Shell Elektrolyse-AnlageIn Wesseling entsteht „grüner“ Wasserstoff

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Laschet bei Shell

Armin Laschet bei der Einweihung in Wesseling

Wesseling – „Die Anlage weist den Weg in die Klimaneutralität“, lobte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet bei der Einweihung des PEM-Elektrolyse zur Herstellung von grünem Wasserstoff bei Shell in Wesseling. Mit einer Leistung von zehn Megawatt (MW) ist das Europas größte derartige Anlage. Gefördert wurde sie von EU Fuels Cells and Hydrogen Joint Undertaking , die nach eigenen Angaben zehn Millionen der Investition von 16 Millionen gestemmt hat. Bis zu 1300 Tonnen Wasserstoff soll die Anlage produzieren.

NRW will bis 2045 klimaneutral sein

NRW setzt auf Wasserstoff im Bestreben bis 2045 klimaneutral zu werden und Industrieland zu bleiben. Auch für Shell ist die Anlage wichtiger Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Derzeit sorgt das Unternehmen in Deutschland selbst für ein Prozent des CO2 -Ausstoßes, so Fabian Ziegler, Vorsitzender der Geschäftsführung Shell Deutschland Oil. Und die Produkte des Unternehmens bei den Kunden steuern weitere neun Prozent bei. Shell plant schon die Errichtung einer 100-MW-Elektrolyse-Anlage in Wesseling. Baubeginn könnte 2022 sein. Auch dazu braucht es wohl eine Förderung. Grüner„ Wasserstoff kostet etwa fünf bis sechs Euro pro Liter, „grauer“ etwa 1,50 Euro pro Kilo.

Wasserstoff (H2 )

Die Chemieindustrie nutzt H2 zur Herstellung von Stickstoffdünger, in Erdölraffinerien zur Raffinierung von Mineralöl oder bei der Herstellung von synthetischen Kraftstoffen. Hergestellt wird er „grau“ auf Basis von fossilen Energieträgern. Dabei wird CO2 freigesetzt. Wird es abgetrennt und gelagert , ist es „blauer“ Wasserstoff. Durch Elektrolyse mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen auf der Basis von Wasser entsteht „grüner“ Wasserstoff. Immer ist das ein farb- und geruchloses Gas. (raz)

Wasserstoff kann Brennöfen der Industrie beheizen – zum Beispiel in der Glas-, Zement- und Stahlindustrie. Er kann auch im Bus- und Schwerlastverkehr eingesetzt werden, und mit Wasserstoff und CO2 aus der Luft können in Power-to-X Verfahren wichtige Rohstoffe für die Chemieindustrie produziert werden.

Laut dem Forschungszentrum Jülich wird der Wasserstoffbedarf in NRW bis 2050 auf 104 Terawattstunden pro Jahr steigen. Zum Vergleich: 2019 haben sämtliche Braunkohlekraftwerke der Republik laut Fraunhofer-Institut 102 Terawattstunden (TWh) Strom erzeugt und dabei 113 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen. Jeweils die Hälfte ungefähr entfällt auf Kraftwerke im Rheinischen Revier.

Schon bis 2025 soll in Duisburg etwa die erste große Anlage zur Erzeugung von Stahl auf Basis von Wasserstoff entstehen. Mehr als 400 Brennstoffzellen-Lkw sollen fahren, auch 500 Wasserstoff-Busse für den ÖPNV und erste wasserstoffbetriebene Binnenschiffe sollen unterwegs sein.

kann Shell in einer neuen Anlage Wasserstoff mit Ökostrom herstellen.

kann Shell in einer neuen Anlage Wasserstoff mit Ökostrom herstellen.

Wasserstoff kann laut dem Sachverständigenrat für Umweltfragen eine wichtige Rolle für den Klimaschutz spielen. Er werde aber ein knapper und kostbarer Energieträger bleiben. Auch drohten falsche Weichstellungen. Auch übergangsweise sollte die Politik nicht auf fossil erzeugten Wasserstoff setzen (siehe Kasten). Alle Anstrengungen sollten auf den Markthochlauf von grünem Wasserstoff aus Wind und Sonne konzentriert werden, so Prof. Claudia Kemfert, stellvertretende Vorsitzende des Sachverständigenrates und Energieexpertin des Deutsches Instituts für Wirtschaftsforschung. Berlin.

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Und wenn grüner Strom direkt genutzt werden kann – wie durch das E-Auto im Straßenverkehr oder die Wärmepumpe in der Wärmeversorgung –, sei das in der Regel preiswerter und umweltfreundlicher. Auch müssten die Wind- und Sonnenenergie in Deutschland massiv ausgebaut werden.

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