Im Oberbergischen Kreis ist noch viel Bewegung im Fahrrad- und Pedelec-Sektor. Vor allem die Wartung von Pedelecs ist aufwendiger.
MobilitätBoomen E-Bikes in Oberberg nach wie vor? – Wir haben in zwei Geschäften nachgefragt

Inhaber Peter Nonnenmacher von Radsport Peterno in Lindlar hat viel zu tun – vor allem in seiner Werkstatt, wo er die Räder wartet.
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Ob zum Einkaufen oder als Sportgerät: Pedelecs – landläufig auch E-Bikes genannt – erfreuen sich auch im Oberbergischen Kreis immer größer werdender Beliebtheit. Mit ihrer Hilfe wird in der hügeligen Landschaft mancher Berg erträglicher und manche weitläufige Distanz überschaubarer. Vor rund zehn Jahren machte die Motorentechnik deutliche Sprünge. Kurz darauf gaben viele Arbeitgeber neue Anreize zum Kauf eines E-Bikes, indem sie Fahrrad-Leasing und damit deutliche Vergünstigungen beim Erwerb eines Pedelec anboten.
In den Corona-Jahren explodierten die Verkaufszahlen, die Lager waren leer und Käufer mussten manchmal mehrere Wochen auf ihr neues Rad warten. Doch wie ist die Situation heute? Was ist von dem Boom übrig geblieben? Wir haben mit Fahrradhändlern in der Region gesprochen.
Nach Corona sank der Absatz bei den Pedelecs in Lindlar rapide
Peter Nonnenmacher von Radsport Peterno in Lindlar hat viel zu tun. Es ist Hauptsaison und Nonnenmacher ist Inhaber und einziger Mitarbeiter zugleich. Bereits seit 1982 gibt es das kleine Fachgeschäft und der gelernte Fahrradmechaniker war zunächst fünf Jahre angestellt, bevor er das Geschäft übernahm und bis heute weiterführt. Peter Nonnenmacher bestätigt den Boom in den Corona-Jahren – und dass dieser in seinen Augen jetzt vorbei ist.
„Der Markt ist gesättigt und die Räder mit 3500 Euro im Schnitt auch viel zu teuer“, findet der Fachmann. Nach Corona sei der Absatz rapide gesunken. In der Corona-Zeit habe er dagegen rund sechzig Räder im Jahr verkauft, in diesem Jahr seien es bisher nur drei gewesen, führt er aus. Und Räder ohne Motor gingen gar nicht mehr, da habe er schon seit langem kein einziges mehr verkauft.
Langweilig wird es Nonnenmacher dennoch nicht. Mit Reparaturen und Wartungen habe er alle Hände voll zu tun und arbeite auch nach Ladenschluss noch lange weiter. Durch die Motorenverstärkung wirken beim Pedelec hohe Kräfte auf die Antriebskomponenten, darum müssen Kette, Ritzel oder Bremsen häufiger ersetzt werden als bei Rädern ohne Motor. „Ich habe auch viele Kunden aus der Umgebung, zum Beispiel aus Köln, die ihr Rad zur Wartung zu mir bringen, denn bei den großen Geschäften hat man jetzt Wartezeiten von bis zu sechs Wochen.“
Hochbetrieb in den Werkstätten der Fahrradgeschäfte in Oberberg
Trotzdem werden die Türen von Radsport Peterno ab Oktober für immer schließen. Es ist wie so oft: „Ich werde jetzt 75, da ruft der Ruhestand und einen Nachfolger habe ich nicht gefunden“, erklärt Peter Nonnenmacher nüchtern, bevor er sich wieder seiner Arbeit zuwendet.
Anders sieht die Lage bei den großen Fahrradgeschäften aus. „Nach dem großen Corona-Hype sind wir mit den Verkaufszahlen jetzt wieder in normalen Fahrwassern, aber es ist Klagen auf hohem Niveau“, berichtet Marcel Fuderholz von Zweirad Klein in der Wiehler Ortschaft Bielstein. Im Gegensatz zum kleinen Geschäft in Lindlar hat Zweirad Klein Kooperationsverträge mit Fahrrad-Leasinggesellschaften.
Beim Leasingmodell wird die Kaufrate vom Bruttogehalt abgezogen und umgewandelt, dadurch verringert sich das zu versteuernde Einkommen und auf diese Weise wird das E-Bike bis zu einem Drittel günstiger, als im Listenpreis angegeben. Fuderholz bestätigt, dass Leasing mit rund neunzig Prozent den weitaus größten Anteil im Verkauf ausmache. Das Verhältnis vom E-Bike zum „Bio-Bike“, also zum Rad ohne Motor, ist laut dem Verkaufsexperten noch deutlicher. Nur noch rund fünf Prozent der verkauften Räder hätten keinen Motor, und in der Quote seien neben Rennrädern vor allem die Kinder- und Jugendräder vertreten.
Auch in der Werkstatt von Zweirad-Klein herrscht jetzt Hochbetrieb. „Wir haben gerade Wartezeiten von vier bis sechs Wochen und können leider nur die hier gekauften Räder bedienen, mehr ist nicht zu bewerkstelligen“, bestätigt Fuderholz. Das liege vor allem daran, dass es schwer sei, Personal zu finden. Für den Werkstattbereich werden aktuell Mitarbeitende gesucht.
Im Oberbergischen ist also noch viel Bewegung im Fahrrad- und Pedelec-Sektor. Und viele helfende Hände sorgen dafür, dass den Radelnden der Fahrspaß erhalten bleibt.