Konzert in KölnZeitreise mit Yello in der Lanxess-Arena

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Köln – Schade, dass die Fotografen nicht mehr da sind. Fotografen dürfen, in aller Regel, nur die ersten drei Stücke eines Konzerts fotografieren. Bei Dieter Meier und Boris Blank ist das Samstagabend in der Kölner Arena nicht anders. Aber es wäre so schön gewesen, dieses Bild von den beiden zu drucken. Wenn sich um 21.26 Uhr Meier und Blank um die Schultern fassen - zwei gemeinsam alt gewordene Typen, die so vergnügt-verwegen wirken wie zwei Mafiosi auf Klassenfahrt - und strahlen, als hätten sie gerade einen Marathon gewonnen. Irgendwie haben sie das ja auch. In den 1980er-Jahren waren Meier (heute 72) und Blank (heute 65) unter dem Namen Yello wegweisend für elektronische Musik. Blank, der Klang-Visionär, paarte am Synthesizer Timbales mit Tape-Loops, sammelte Geräusche und kreuzte sie mit Bachscher Kirchenorgel: "Was dem Blitz folgt, ist der Donner!" Das war zugleich eine Rückbesinnung auf die einst verfemte "musique concrète" als auch eine Vorwegnahme des Techno. Darüber Meiers Stimme. Ein früher Rapper aus Zürich mit gutturaler Attitüde.

Kurzweiliger Abend

6000 Fans kommen so in den Genuss eines herrlich kurzweiligen, inklusive der drei Zugaben fast zweistündigen Abends. Früher machte das Duo ausschließlich Musik fürs Studio. Jetzt sind die beiden Schnurrbartträger im Gentlemen-Outfit mit achtköpfiger Band plus zwei Backgroundsängerinnen und zwei weiblichen Solostimmen unterwegs. Unter anderem dabei in Köln: der großartige, in Essen geborene Schlagzeuger Roland Peil. In Gänze ist das Konzert ein visuell-klanglicher Hochgenuss. Mit Hits wie "Bostich" (1980), "The Rhythm Divine" (1987) oder "Vicious Games" (1985), mit vielen neuen Stücken vom letzten Album "Toy" von 2016 (unter anderem das leichtfüßige "Limbo", "Starlight Scene" im Duett mit Malia oder das elfenhaft sphärische "Kiss The Cloud", gesungen von Fifi Rong), oder mit spontan eingesprochenen Sequenzer-Snippets. Letztere sind "für so eine junge Band wie uns" (Meier) keinesfalls das angekündigte "High Risk Program", sondern entpuppen sich als coole Replik von "Bostich". Aber da ist man längst schon im Zugabenteil. Also lieber wieder zurück auf Anfang. Wo um kurz vor 20 Uhr Anagramme von "Yello" wie "Elloy" oder "Lloye" über die Leinwand flitzen und eine Endlos-Quinte die Gehörgänge auf Durchzug schaltet. Dann aber fängt es an zu knurren.

Es fiept, miept und piept. Unterm Dach. In einer Arena, wo die Beschallung sonst nur unmittelbar von der Bühne kommt. Ungewöhnlich. Aber Meier und Blank sind nicht irgendwelche Musiker. Und ihre Bühnenshow auch nicht irgendeine. Was man spätestens bei "The Time Tunnel" merkt, wenn eine an einen Reifen montierte Kamera spiralig all das frisst, was sich an den Rändern zeigt: Asphalt, Wiesen, Bäume, Häuser. Und die Blicke all derer, die sie in ihr Zentrum zieht.

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