Das ZDF zeigt mit „Ellis“ eine britische Krimiserie der anderen Art: Eine schwarze Chefinspektorin wird in die Provinz geschickt, wenn die lokale Polizei nicht weiterkommt. Theater-Star Sharon D. Clarke brilliert.
Britische Serie „Ellis“Scotland Yards scharfe Waffe ermittelt sonntags im ZDF

Lässiger Running Gag: DCI Ellis steht auf ständigem Kriegfuß mit dem Akku ihres Handys und muss aufladen, wo immer sie kann.
Copyright: ZDF und Steffan Hill
Sie ist die Frau, die antreten muss, wenn die Kerle nicht mehr weiterkommen: DCI Ellis (Sharon D Clarke), Titelheldin der britischen Serie „Ellis“, die jetzt sonntags im ZDF sowie in der Mediathek des Senders zu sehen ist. In jeder der drei 90-minütigen Folgen der ersten Staffel wird sie von ihrer Vorgesetzten in englische Provinznester geschickt, wenn die dortigen Behörden mit einer Ermittlung nicht vorankommen.
Spannungen und Vorurteile in der Provinz
Selbstredend sind die meist männlichen, überwiegend weißen Kollegen in der Provinz nicht entzückt, wenn ihnen eine schwarze, toughe Frau vor die Nase gesetzt wird. Doch irgendwann müssen sie einsehen, dass DCI Ellis ihnen mehr als nur eine Nasenlänge voraus ist.
Die Verbrechen, die es aufzuklären gilt, sind brutal, aber die Brutalität wird (praktisch) nicht gezeigt. Im ersten Fall ertrinkt ein Teenager in einem Auto, während das Mädchen, mit dem er unterwegs war, verschwunden bleibt. In der zweiten Folge wird eine Polizistin tot im Wald gefunden. Und in der dritten und vorerst letzten Folge tauchen die Leichen eines jungen Ehepaares in einem für seine gefährlichen Strömungen bekannten Fluss auf.
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Channel 5 bricht mit Traditionen
In Sachen Krimi wird hier das Rad nicht neu erfunden, bei den Rahmenbedingungen geht der britische Channel 5 jedoch neue Wege: Zum ersten Mal wird die Rolle einer leitenden Ermittlerin mit einer schwarzen Frau besetzt.
Und was für eine Frau das ist: Sharon D. Clarke kommt vom Theater, stand häufig im WestEnd, aber auch am Broadway auf der Bühne, unter anderem war sie die Originalbesetzung der Killer Queen im Musical „We Will Rock You“, sie trat in „Aladdin“, „Hairspray“, „The Lion King“ oder auch „Chicago“ auf, aber auch in Stücken wie „Tod eines Handlungsreisenden“. Im Fernsehen spielte sie unter anderem in „Dr. Who“ mit.
In „Ellis“ arbeitet sie sehr viel mit ihren Augen. Ihre Blicke könnten töten, aber soweit muss sie meist gar nicht gehen: Intensives in Visier nehmen reicht ihrem Gegenüber meist, um alle Hoffnung fahren zu lassen. Und wenn das doch einmal nicht funktionieren sollte, setzt sie zu einer scharf formulierten Tirade an, in der jedes Wort sitzt und jeder Punkt eines Satzendes einer Ohrfeige gleichkommt.
Originalton sorgt für Gänsehautmomente
Hier empfiehlt sich, selbst wenn man des Englischen nicht komplett mächtig ist, in der Mediathekfassung zumindest einmal zur Originalversion (mit deutschen Untertiteln) zu wechseln: Der Samt in der Stimme, der sich in Sekunden von weich zu bretthart verwandeln kann, ist unübertrefflich.
Die Dreharbeiten für Staffel zwei haben schon begonnen. Es gibt auch noch genügend lose Fäden: Warum musste Ellis eine Auszeit nehmen? Warum hat sie sich mit ihrer Tochter überworfen? Und wie heißt sie überhaupt mit Vornamen?