Schnäppchen-SchiffVom Drama um die Ebay-Versteigerung der „MS Stadt Düsseldorf“

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Soll künftig in Köln vor Anker gehen: die „MS Stadt Düsseldorf“. 

Köln/Düsseldorf – Wer bei einer Ebay-Auktion erst Sekunden vor Ablauf der Frist sein Angebot abgibt, hat gute Chancen, ein Schnäppchen zu erwerben. Richard Howes drückte acht Sekunden vor dem digitalen Zuschlag auf die „Kaufen“-Schaltfläche – und hatte plötzlich ein Schiff ersteigert. Der Kölner kaufte die „MS Stadt Düsseldorf“, erbaut 1970. Das Gebot zog mit 75 050 Euro, ein echtes Schnäppchen.

Howes ist der Schwager des umtriebigen Kölner SüdstadtGastronomen Daniel Rabe („Bagatelle“). Mit ihren Frauen haben sich die beiden vor einem Jahr den Traum eines Schiffes erfüllt. Mit Bewirtung und Partys wollen sie es bespielen, es gebe viele Ideen, sagen sie. „Wir haben nie gedacht, dass es klappen könnte“, erzählt Rabe der Rundschau. Doch nun ist das Schiffseigner-Quartett frühzeitig in Turbulenzen geraten: Die Verkäuferin, die Weiße Flotte Düsseldorf GmbH, weigert sich, das Schiff auszuhändigen. Vor dem Düsseldorfer Landgericht trafen sich in dieser Woche beide Seiten.

Höheren Verkaufserlös erwartet

Offenbar auch aufgrund der Corona-Pandemie hatte sich die Gesellschaft entschlossen, eins der vier Schiffe, die MS Stadt Düsseldorf, zu verkaufen (siehe Infotext). Doch vermutlich schwebte der Gesellschaft ein deutlich höherer Verkaufspreis vor. Jedenfalls weigerte sie sich bislang, das Schiff den Rhein hinauf zu schicken und zweifelt das Verkaufsgeschäft an. Bei der mündlichen Verhandlung vor dem Düsseldorfer Landgericht sagte die Richterin der 8. Zivilkammer, auf den ersten Blick handele es sich um einen gültigen Kaufvertrag, zumindest liege kein Formfehler vor, der das Geschäft nichtig mache.

Das Schiff

Die „Weiße Flotte“ besitzt laut Webseite vier Schiffe. Die „MS Stadt Düsseldorf“ kann bis zu 250 Personen befördern. Auf dem Unterdeck findet sich eine Tanzfläche nebst Bar. Das Mitteldeck bietet, so die Gesellschaft, bis zu 150 Sitzplätze.

Auch das Außendeck lässt sich mit LED stilvoll in Szene setzen. Das Schiff ist mit einem 1020 PS starken Motor ausgestattet, der laut „Weiße Flotte“ 2017 für 100 000 Euro generalüberholt worden ist.

Die „Weiße Flotte“ argumentierte, die Ehefrau eines Geschäftsführers habe das Angebot auf dem eigenen Account eingestellt, sie habe aber „vergessen“ zu erwähnen, dass mehrere Schiffe, darunter die „Stadt Düsseldorf“, mit einer Hypothek belastet sind. Zudem sei es nicht rechtmäßig, Grundstücke und Schiffe bei Ebay zu verkaufen. Weiter führte die Gesellschaft aus, es habe sehr wohl Bieter gegeben, die höhere Beträge gezahlt hätten. Die seien aber nicht zum Zuge gekommen, weil das Internet-Auktionshaus ab einem Betrag von 50.000 Euro einen Personennachweis einfordere. Die Bieter seien zu diesem Zweck auf eine andere Seite umgeleitet worden – viele hätten daher das Ende der Versteigerung verpasst. Warum die Weiße Flotte die vor diesem Hintergrund die Auktion überhaupt gestartet hatte, konnte die Verhandlung nicht klären. Die Gesellschaft reagierte am Donnerstag nicht auf eine Anfrage. Eine Entscheidung soll am 2. November verkündet werden.

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„Wir gehen davon aus, dass wir das Schiff Ende des Jahres haben“, sagt Rabe. Wo es dann liegen wird, ist noch offen. Im Rheinauhafen hat Rabe bereits Erfahrungen als maritimer Gastronom gesammelt. Davor steht die Schiffstaufe: Die „Stadt Düsseldorf“ soll nach dem Widerstandskämpfer und Gastronomen Jean Jülich in „MS Schäng Jülich“ umbenannt werden.

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