Maja Göpel und Frank Schätzing in KölnAls Weltenretter auf der Lit.Cologne unterwegs

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Maja Göpel und Frank Schätzing im Theater im Tanzbrunnen.

Maja Göpel und Frank Schätzing im Theater im Tanzbrunnen.

Köln – Sie will „Unsere Welt neu denken“, er fragt kess: „Was, wenn wir einfach die Welt retten?“ Nicht nur der globale Maßstab eint die Zukunfts-Ökonomin Maja Göpel und den Bestseller-Autor Frank Schätzing in ihren Büchern, nein, auch die Haltung zur Klimakrise.

So fliegen zwar keineswegs die Fetzen, aber zum Glück haben auch die Phrasen Ausgangssperre. Göpel beklagt kleinmütige Politik nach dem Motto „Gebt mir noch zwei, drei Gretas, dann schaffen wir den Umschwung im Klimaschutz.“ Letzterem hilft das Karlsruher Bundesverfassungsgericht mit seinem Urteil vom April zwar auf die Sprünge, doch Schätzing fragt: „Was passiert eigentlich konkret?“ Wenn man am Ziel festhalte, die Erderwärmung bis 2100 unter zwei Grad zu halten, hieße das: „Bis 2029 hätten wir schon 80 Prozent unseres Emissionsbudgets verbraucht und zur 2045 angepeilten Klimaneutralität noch einen weiten Weg zur vor uns.“

Zu welch schönen Ergebnissen man kommen könnte, soll eine Gedankenreise ins Hamburg von 2050 zeigen. Göpel sieht dort Vorrang für Fußgänger und hört viele Vogelstimmen, insgesamt verlaufe das Leben „weniger ruppig, leichter, fluider“. Schätzing reist im transatlantischen Segelfrachter an, dessen Außenhaut zugleich das Solarkraftwerk des Schiffs ist. Windräder werden nicht mehr in die Erde gerammt, sondern kreisen am Himmel, während Algen als potente CO2-Speicher dienen.

Epoche des „Zeitwohlstands“

Die Ökonomin sieht eine Epoche des „Zeitwohlstands“ durch eine stärker dem Rhythmus des Lebens angepasste Gesellschaft. Können wir uns das denn leisten? Göpel fragt rhetorisch zurück: „Ist es denn ein wünschenswertes Wirtschaftsmodell, unseren Kindern eine unbewohnbare Welt zu hinterlassen?“ Für sie sind „gesunde Menschen ein Vermögen“. Und die klimaschädliche Massentierhaltung mache zwar Profit, berge aber gern verschwiegene Kosten wie etwa die Behandlung fehlernährter Fleischliebhaber.

Verbote befürwortet keiner von beiden, Schätzing etwa schlägt vor, ein derart leistungsfähiges Schnellbahnnetz zu knüpfen, das Inlandsflüge ohnehin unattraktiv macht. Wenn alles freilich so weiter laufe wie bisher, greife das RPC 8.5 genannte Albtraum-Szenario des Weltklimarats mit großflächiger Eisschmelze, gewaltigen Überflutungen, Monsterzyklonen. Ende der Zivilisation.

Maja Göpel denkt über eine freundlichere Apokalypse nach – durch bewusstes Umsteuern: „eine Welt untergehen lassen, um eine neue zu erschaffen“.

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