Köln noch immer an der SpitzeWie Corona die Kölner Fernsehproduktionen trifft

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Filmklappe

Symbolfoto

  • NRW ist auch weiterhin Spitzenreiter bei Fernsehproduktionen – trotzdem gibt es Sorgen
  • Corona legte gleich 15 Großproduktionen lahm, aus Ehrenfeld kamen die meisten Anträge auf NRW-Soforthilfe.
  • Staatskanzlei-Chef Liminski nennt das Produzieren zur Zeit ein Hochrisikogeschäft.

Köln – „Fast schon nostalgisch“ nannte Staatskanzlei-Chef Nathanael Liminski den Blick auf die fetten Jahre der nordrhein-westfälischen Film- und Fernsehlandschaft. Und Letzterer attestierte die neue Formatt-Studie für die Jahre 2017 und 2018 einen satten Vorsprung auf die Konkurrenz. Den hiesigen TV-Markanteil von 38 Prozent können Bayern (27) und Berlin (knapp zwölf Prozent) nur neidisch bestaunen.

Liminski, zugleich Medien-Staatssekretär, schaute sodann auf den Corona-Einbruch, der „viele Selbstständige ohne Aufträge“ hervorbrachte und die Sender ein Vakuum in ihren Programmen befürchten lässt. Auch Köln, Hauptdrehort für TV- wie Kinoformate, ist betroffen. Aus Ehrenfeld, wo die Studie in einem Vox-Studio vorgestellt wurde, „kamen die die meisten Anträge auf NRW-Soforthilfe“.

„Produzieren ist Hochrisikogeschäft“

Momentan sieht der Staatskanzlei-Chef die Branche in einer seltsamen Situation. Zwar seien die Restriktionen für Produktionen weitgehend aufgehoben, doch da keine Versicherung den Pandemiefall abdeckt, „ist das Produzieren zur Zeit ein Hochrisikogeschäft“.

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Aus NRW: Die Komödie „Der Vorname“

Auf nordrhein-westfälischen Druck hat die Bundesregierung nun einen Ausfallfonds für womöglich abgebrochene Dreharbeiten angekündigt. Diesen Rettungsring will Düsseldorf auch auf Fernsehformate ausweiten und mit zusätzlichen zehn Millionen Euro noch praller aufpumpen.

Corona legte gleich 15 Großproduktionen lahm

Auch Petra Müller hätte als Geschäftsführerin der Film- und Medienstiftung NRW eigentlich allen Grund zur Freude: 2019 kam ein Fördervolumen von 40 Millionen Euro wie warmer Regen auf die Branche nieder, und es waren kaum noch Studiokapazitäten frei.

Dann der Corona-Lockdown, der gleich 15 Großproduktionen stilllegte. Die Ausfälle will man mit Landeshilfe möglichst kompensieren. Rückgrat des TV-Booms ist auch an Rhein und Ruhr Unterhaltung, die bundesweit mit einem Produktionsvolumen von 46,6 Prozent weit vor den Bereichen Info (26,6) und Fiktion (18,9 Prozent) liegt. Doku-Soaps sind dabei der Renner, und Köln stellt mit filmpool entertainment den klaren Marktführer. Um diesen Trumpf zu erhalten, wird gerade eine Professur für Entertainment an der internationalen filmschule (ifs) Köln besetzt.

Im Kino haben andere die Nase vorn

Für das Dortmunder Formatt-Institut fasste dessen Leiter Horst Röper die Kernergebnisse zusammen. Die tatsächlich realisierten Fernsehprogramm-Minuten beliefen sich in Deutschland 2018 auf 750 000. Dabei erzeugten die Dritten Programme mit 97 600 sogar die größte Nachfrage, während der Anteil der Privatsender sank. Einerseits schaffen „Elefanten-Hochzeiten“ durchaus Marktkonzentration. Andererseits kommen immer mehr kleine Firmen hinzu, denen allerdings oft nur winzige Stücke vom Produktionskuchen bleiben.

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Bei den Kinofilmen stiegen 2017/18 sowohl die Zahl der Produktionen wie auch deren Umfänge – und das bei deutlich sinkenden Besucherzahlen. Auf der großen Leinwand kann NRW den traditionellen Platzhirschen freilich nicht Paroli bieten: 8200 Filmminuten wurden in Berlin realisiert, 5200 in Bayern, 4000 in Nordrhein-Westfalen. Und 2020 werden diese Werte auch nicht annähernd erreicht werden.

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