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Santana in KölnGitarrist flutet die Lanxess-Arena

4 min

Santana in der Lanxess Arena

Bei dem Konzert von Carlos Santana in der Lanxess-Arena konnte es keinen auf seinem Stuhl halten. An seine Fans hatte er eine Botschaft.

Es hätte ihrer gar nicht bedurft, der Bilder auf der Videoleinwand, die Stationen eines Musikerlebens zeigten. Nur ein paar Takte dieses Rhythmus', nur ein paar Akkorde dieser Gitarre und bei jedem Zuhörer der auch nur den „Grundkurs A“ in Rockgeschichte belegt hat, läuft ein ganzer Film vor dem inneren Auge ab: Carlos Santana bei Woodstock, der Löwenkopf auf dem Legendären Debütalbum, epochale Duette unter anderem mit John Lee Hooker und 1999 mit dem Album „Supernatural“ ein „Spätwerk“ als Chartstürmer. Nur ein paar der vielen Stufen auf der Lebensleiter des Latin-Musikers Carlos Santana hinein in den Olymp des Rocks. Und das er dort zurecht auf dem Thron sitzt, hat er in Köln in der Lanxess-Arena nochmals bewiesen.

Der „Spirit“ macht die Musik

Ja, der 78-jährige Gitarrist ist etwas wackelig auf den Beinen geworden. Doch der zutiefst spirituelle Musiker wusste ja immer, der Mensch ist mehr als seine physische Existenz. Der „Spirit“ macht die Musik – und so kommt Santana mit seinem acht Begleitmusikern auf die Bühne und zündet ein nicht enden wollendes Feuerwerk für die Seele. Die ersten 50 Minuten haut er nahtlos Hit an Hit raus. Allesamt aus seinen ersten drei epochalen Erfolgsalben. Ohne Unterbrechung, immer weiter. Zwischen zwei Hockern pendelt er auf der Bühne hin und her, angetrieben von nicht weniger als drei Schlagzeugern (zwei Mal Percussion, einmal Drumset). Bis das Publikum in der bis unters Dach gefüllten Arena nicht mehr auf die Lücke für den Applaus wartet, sondern einfach nur noch losjubelt.

Santana in der Arena

Es mag dem Umsatz geschuldet sein, dass der Innenraum der Arena, in mehrere Preiskategorien eingeteilt, bestuhlt wurde. Doch bei einem Konzert von Santana wirken Stuhlreihen im Innenraum so, als als sei jemand auf die blöde Idee gekommen, sich beim Abfahrtskirennen Spikes unter die Bretter zu nageln. Lange konnte das nicht gut gehen, nicht wenn Carlos Santana mit seinen zeitlosen Klassikern wie „Evil ways“, „Jin-Go-Lo-Ba“, „Oye Como Va“ oder „Black magic Woman“ die rund 18.000 Fans in der Arena immer weiter aufpeitscht. Keiner dieser teils über rund 50 Jahre alten Songs hat Staub angesetzt – auch nicht nur ein Körnchen. So kommt es, wie es kommen musste. Die Ersten stürmen an den Bühnenrand und tanzen – so weltvergessen, als hätte Woodstock nie geendet. Dabei sind einige unter ihnen in einem Alter, dass sie frühstens aus dem Mund der Großeltern den Namen Carlos Santana gehört haben dürften.

Dann, nach 50 Minuten Powerplay, setzt der Meister doch mal ab, lässt den stürmischen Applaus über sich niederprasseln wie einen warmen Regen und schickt seine Botschaft in die Arena. Eine Botschaft, der Carlos Santana sein ganzes Leben lang treu geblieben ist – mag sie in Mode gewesen sein oder auch nicht: „So wie heute Abend müsste es immer sein, überall auf der Welt: Menschlichkeit, Friede, Liebe.“ Carlos Santana, der Gitarrengott und Friedefürst.

Die Ballade, für die der Kamin erfunden wurde

Nur ein weiteres Mal sollte es noch Gelegenheit zum Luftholen geben: Es gibt Balladen, die wurden für einen romantischen Abend am Kamin geschrieben. Und dann gibt es da noch diese eine Ballade, bei der es eher so scheint, als sei für sie der Kamin überhaupt erst erfunden worden: „Samba Pa Ti“. Nur kurz spielt Santana sie an, dann zündet er auch schon die nächste Stufe seines Feuerwerks. Dieses Mal mit den Hits seines 1999er-Albums „Supernatural“ im Fokus. Und auch diese Stufe hat eine Druckkraft, der keine Bestuhlung Stand halten kann. Was nicht zuletzt an den acht Begleitmusikern liegt. Allen voran der Sänger Andy Vargas. Bei den Hits „Smooth“ oder „Maria Maria“ lässt er keinen Quadratzentimeter der Bühne in der Arena ungenutzt, fordern das Publikum auf allen Rängen immer wieder zum Mitsingen, Mittanzen, Mitklatschen auf. Cindy Backmann (Carlos Santans Ehefrau) soll laut Wikipedia 65 Jahre alt sein. Niemals! Sie hat viel mehr die Power von drei 20-Jährigen. Perkussionist Karl Perazzo lässt gleich mehrere Drumsticks an diesem Abend zu Bruch gehen.

Liebe bis unters Dach

Nach guten zwei Stunden sendet dann Santana noch einen Friedensgruß ins Publikum und verabschiedet sich für diesen Abend von Köln, dem die Ehre des einzigen Santana-Konzerts in NRW auf der aktuellen Tournee zuteil wurde. War es die letzte Gelegenheit, den Altmeister hier live zu erleben? Wenn ja war es ein mehr als würdiger Abschied. Carlos Santana hat die Arena schier geflutet: mit seinem unvergleichlichen Gitarrensound, mit seinen Rhythmen und mit ganz viel Liebe. Bis unters Dach.