Tipitipitipso beim CalypsoCatarina Valente feiert ihren 90. Geburtstag

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Valente 90

 Am 14. Januar 2021 feiert die in Paris geborene Entertainerin ihren 90. Geburtstag.

Köln – Es gibt genügend Gründe, das Internet zu verdammen. Aber auch genauso viele, seine Erfindung zu bejubeln. So hilft etwa YouTube dabei, Bilder, die man von Stars vergangener Epochen im Kopf hat, zu revidieren. Etwa von Caterina Valente. Auf der Plattform finden sich zahllose Belege dafür, dass sie mehr ist als eine vergnügte junge Frau, die behauptet, dass „Tipitipitipso“ beim Calypso alle wieder froh werden. Oder dass sie so viel mehr kann, als Ende der 70er Jahre mit gekonnt toupiertem Haar zu sanften Discorhythmen von „Manuel“, dem Jungen aus Kastilien, zu schwärmen.

Satte zwölf Millionen Aufrufe verzeichnet etwa ein Video, in dem die Valente mit Dean Martin in dessen TV-Show „One note Samba“ zum Besten gibt, in einer per fekten Kombination aus exzellent getimter Comedy und großer Musikalität. Den Show-Dino verdammt sie dazu, in dieser Samba nur die eine Note zu singen, um dann selber in einem halsbrecherischen Tempo, auf den Punkt intoniert und natürlich auf Portugiesisch das Lied zu performen.

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Mit Bing Crosby singt sie in einem anderen Clip ein siebeneinhalb Minuten langes Medley aus Hits der frühen 60er Jahre. Und mit Ella Fitzgerald liefert sie sich einen vokalen Schlagabtausch der Spitzenklasse – so sehr im Einklang, als hätten die beiden Frauen ein musikalisches Leben lang nichts anderes gemacht. 

Valente stammt aus einer armen Artistenfamilie

Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen, kaum eine US-Größe der 50er und 60er, an deren Seite sie nicht glänzte. Nicht schlecht für ein Mädchen aus einer armen Artistenfamilie, das am 14. Januar seinen 90. Geburtstag feiert! Der Vater ein Akkordeonspieler, die Mutter ein Musikclown – die Kinder – darunter Bruder und s päterer Duettpartner Silvio Francesco – mussten früh mit auftreten. Irgendwann wird die Tochter Sängerin und Solistin, nimmt erste Platten auf, landet 1954 mit „Ganz Paris träumt von der Liebe“ einen ersten Mega-Hit.

Valente

Entertainer Peter Alexander tritt mit Sängerin Caterina Valente in Hamburg auf (undatiertes Archivfoto).

Und sie lässt die Wirtschaftswunder-Deutschland sehr viel träumen: Wenn sie davon singt, „Wo meine Sonne scheint“. Dass man doch bitte „ein bisschen mit nach Italien“ kommen möge oder noch einmal für sie der „Habanero“ spielen möge.

Caterina Valente über das Alter

Caterina Valente zieht es zwar schon lange nicht mehr in die Öffentlichkeit, aber vor anderthalb Jahren gab sie dennoch ein ausführlicheres Lebenszeichen von sich. In einem Gespräch, das ihr Pressesprecher Günther Huber 2019 auf Facebook veröffentlichte, gab sie Auskunft über ihr Befinden: „Bette Davis sagte: ‚Das Alter ist nichts für Schwächlinge’. Natürlich macht sich mein Alter bemerkbar. Man wird langsamer, die Umwelt wirkt chaotischer, man hat Wehwehchen wie den grauen Star, oder Ektropium.

Aber was mich so fasziniert, ist, wie heute solche Wehwehchen von Spezialisten im Nu beseitigt werden und uns die Möglichkeit geben, ein gutes Leben im Alter zu führen.“ Valente kommuniziert heute über soziale Medien. Auf Facebook postet sie alte Fotos und Erinnerungen an Stars von damals. Im März 2020, auf dem ersten Höhepunkt der Corona-Krise, stellte sie ein Selfie ins Netz, das sie zu Hause mit Schäferhund zeigt. (EB)

Während sie zu diesen oder anderen Schlagern hierzulande in leichtesten musikalischen Komödien, manchmal an der Seite von Peter Alexander, über die Leinwand turnt, schafft sie das eigentlich Unmögliche: Sie wird ein Star in den USA.

Und während Kolleginnen damals oder später darauf bestanden, als ernsthafte Schauspielerinnen, große Chansonsängerinnen oder versierte Jazzerinnen wahrgenommen zu werden, hatte Caterina Valente nie das Problem, zwischen den Genre s, zwischen Qualität und Quatsch hin- und herzuspringen. Sie verstand sich augenscheinlich immer als Entertainerin – und das Publikum bekam, womit es unterhalten werden wollte. Dank ihres Könnens unterschritt ihre Arbeit aber praktisch nie ein gewisses Niveau. Und wenn es doch einmal so aussah, wenn sie etwa dorthin geschunkelt war, „wo die Musikanten sind“, konnte sie das wieder mit einer Tournee mit dem Count Basie Orchestra ausgleichen. Oder mit Kurt-Weill-Aufnahmen zusammen mit der WDR Big Band. „Ein neuer Rhythmus bringt doch mich nicht aus dem Tritt – und wenn die Zeit sich ändert, halt ich mit ihr Schritt“ ließ sie sich 1987 von Michael Kunze für den zum Teil selbstironischen Song „Ich bin noch da“ betexten. Fürwahr, sie hat immer Schritt gehalten. Und mit was für einem Tempo!

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