe ich quasi auch seinen Traum. Meine Vorbilder sind Christian Ehrhoff und Brian Leetch von den New York Rangers. Das waren Top-Verteidiger. Für mein bestes Niveau muss ich das Eislaufen und die Geschwindigkeit technisch noch verbessern. Generell möchte ich erstmal meine Rolle im Team finden und keine Forderungen stellen. Ich bin glücklich, wenn die Mannschaft glücklich ist. Irgendwann möchte ich auch in der NHL spielen, den Adler auf der Brust tragen und am besten auch den Stanley-Cup gewinnen. So wie mein neuer Trainer Uwe Krupp.

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