Das NRW-Handwerk fordert mehr Planungssicherheit für Hausbesitzer und betont die Wichtigkeit dezentraler Heizungslösungen wegen unklarer Fernwärmepläne.
Die Uhr ticktHandwerk warnt vor Zickzack-Kurs beim Heizungsgesetz

Symbol der Energiewende: Viele Haushalte setzen inzwischen auf eine Wärmepumpe.
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Im Ringen um eine Korrektur des umstrittenen Heizungsgesetzes von Ex-Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat das NRW-Handwerk mehr Planungssicherheit für Hausbesitzer und Unternehmen angemahnt.
Die Kommunen müssten „so schnell wie möglich öffentlich kommunizieren, wo es aller Voraussicht nach keine leitungsgebundene Wärmeversorgung geben wird“, forderte Handwerkspräsident Andreas Ehlert gegenüber unserer Redaktion. Nur dann könnten sich Eigentümer von Bestandsimmobilien rechtzeitig um dezentrale Heizungslösungen kümmern und mit ihren Fachbetrieben vor Ort beraten.
Gebäudeenergiegesetz fordert erneuerbare Energien
Seit 2024 muss nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) bereits in Neubaugebieten jede Heizung zu 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden. Für Bestandsimmobilien, bei denen ein Heizungstausch fällig wird, greift diese Pflicht in Großstädten (über 100.000 Einwohner) ab dem 30. Juni 2026. Kleinere Gemeinden bleibt noch bis 30. Juni 2028 Zeit.
Zu diesem Stichtag müssen die Kommunen auch sogenannte Wärmeplanungen vorlegen, die Hausbesitzern anzeigen, ob in ihrer Straße der Anschluss an ein Fernwärmenetz oder die Umrüstung des Gasnetzes auf Wasserstoff geplant ist. Andernfalls müssten für klimafreundliches Heizen dezentrale Lösungen gefunden werden wie Wärmepumpen oder Geothermie. Dafür stellt der Bund Fördermittel in Aussicht.
Diskussion um Abschaffung des Heizungsgesetzes
Spätestens bis 2045 soll in Deutschland die Nutzung von fossilen Energieträgern im Gebäudebereich komplett beendet werden. Das dürfte ein Kraftakt werden. Von den bundesweit mehr als 40 Millionen Haushalten heizt aktuell noch jeder zweite mit Erdgas und ein Viertel mit Heizöl. Die Bundesregierung hat zwar angekündigt, Habecks Heizungsgesetz „abschaffen“ zu wollen. Bislang blieb jedoch offen, was genau damit gemeint ist. Wirtschaftsministerin Katharina Reiche (CDU) hat „die Abschaffung des Betriebsverbots für Heizkessel“ angekündigt und erklärt: „Es muss Schluss sein mit dem Zwang zur Wärmepumpe.“ Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) hatte zuletzt klargestellt, man wolle daran festhalten, dass neue Heizkessel zu mindestens 65 Prozent mit klimaneutralen Energien betrieben werden müssen.
Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) klang jetzt noch defensiver. „Abschaffen“ des Heizungsgesetzes klinge zwar resolut, „aber das wird in der Sache keine Rolle rückwärts“, sagte er in der „Süddeutschen Zeitung“. Es gehe allenfalls um Änderungen im Detail. NRW-Handwerkspräsident Ehlert seinerseits hält zwar eine „sinnvolle Vereinfachung“ der detailverliebten Anforderungen an Heizungsanlagen im bisherigen Gesetzestext für möglich, warnte aber zugleich: „Es darf keinen neuen Zick-Zack-Kurs in der grundsätzlichen Ausrichtung oder kurzfristige Förderstopps geben.“
Hausbesitzer verunsichert durch Zwangssanierung
Die Verunsicherung unter Hausbesitzern sei ohnehin weiterhin riesig. Im Zuge der Debatte um das Habecksche Gesetz hatten die Handwerker in NRW in den vergangenen zwei Jahren „wie wild“ Gas- und Öl-Heizungen verbaut oder nachgerüstet, weil Eigentümer die Sorge umtrieb, eines Tages mit einer teuren Zwangssanierung älterer Immobilien finanziell überfordert zu werden. Mit dem Preisanstieg der Co2-Zertifikate könnte allerdings perspektivisch auch das Heizen mit Öl und Gas kostspielig werden.
Die Kommunalversorger in NRW dürften derweil beim Aufstellen ihrer Wärmeplanungen darauf achten, dass sie möglichst viele Stadtteile zentral mit der Abwärme aus Müllverbrennungsanlagen, mit Geothermie oder der Energie aus Großwärmepumpen versorgen. Schließlich geht es Stadtwerken auch darum, die Entwertung ihres kommunalen Gasnetzes wirtschaftlich aufzufangen. Allerdings muss der Aufbau neuer Wärmenetze auch erst einmal finanziell gestemmt werden. Der Investitionsbedarf sei „riesig“, hat auch die schwarz-grüne Landesregierung unlängst eingeräumt.
Fernwärme werde gerade in urbanen Gegenden eine wichtige Rolle spielen, sagte Ehlert. Sie stelle aber „ein Monopol mit oft intransparenter Preisbildung“ dar. „Anschluss- und Benutzungszwänge sollten ausgeschlossen werden, da sie Verbraucher entmündigen und den Wettbewerb einschränken“, forderte der Handwerkspräsident.
Überhaupt gehen die Praktiker aus dem Handwerk davon aus, dass Energieeffizienz in den Wärmeplänen methodisch sauber erfasst werden müsse. Bei der oft ideologisch verbrämten Fernwärme etwa hänge Klimafreundlichkeit entscheidend von der Energiequelle ab und deren Effizienz von den Wärmeverlusten bei langen Leitungswegen.
Klimaneutralität durch Gebäudedämmung
„In vielen Fällen lassen sich durch Investitionen in die Dämmung der Gebäudehülle und die Energieeffizienz vorhandener technischer Gebäudeausrüstungen schnellere und wirkungsvollere Erfolge auf dem Weg zu Klimaneutralität und Energieeffizienz erreichen als durch einen Wechsel der Energiequelle“, heißt es beim NRW-Handwerk. Aber dieser Debattenzug scheint im Dauerstreit über das Heizungsgesetz längst abgefahren.