Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kölner SommerfestivalGlamouröser Tribut an Soul-Legende Aretha Franklin

4 min
Soulsängerin Darnita Williams als Aretha Franklin

Soulsängerin Darnita Williams als Aretha Franklin 

In der Kölner Philharmonie feiert die Show „Respect“ Aretha Franklin und bringt ihre größten Hits auf die Bühne.

Wenn man Ron Williams zuhört, dann hat man das Gefühl, er sei überall dabei gewesen. 1968, als sie sich mit „Chain of fools“ anschickte, die Beziehung zu Ted White zu beenden, dem ehemaligen Zuhälter, der dann ihr Manager und Ehemann wurde. 1985, als sie mit Dave Stewart und Annie Lennox „Sisters are doin’ it for themselves“ zum Hit machte.

Den Song, den Tina Turner zuvor abgelehnt hatte („Nicht interessant, zu politisch“). Oder 2015, „da war sie 73 und sie trug diesen weißen Pelz“ und trat im Weißen Haus auf, als da „noch der richtige Präsident saß“. Sie, das ist Aretha Franklin, „Queen of Soul“.

Aretha Franklin war eine Hit-Garantin

Die 1942 in Memphis, Tennessee geborene Tochter einer Sängerin und Pianistin und eines Baptistenpredigers steht im Mittelpunkt der Show „Respect“, die noch bis Sonntag im Rahmen des 36. Kölner Sommerfestivals in der Philharmonie zu sehen ist. In loser Folge plaudert sich Williams gekonnt durch ein Leben, in dem Glanz und Elend nah beieinander lagen.

Franklin, Hit-Garantin über Jahrzehnte hinweg, 18-fache Grammy-Preisträgerin und vom „Rolling Stone Magazine“ zur „Besten Sängerin aller Zeiten“ erklärt, geriet „durch ihr tiefes Verlange nach wahrer Liebe“ immer wieder an Männer, die sie schlugen, betrogen und ausbeuteten. Was dazu führte, dass die Frau, die aus Otis Reddings „Respect“ eine Hymne der Bürgerrechtsbewegung und des Feminismus machte, sich zeitweilig in Fressattacken flüchtete.

In der mit viel Glamour und Bling-Bling inszenierten Tribute-Show leihen ihr vier Sängerinnen ihre großartigen Soulstimmen. Bereits im Dezember 2021 konnte man Darnita Williams, Noreda Graves, Donniele Graves, Journi Cook und Ron Williams auf der Bühne der Philharmonie mit diesem Programm erleben.

Wobei der Schauspieler, Synchronsprecher, Sänger und Moderator Williams nun schon zum zweiten Mal im Rahmen des „Kölner Sommerfestivals“ zu Gast ist. Im August 2019 präsentierte er dort „The Classic Sound of Motown“.

Mit diesem bewährten Quartett, drei Backgroundsängerinnen, zehn Musikern und 24 Stücken aus der Zeit von 1967 bis 1986 hat „Respect - The Aretha Franklin Story“ ebenso viel Hit-Potential wie diejenige, um deren Leben es geht.

Aretha Franklins größte Hits in der Philharmonie Köln zu hören

Das Spektrum reicht von Klassikern wie „Think“, „Dr. Feelgood“ oder „Natural woman“ aus den 1960ern über Gospels wie „Precious Lord, take my hand“, Funkiges wie „Rock Steady“ oder Synthie-Pop wie „Who’s zoomin’ who“ bis hin zu solchen Songs, die Franklin coverte. Darunter beispielsweise „Bridge Over Troubled Water“ von Simon & Garfunkel.

Star unter den Lead-Sängerinnen ist Darnita Williams mit ihrem Stimmumfang von fünf Oktaven. Was schon optisch deutlich wird. Im Gegensatz zu ihren drei Kolleginnen darf sie fünfmal die Outfits wechseln. Aber bei „Sisters are doin’ it for themselves“ können auch die Backgroundsängerinnen Silke Hauck, Tiffany Kemp und Flore M. zeigen, dass sie’s echt drauf haben.

An die Stelle von Franklins einstigem Duett-Partner George Michael tritt Ron Williams bei „I knew you were waiting (for me)“, das er zusammen mit Donniele Graves singt. „Ich werde mein Bestes geben!“, verspricht er vorher. Aber im Vergleich mit dem Original ist das nicht gut genug. Als Moderator macht er dagegen einen grandiosen Job.

Besonders dann, wenn er süffisant Seitenhiebe verteilt. In Richtung Tina Turner gleich zweimal. „La Turner“ wurde auch angeboten, das zuerst von BB King aufgenommene Stücke „Spanish Harlem“ zu singen: „Tina hatte keine Zeit, und Aretha landete damit den wahrscheinlich erfolgreichsten Song ihrer Karriere.“ Extra-Applaus gibt es für die energiegeladene Percussionistin Angela Fontera.

Aber auch sonst geizt das Publikum nicht mit Sympathiebekundungen. Die Menschen springen von ihren Sitzen auf, tanzen. Mit dem Titelstück „Respect“ und „Don't Play That Song“ geht ein toller Abend zu Ende. Den der Zeremonienmeister im pflaumenblauen Samtjackett dann ebenso knapp wie passend kommentiert: „Köln! Hammer! Boah, ey!“


120 Minuten (mit Pause). Bischofsgartenstr. 1. Bis 3.8., Vorstellungen: Mi, Do. und Fr. 20 Uhr, Sa. 15 und 20 Uhr, So. 14 Uhr. Tickets ab 39,99 Euro unter Tel. 0221 280 280. www.koelnersommerfestival.de