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Live Music HallRoots-Reggae-Legende Burning Spear begeistert in Köln

3 min
Der Musiker Burning Spear in Köln

Burning Spear in Köln

Der Grammy-Preisträger aus Jamaika brauchte keine aufwändige Show, um sein Publikum in der Kölner Live Music Hall zu begeistern.

Ein Idol braucht nicht viel. Keine Vorband. Keine Lichtshow. Keine großen Worte ans Publikum. Als Roots-Reggae-Legende Winston Rodney, besser bekannt als Burning Spear, am Dienstagabend die Bühne der Live Music Hall betritt, wirkt es ein bisschen so, als wäre er gerade aufgestanden.

Scheinbar wie im Schlaf singt der 80-Jährige dann die ersten Zeilen von „Jamaica“. In dem Song geht es um Verbundenheit, seine Heimat und Spiritualität. Seit Ende der 1960er Jahre macht Burning Spear Musik. Er singt über Rassismus, soziale Ungleichheit und über seinen Rastafari-Glauben. Mittlerweile hat der Jamaikaner mehr als 25 Alben veröffentlicht.

Er gewann zwei Grammys für das „Beste Reggae-Album“ und war insgesamt zwölfmal für die Auszeichnung nominiert. Die jamaikanische Regierung hat dem Künstler für seine Verdienste um die Musik sogar einen Orden verliehen. Damit gilt Burning Spear als einer der bedeutendsten Interpreten des Roots Reggae.

Begegnung von Burning Spear mit Bob Marley

Das hat er, nach eigener Aussage, einem Spaziergang in den St. Ann Hills auf Jamaika zu verdanken. Da traf er in den 1960er Jahren auf Bob Marley. Der war gerade mit einem Esel, Eimern und Pflanzen auf dem Weg zu seiner Farm. Die beiden Männer unterhielten sich. „Ich sagte zu ihm, dass ich Lust habe, Musik zu machen“, berichtet der Künstler.

Also lud Bob Marley ihn ins berühmte Studio One ein, wo Burning Spear seine Alben „Burning Spear“ und „The Rocking Time“ aufnahm. Der Rest ist Geschichte. Und so liegt eine Mischung aus Ehrfurcht und Nostalgie in der Luft, als Burning Spear Songs wie „Christopher Columbus“ und „Pick Up The Pieces“ spielt.

Dabei lässt er es sich nicht nehmen, bei nahezu jedem Stück für ein paar Minuten Soli auf den Congas zu spielen. Das Mikrofon steckt er so lange lässig in die Hosentasche. Für einige Besucher sind diese Momente ein Grund für Jubel, andere nutzen die Zeit für eine Raucherpause.

Überhaupt tritt der Gesang an dem Abend hinter den Soli der Bandmitglieder in den Hintergrund: Jazz und Dub gehören zum Stil des Künstlers. Und da spricht die Musik für sich. Mal ist es das Saxofon, das auf dem Reggae-typischen Offbeat tänzelt, mal die E-Gitarre. Auch der Mann am Bass zeigt, was er kann.

So voll wie das Glastonbury Festival in England, wo Burning Spear im Juni spielte, ist es in der Live Music Hall nicht. Kurz vor Beginn des Konzertes sind noch immer Karten übrig.

Und doch hat Burning Spear für viele Besucher eine hohe Anziehungskraft. Einer ist extra aus Belgien angereist. Für ihn hat sich die Reise gelohnt: Er tanzt ausgelassen.

Und in den wenigen Momenten, wo Burning Spear das Publikum direkt anspricht, kommt sogar so etwas wie Stimmung auf. „Fühlt ihr euch gut?“, ruft er in die Menge. Die antwortet mit Jubel. Ein Idol braucht eben nicht viel.