Zum 30. Mai geht es losWie sich Kölner Kinos auf den Neustart vorbereiten

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Popcorn Kino

Frisches Popcorn als Snack bei Filmen für viele ein Muss.

Köln – Das Wiederaufleben der wenigen hierzulande betriebenen Autokinos war nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, auf dem die Filmbegeisterten seit der Schließung der Kinos am 15. März unruhig hin- und her rutschten. Nachdem Hessen (15.5.), Saarland, Sachsen und Schleswig-Holstein (jeweils ab 18.5.) vorgeprescht waren, bereiten sich nun auch die NRW-Kinos auf den von der Landesregierung anvisierten 30. Mai als Wiedereröffnungstermin vor.

Vorgaben gibt es erst am 25. Mai

Christian Schmalz, Betreiber des Off-Broadway in Köln hofft, dass es dann nicht so chaotisch zugeht, wie beim Lockdown: „Da haben wir am 14. März aus der Zeitung erfahren, dass wir am 15. schließen müssen, haben sicherheitshalber noch die Spätvorstellung am 14. aus dem Programm genommen.“ Von der Stadt hat er bis dato noch nichts gehört. Die wartet, wie sie auf Nachfrage mitteilt, auf Vorgaben des Landes, die am 25. Mai verkündet werden sollen. „Viel zu spät“, meint Christian Schmalz, „um sie dann bis zum 30.5. umzusetzen. Ich rechne damit, dass wir frühestens am ersten oder zweiten Juni-Donnerstag wieder spielen. Aber unseren Biergarten haben wir schon zum Hygiene-Üben geöffnet.“ Denn wenn die Kinos wieder öffnen, dann müssen sie nicht nur jeden Morgen desinfiziert werden, sondern auch zwischen den Vorstellungen. Das bedeutet: eine Vorführung pro Tag weniger.

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Christian Schmalz, Chef in Off-Broadway und Weißhaus.

Da hofft Christian Schmalz auf das Entgegenkommen der Verleiher: „Ich könnte mir vorstellen, dass wir für Premieren, die wir im März abbrechen mussten, jetzt beim Neustart nur eine reduzierte Verleihabgabe zahlen müssen.“ Die von der eigenen Branche erhoffte Unterstützung hat er während der Corona-Krise von seinem St ammpublikum schon erfahren. Viele haben Kino-Gutscheine gekauft und auch liebevolle Ermunterungsbriefe , teilweise mit Geldspenden, geschickt.

Große Solidarität der Fans

Ähnliches haben Joachim Kühn und Dirk Steinkühler von der Filmpalette in der Lübeker Straße erfahren: „Besonders die ,Veedels-Retter‘ habe sich da sehr engagiert“, erzählen sie, „und wir werden uns mit Nachbarschafts-Vorstellungen revanchieren, zu denen wir Spender und zum Beispiel die Mitarbeiter des Cafe Schmitz einladen. Und für das treue Publikum ist im Juni und Juli ein „Wunschkonzert“ geplant, zu dem sie sich Filme wünschen können, die im März abgebrochen werden mussten.“

Die beiden blicken optimistisch in die Zukunft, wollen, trotz der noch unklaren Bedingungen, ihre Kinos am 30. Mai öffnen und Anfang Juni das traditionelle Open-Air Kino im MAKK starten. Auch die von der Kölner Kinogesellschaft veranstalteten „Kölner Kinonächte“ werden vom 9.-12. Juli. stattfinden.

Als Geschäftsführer des Real Fiction-Filmverleihs kennen sie auch die andere Seite der Medaille: „Fast 100 Filme sind durch den Lockdown nicht in die Kinos gekommen. Aber der Verleih muss ja viel früher einsteigen, zum Beispiel Geld ausgeben für Werbung und Synchronisation, hat andererseits keine Einnahmen.

Noch keine Insolvenz in NRW

Außerdem werden wir von der Öffentlichkeit nicht so wahrgenommen wie die Kinos: uns sieht man ja nicht!“ Erstaunt und bestürzt waren sie über die Zahlen von einigen in der Krise nur Online stattfindenden Festivals: da wurden bis zu 60 Prozent der Filme aufs Handy heruntergeladen: „Da wurde uns nochmal deutlich, wo die Qualitäten des Kinos mit seiner großen Leinwand liegen.“

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Senior-Chef Helmut Brunotte und Enkelin Chantal Hebbel, die den Filmpalast Köln leitet.

Gleich 50 dieser Leinwände nennt Senior-Chef Helmut Brunotte sein eigen, der mit sieben Kinocentern das größte Kino-Unternehmen in NRW betreibt, darunter auch den Filmpalast in Köln. „Da sich fünf der Immobilien im Familienbesitz befinden, trifft mich der Lockdown nicht ganz so hart wie einen Kollegen in Eisenhüttenstadt, der sein Kino-Center schon schließen musste. Zum Glück musste in NRW noch kein Kino Insolvenz einreichen, aber es ist noch nicht ausgestanden.“

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Brunotte weiter: „Wenn jetzt erst einmal nur 30 bis 50 Prozent der Sitzplätze verkauft werden können und mehr Personal eingestellt werden muss, zum Beispiel als Platzanweiser, dann lässt sich natürlich kein Geschäft machen. Zumal viele große Produktionen ihren Starttermin auf 2021 verschoben haben oder ihre Filme überstürzt an Streamingdienste verkauft haben.“ Trotzdem setzt Brunotte auf das Gemeinschaftserlebnis Kino, seine künstlerische Kraft und seine technischen Innovationen, die auch die Corona Krise überdauern werden.

Die neuen Regeln

Das Land NRW will ab 30.5. Kinos eine Wiedereröffnung ermöglichen, sofern der Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen Besuchern gewährleistet werden kann. Da der normale Reihenabstand in den meisten Kinos aber nur ca. 1.30 Meter beträgt, dürfte nur jede zweite Reihe belegt werden. Und die auch nur mit zwei Sitzen Abstand zwischen den Besuchern (Ausnahme Paare und Familien). Außerdem müssten Platzanweiser angestellt werden, um die Sitzordnung zu organisieren und in den Foyers die Abstandsregelungen zu kontrollieren. Da dies mit einer so kurzen Vorbereitungszeit wie in NRW kaum möglich sein wird, hat der Verband der Filmkunsttheater AG-Kino Gilde seinen 370 Mitgliedskinos geraten, erst am 2. Juli wieder zu öffnen. (rrh)

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