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Sia Korthaus in KölnMit Trumps Friseurin im Senftöpfchen

4 min
Kabarettistin Sia Korthaus

Kabarettistin Sia Korthaus

Sia Korthaus hat im Kabarett manchen Olymp erklommen, ist für die „Tuttlinger Krähe“ nominiert und tritt Mittwoch im Senftöpfchen auf.

„Ich freue mich, mal wieder in mein Lieblingsveedel zu kommen“, hat Sia Korthaus im Rahmen der Terminvereinbarung für das Interview geschrieben, das im „Deli Sülz“ stattfindet. Ganz in der Nähe hat die in Gevelsberg geborene und in Ennepetal aufgewachsene Kabarettistin viele Jahre gewohnt, bis in ihr der Wunsch wuchs, zurück in dörfliche Gefilde zu ziehen.

Ausbildung zur Shiatsu-Massagetherapeutin

Nachdem es sie 2020 zunächst nach Wachtberg bei Bonn verschlug, lebt sie heute an der Mosel, eineinhalb Autostunden von Köln. So ganz von der alten Heimat lassen kann sie aber nicht, und so hat sie einen Zweitwohnsitz im Kunibertsviertel. Der Umzug vor fünf Jahren war nicht die einzige Veränderung in ihrem Leben. Nachdem sie seit 1996 als Kabarettistin auf der Bühne stand, wollte sie sich auch in anderen Bereichen ausprobieren.

Korthaus entdeckte ihre Leidenschaft für bildende Kunst und bestritt mit ihren gemalten und digitalen Werken schon bald erste Ausstellungen. Außerdem ließ sie sich zur Shiatsu-Massagetherapeutin ausbilden. Auf der Bühne stand sie natürlich weiterhin. Im Sommer 2021, als man zumindest unter Auflagen wieder vor Publikum auftreten durfte, feierte ihr Programm „Im Kreise der Bekloppten“ Premiere.

„Wilder Wechsel“

Ein Best-of aus 25 Jahren, mit ein paar aktuellen Ergänzungen. Das wollte sie, so der Plan, mit gelegentlichen Anpassungen so lange spielen, wie sie Lust hatte. Ganz neue Programme sollte es aber nicht mehr geben. Doch wie so oft im Leben, kam es dann anders. Dadurch, dass Korthaus den Fokus zumindest teilweise vom Kabarett weggelenkt hatte, lernte sie es erst richtig wertzuschätzen. „Ich glaube, jetzt habe ich den Job erst so richtig kapiert, weiß, worauf es ankommt und dass ich da genau richtig bin“, sagt sie.

Das Ergebnis dieser Erkenntnis heißt „Wilder Wechsel“, wurde vor einem Jahr im Senftöpfchen uraufgeführt und war auf Anhieb ein großer Erfolg. Der Name ist Programm: Es geht um die Wechseljahre. Doch damit sind nicht nur die berühmt-berüchtigten Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen gemeint, die sich irgendwann nach dem 50. Geburtstag einstellen. Auch das kleinere und größere Weltgeschehen findet seinen Platz im Programm.

Da, findet nicht nur Korthaus, ist zurzeit ja so einiges im Wandel. Doch wer sie kennt, weiß: Bei ihr werden auch ernstere Themen nicht mit erhobenem Zeigefinger serviert, sondern lebensbejahend und mit entwaffnendem Humor.

Thema Gendermedizin

Da darf dann auch der zurzeit weltberühmteste Toupetträger nicht fehlen. Aus diesem Anlass reaktivierte Korthaus eine Figur, die auch schon im letzten Programm auftauchte und dort eigentlich ein einmaliges Gastspiel haben sollte: Friseurin Biggi, die sich unter anderem um Donald Trumps Perücken kümmert (die stilecht und standesgemäß mit der „Hair Force One“ transportiert werden).

Ein Gast, der in Korthaus´ Figuren-Ensemble nie fehlen darf, ist Oma Emmi. Nachdem diese sich zuletzt als „Sexpertin“ outete, darf man jetzt gespannt auf ihre Meinung zum Thema Gendermedizin sein. „Ein superwichtiges Thema, das immer noch viel zu wenig Aufmerksamkeit erfährt“, findet die Kabarettistin. „Aber wenn ich mich als Sia Korthaus dazu äußern würde, käme das schnell zu trocken und wissenschaftlich herüber.

Also überlasse ich das der Oma.“ Dass Korthaus, die gerade ihren 57. Geburtstag feierte, das Thema Wechseljahre auf der Bühne thematisiert, kann man durchaus auch als bewusste Offensive verstehen. Viele Kabarettisten ihrer Generation beklagen zurzeit eine gewisse Altersdiskriminierung auf der Bühne und im Fernsehen. Sieht sie das auch so? „Von Diskriminierung würde ich persönlich jetzt nicht sprechen“, sagt sie.

„Es läuft richtig gut“

„Aber ich merke schon, dass mein Publikum mit mir älter geworden ist. Früher war ich zum Beispiel häufig bei „Nightwash" zu Gast. Bis ich irgendwann feststellen musste: Irgendwie passt es nicht mehr.“ Nichtsdestotrotz läuft es bei ihr gerade richtig gut. Soeben wurde sie mit dem ersten Jurypreis der „St. Ingberter Pfanne“ ausgezeichnet, aktuell ist sie für die „Tuttlinger Krähe“ nominiert.

Beide Preise gehören zu den renommiertesten und begehrtesten Kleinkunsttrophäen im deutschsprachigen Raum. Und so blickt sie optimistisch in die Zukunft: „Früher ging es mir nie darum, ‚berühmt’ zu werden. Aber jetzt will ich’s wissen. Ich finde, es ist endlich mal an der Zeit.“

Am 19. November gastiert Sia Korthaus mit ihrem Programm „Wilder Wechsel“ erneut im Senftöpfchen. Karten unter www.senftoepfchen-theater.de. Ihr mit der St. Ingberter Pfanne ausgezeichneter Fernsehauftritt kann in der ARD Mediathek unter „Kabarett.com“ gestreamt werden.