Rheinschiene um KölnDiese Kunstausstellungen stehen 2024 in der Region an

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Wer 2024 eine große Yoko-Ono-Retrospektive sehen will, muss nach Düsseldorf fahren.

Wer 2024 eine große Yoko-Ono-Retrospektive sehen will, muss nach Düsseldorf fahren.

Was zeigen die Museen 2024 in der Rheinschiene, was sind Publikumslieblinge, wo tut sich Neues auf? Wir geben einen Überblick.

 Das Spektrum reicht von den Klöstern als Think Tanks des Mittelalters, bis zu Yoko Ono. Die Witwe von John Lennon stellt in Düsseldorf aus.

Die Kunsthäuser in Nordrhein-Westfalen bearbeiten 2024 ein weites Feld. Mehrere Häuser stellen zeitgenössische Künstler aus. So der Kunstpalast in Düsseldorf, der Arbeiten von Gerhard Richter aus rheinischen Privatsammlungen zeigt. Viel weiter zurück orientiert sich das Diözesanmuseum in Paderborn: Hier geht es um die Rolle mittelalterlicher Klöster als Wissenszentralen. Die Programme der Museen haben viele Highlights.

Abstrakt

Eine wenig bekannte Malerin und ein prominenter Klassiker kommen in Düsseldorf zusammen. Die Ausstellung „Hilma af Klint und Wassily Kandinsky“ vereint 120 Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen. Beide Künstler starben 1944, beide waren Wegbereiter der abstrakten Malerei, aber auf ganz unterschiedlichen Wegen. Während Kandinsky als Klassiker der Moderne häufig zu sehen war, lagen die riesigen, ungegenständlichen Bilder der schwedischen Künstlerin auf einem Dachboden. Die Malerin hatte bestimmt, dass sie erst 20 Jahre nach ihrem Tod wieder gezeigt werden durften. Kunstsammlung NRW (16.3 bis 11.8.2024).

Alles gross

Katharina Grosse macht große Kunst. Die Arbeiten sind monumental, oft gesprayt und entstehen vor Ort.   Das Kunstmuseum Bonn hat acht Räume leergeräumt und zeigt dort 40 dieser überwiegend auf Leinwand entstandenen Arbeiten. Deren Größe kann auch mal neun Meter in der Breite erreichen. Dabei gibt es auch Werke, die über die Leinwand hinaus auf die Wand oder den Boden reichen. Eine kolossale Arbeit von Katharina Grosse steht ohnehin ständig vor dem Museum: Es ist eine metergroße, bunt bemalte „Scherbe“. „Katharina Grosse“ (25.4. bis 6.10.2024).

Superstar

Oft wird Gerhard Richter als weltweit wichtigster Künstler bezeichnet, seine Werke erzielen Höchstpreise. Der 91-Jährige verbrachte die längste Zeit seines Lebens am Rhein. Als junger Mann traf er hier früh auf andere Künstler und neugierige Förderer. Der Düsseldorfer Kunstpalast hat rund 100 Kunstwerke von Richter in 40 rheinischen Privatsammlungen entdeckt und zu einer Ausstellung zusammengefügt. Vertreten sind seine verschiedenen Werkgruppen, von den frühen Bildern nach Fotografien bis zu späten abstrakten Bildern. „Gerhard Richter. Verborgene Schätze“ (5.9. bis 2.2.2025).

Wurzeln

Viel von dem, was wir über die antiken Römer und Griechen wissen, stammt aus Überlieferungen des Mittelalters. Klöster waren Orte, wo Schriften überdauerten und kopiert wurden. Klöster waren Wissenszentralen. Das Diözesanmuseum in Paderborn beleuchtet diese Wurzeln der Antike anhand des ab 822 entstandenen westfälischen Klosters Corvey. Für die Ausstellung werden Schriften nach Paderborn geholt, die einst in der Bibliothek des Klosters standen und die heute in aller Welt verstreut sind. Unter anderem aus Florenz, Helsinki, Paris und London kommen Leihgaben. Corvey, im Osten von NRW gelegen, ist seit 2014 Unesco-Weltkulturerbe. „Corvey und das Erbe der Antike“ (21.9.2024 bis 26.1.2025).

Gesamtkunstwerk

Yoko Ono ist die Witwe von Beatles-Star John Lennon, aber auch Künstlerin und Aktivistin. Die Kunstsammlung NRW stellt wichtige Momente im Werdegang der heute 90-Jährigen vor. Zu sehen sind einige ihrer kontroversesten Arbeiten, die teils schon vor 60 Jahren entstanden. Gezeigt werden mehr als 200 Werke, darunter Anleitungen und Partituren, Installationen, Filme, Musik und Fotografien. Die Ausstellung wird organisiert von der Tate Modern in London mit der Kunstsammlung NRW. „Yoko Ono“ (28.9.2024 bis 16.3.2025)

Surreale Freunde

Im Brühler Max Ernst Museum ist im Herbst das weniger bekannte Schaffen des Schweizer Bildhauers, Malers und Zeichners Alberto Giacometti in den 1920er und 30er Jahren zu sehen. Die Präsentation nimmt auch die freundschaftliche Verbindung zu Max Ernst in den Blick (1.9. bis 15.1.2025).

Zeitzeichen

Anlässlich der Neuerwerbung des Gemäldes „Montaru 2d“ von Willi Baumeister (1889–1955) zeigt das Essener Museum Folkwang unter dem Titel „Zeitzeichen“ eine Sammlungspräsentation zur Bedeutung des Künstlers für die Moderne. Rund 30 Gemälde und Grafiken beleuchten das Schaffen des Künstlers im Kontext der Museumsgeschichte (23.2. bis 16.6.).

Malerinnen

Mit „Maestras. Malerinnen 1500-1900“ betitelt das Arp Museum Bahnhof Rolandseck in Remagen seine Schau in Zusammenarbeit mit dem Museo Nacional Thyssen-Bornemisza.   Arbeiten von 46 Malerinen aus bedeutenden europäischen Museen und Privatsammlungen —Artemisia Gentileschi, Elsbeth Vigee-Le Brun oder Mary Cassat sind zu sehen, aber auch neu zu entdeckende Meisterinnen. Das Spektrum reicht von mittelalterlichen Buchmalerinnen aus Nonnenklöstern über Künstlerinnen der Barockzeit bis zu Wegbereiterinnen der Moderne (25.2. bis 16.6.).

Schlüsselfigur

Lucio Fontana zählt international zu den Schlüsselfiguren der Kunst des 20. Jahrhunderts und ist als Wegbereiter neuer Formen und Konzepte vergleichbar mit Persönlichkeiten wie Kasimir Malewitsch und Marcel Duchamp. Das Museum Von der Heydt in Wuppertal will mit „Lucio Fontana: Erwartung“ sein Gesamtkunstwerk anhand ausgewählter Arbeiten erlebbar machen – von den figurativen bis zu den konzeptuellen Arbeiten, von der Keramik bis zur Installation. Sein Schaffen widmete er ganz der Erfahrung von Raum und Zeit (8. 10. bis 12. 1. 2025). (dpa/EB)

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