Drei Konzerte in Köln gibt der kanadische Rapper Drake im Rahmen seiner „Some Special Shows 4 UK EU“-Tour. So war der Auftakt am Freitag.
Premiere in KölnDrake begeistert Publikum mit zweistündigem Hit-Feuerwerk

Der Rapper Drake feiert seine Premiere in Köln. Die drei Konzerte in der Lanxess-Arena sind die einzigen in NRW. (Archivbild)
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Sie ist dran. So nah dran. Nur knapp 1,50 Meter trennen sie von ihrem Idol oben auf der DJ-Kanzel, mitten in den Rängen. Aber sie ist klein, so klein. Zu klein. So sehr sie sich auch streckt und reckt, auf dem Sitz, den sie erklettert hat, so hoch sie die Arme auch nach oben reißt – es reicht nicht. Und dann tut die junge Frau im Leo-Mini das Einzige, was ihr einfällt, um ihm trotzdem, zumindest in Form eines Kleidungsstücks, nahe zu sein. Sie nestelt ihren BH unterm Top hervor – und wirft ihn über die Kanzel-Brüstung. Freitag um 22.33 Uhr ist das wirklich passiert. Beim ersten von drei Konzerten, das Superstar Drake in der Lanxess Arena gibt.
Ein zweistündiges Hit-Feuerwerk
Ob es auch Samstag und Montag zu solchen Verzweiflungstaten kommen wird? Der Andrang ist riesig. Köln ist die einzige Station in NRW, insgesamt tritt der kanadische Rapper nur in vier deutschen Städten en bloc auf. Wer ihn in Berlin, München oder Hamburg erleben will, muss sich bis September gedulden. Dass es Freitag nicht, wie geplant, um 21 Uhr losgeht, sondern fast eine dreiviertel Stunde später, ist womöglich diesem Andrang geschuldet. Hätte das Konzert pünktlich begonnen, hätte ein Teil der Fans den Anfang verpasst. Sie standen zu diesem Zeitpunkt noch draußen in einer der Schlangen.
In nicht ganz zwei Stunden ballert der 38-Jährige ein Hit-Feuerwerk ab. Mit inzwischen acht Studioalben, sieben Mixtapes, vier EPS, drei Compilations und zwei Alben in Zusammenarbeit mit Kollegen kann er auf einen riesigen Fundus zurückgreifen. Auf seiner Tour, die übersetzt den Titel „Einige besondere Shows für Europa“ trägt, variieren seine Setlisten von Abend zu Abend. Unterstützt wird er dabei von DJ Spade auf der Kanzel, dem R&B-Sänger PartyNextDoor, der wie er aus Kanada kommt, und Überraschungsgästen.
Drake mischt sich unter das Publikum
Der Auftakt des Kölner Triples gerät furios. In der ausverkauften Arena erleben Drakianer und –Drakianerinnen ihren „Best Boy“ in Bestform. Charismatisch, energiegeladen und unermüdlich in Bewegung. Letzteres muss er auch, denn es gibt nicht eine Bühne, sondern zwei. Halbrund und gegenüberliegend. Um von A nach B zu kommen muss er die ganze Arena umrunden, auf einem stylischen Catwalk aus Plexiglas. Die effektvoll beleuchtete Rennbahn des Rappers ruht auf Trägern und verläuft oberhalb der Köpfe des Innenraum-Publikums. Für die auf den Rängen ist er so von allen Seiten gut zu sehen, und wenn er mit Verve seine Kreise zieht, ist das unbedingt demokratisch: jeder und jede kommt mal in den Genuss, ihn auf seiner Seite zu haben.

Drake interagiert mit dem Publikum. (Archivbild)
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Darüber erheben sich vier hohe, mit Querleisten verbundene Lichtmasten, die an die Ausstattung eines Fußballstadions erinnern – um sich dann aber als variable Elemente herauszustellen: sie lassen sich waagerecht, diagonal oder gestaffelt einsetzen, mal wie rote Balken erglühend, mal vertikale weiße Lichtschraffuren setzend oder lila leuchtende Stufen bildend. Zusammen mit den Fontänen aus Feuer auf den Bühnen, den Nebelteppichen, die sich darüber ausbreiten und den tausenden von Handys-Taschenlampen ist das ungemein effektvoll.
Bewegen muss sich aber auch das „Drachenvolk“. Drake begnügt sich nicht mit zwei Bühnen und der Rapper-Rennbahn. Zweimal taucht er auf den Rängen auf, einmal zur Begrüßung („Es ist lange her, seitdem ich euch verlassen habe“) und einmal zum Set mit DJ Spade. Und immer ziehen die Fans mit, bewegen sich in seine Richtung, umringen, umlagern und umschwärmen ihn. Dazwischen wird im Innenraum leidenschaftlich gemoshed.
Ein Abend voller Liebe
So leidenschaftlich, dass Drake anerkennend bemerkt: „Der beste Teil dieser Show ist diese motherf***ing Menge!“ Und dabei von seiner Umlaufbahn nach unten in den brodelnden Menschenkessel deutet. „Ey, ey Germany – habt ihr eine gute Zeit?“ fragt er. Was ebenso obsolet ist wie die Aufforderung „Lasst uns zusammen sexy songs singen“, wenn er mit seinem „Brother Party“ alias PartyNextDoor dem gemeinsamen, am Valentinstag 2025 erschienenen Album „Some Sexy Songs 4 U“ Ehre erweist.
Das durfte sein 32-jähriger Kollege zuvor schon alleine. Wobei man sich fragt, ob es unbedingt die sechs leicht bekleideten Tänzerinnen braucht, die sich zu Füßen des Zöpfchenträgers räkeln und winden und ihm in akrobatischen Posen darbieten, um diesen Songs noch mehr Sex einzuhauchen. Drake spricht viel von Liebe an diesem Abend, die man einander zeigen soll. Mit einer Ausnahme: man soll sie nicht an „die schlimmste, mieseste, garstigste Ex“ vergeuden. In die man umsonst so viel Energie investiert hat. Denn was dabei rauskommt, ist klar: „You Broke My Heart“ (Du hast mein Herz gebrochen). Aber das mit Abstand schönste Stück des Konzerts. Hier kommt Drakes wunderbar variable Stimme voll zur Geltung. Der Abend endet mit Bescheidenheit. „Die erste Show, die ich gemacht habe, war vor 13 Leuten“, bekennt der fünffache Grammy-Gewinner. Andere würden das lieber verschweigen.
Für die Samstag, 16. August, und Montag, 18. August, gibt es noch Restkarten.