Bei Böhmermanns Ausstellung „Die Möglichkeit der Unvernunft“ war ein Rap-Konzert geplant. Nun hat der Satiriker auf Proteste reagiert.
„Kein Steuergeld für Judenhasser“Böhmermann sagt Rapper-Auftritt ab – Spahn legt dennoch mit Kritik nach

Jan Böhmermann, Moderator, steht im Anschluss an seine Late-Night-Show „ZDF Magazin Royale“ vor seinem Orchester, dem Rundfunk Tanzorchester Ehrenfeld. (Archivbild)
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Der geplante Auftritt des Rappers Chefket bei einer Ausstellung des TV-Moderators und Satirikers Jan Böhmermann in Berlin ist wegen einer Debatte um Antisemitismus-Vorwürfe von den Veranstaltern abgesagt worden. „Wir sehen und hören den Einspruch, insbesondere auch von jüdischer Seite gegen den Konzertabend am 7. Oktober 2025. Diesen Einspruch nehmen wir ernst“, hieß es in einer Mitteilung von Jan Böhmermann und seiner Gruppe Royale sowie dem Haus der Kulturen der Welt (HKW) als Veranstaltungsort.
„Er ist Anlass für uns, die Veranstaltung, deren Integrität wir nicht mehr garantieren können, an diesem Tag abzusagen.“ Die klare Haltung von Böhmermann und dem HKW zu Fragen des Antisemitismus sei öffentlich bekannt und hinreichend dokumentiert. „Am zweiten Jahrestag des Terrorangriffs vom 7. Oktober 2023 soll keine von uns präsentierte Veranstaltung daran auch nur den geringsten Zweifel lassen“, hieß es weiter.
Jan Böhmermann: Konzert am zweiten Jahrestag des Terrorangriffs geplant
Am 7. Oktober 2023 hatten Terroristen der Hamas und anderer Organisationen in Israel ein Massaker verübt, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden waren. Das Ereignis löste den Gaza-Krieg mit Zehntausenden getöteten Palästinensern aus.
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Böhmermann und HKW betonten, dass sie die Sorge wegen des zunehmenden Antisemitismus und der rassistisch motivierten Gewalt in Deutschland teilen würden. Man glaube aber, dass der künstlerische Austausch auch und gerade in diesem Zusammenhang wichtig sei. „Unsere Arbeit und Hoffnung gilt daher weiterhin der Möglichkeit eines offenen Dialogs, in dem viele Standpunkte friedlich, gleichzeitig und in gegenseitigem Respekt Gehör finden können.“

Wolfram Weimer (CDU), Staatsminister für Kultur und Medien, spricht in der Generaldebatte in der Haushaltswoche im Bundestag. (Archivbild)
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Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hatte die geplante Veranstaltung mit Chefket in der Bundeseinrichtung Haus der Kulturen der Welt zuvor scharf kritisiert. Der Rapper trage auf Fotos ein T-Shirt mit einem Motiv des gewünschten Staates Palästina ohne Israel, so der Vorwurf. Dieses Motiv sei nach Ansicht der Bundesregierung als antisemitisch zu betrachten.
Rapper Chefket schweigt vorerst zu Konzertabsage
Weimer hatte den HKW-Intendanten zum Eingreifen aufgefordert. Der verwies auf Böhmermanns künstlerische Freiheit und klare Haltung zur Frage des Antisemitismus. Böhmermann äußerte sich dann am Samstag bei einer Pressekonferenz zum Beginn seiner Ausstellung „Die Möglichkeit der Unvernunft“.
„Wenn hier das Existenzrecht Israels geleugnet wird oder der Holocaust, dann schnappe ich mir Wolfram Weimer, hake mich ein und boxe die von der Bühne“, sagte Böhmermann zudem mit Blick auf mögliche Antisemiten bei der Veranstaltung. Der Rapper Chefket und sein Management schweigen unterdessen bisher zu der nun erfolgten Absage des Konzerts.
Jens Spahn lobt Absage: „Kein Steuergeld für Judenhasser“
Die Ausstellung „Die Möglichkeit der Unvernunft“ von Böhmermann („ZDF Magazin Royale“) soll bis 19. Oktober gezeigt werden. Geplant sind auch Konzerte, Shows, TV-Aufzeichnungen und Gesprächsrunden. Für den 8. Oktober ist Kulturstaatsminister Weimer selbst als Gesprächsgast zum Thema „Technik killt Kultur?“ angekündigt. Auf die Absage des Chefket-Konzertes reagierte Weimer bisher nicht.
Sein Parteikollege Jens Spahn meldete sich derweil zu Wort – und lobte den Kulturstaatsminister für seine Kritik an den Konzertplänen. „Dass dieses Chefket-Konzert abgesagt wurde, war mehr als notwendig“, schrieb Spahn am Montag auf der Plattform X.
„Kein Steuergeld für Judenhasser – danke an Wolfram Weimer für die klare Haltung“, fügte der Fraktionsvorsitzende der Union an. „Politik und Kultur tragen Verantwortung, jüdisches Leben konsequent zu schützen – Jan Böhmermann sollte sich hier selbstkritisch hinterfragen“, hieß es weiter von Spahn. (das/dpa)