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Geplanter Gipfel in AlaskaWie Trump sich von Putin vorführen lässt

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TOPSHOT - (FILES) US President Donald Trump (L) shakes hands with Russia's President Vladimir Putin ahead of a meeting in Helsinki, on July 16, 2018. US President Donald Trump and Russian counterpart Vladimir Putin could meet for a summit as early as next week, the Kremlin said on August 7, 2025. The meeting would be the first between a sitting US and Russian president since Joe Biden met Putin in Geneva in June 2021, and comes as Trump seeks to broker an end to Russia's military assault on Ukraine. (Photo by Alexey NIKOLSKY / Sputnik / AFP)

Bald wieder zusammen wie in alten Zeiten: Trump und Putin 2018 in Helsinki.

Eines muss man Wladimir Putin lassen: Der russische Diktator weiß, was er will. Wie sehr er sich darin von US-Präsident Donald Trump unterscheidet, wird im Vorfeld des geplanten Gipfeltreffens in Alaska deutlich. Was bedeutet das für die Ukraine und ihre europäischen Partner?

Wladimir Putin erlebt derzeit ein paar richtig gute Tage. Der Kremlchef darf zusehen, wie US-Präsident Donald Trump sich selbst demontiert. Dessen Ultimaten zur Erreichung eines Waffenstillstands im Ukraine-Krieg sind vom Tisch. Viel zu sehr lockt den Egomanen im Weißen Haus die Aussicht auf ein Potentaten-Treffen in Alaska und darauf, den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj danach vor vollendete Tatsachen zu stellen. Er und die übrigen Europäer dürfen aus der Ferne zusehen, wie Trump ihre Sicherheitsinteressen verrät.

Welche vermeintlichen Angebote Putins der Trump-Abgesandte Steve Witkoff zur Vorbereitung aus Moskau mitgebracht hat, ist Nebensache. Die Informationslage ist chaotisch. Klar scheint nur, dass Putin wie gehabt von der Ukraine verlangt, den kompletten Donbass zu räumen. Also Gebiete preiszugeben, die Russland seit drei Jahren vergeblich zu erobern versucht. Ob Putin dafür anderes Gelände zurückgeben würde, steht in den Sternen – Witkoff hat ihn da wohl falsch verstanden: Ganz sicher möchte Moskau nicht die Landbrücke zur Krim im Bezirk Cherson räumen, sondern verlangt umgekehrt die Übergabe auch der Bezirkshauptstadt.

Ukraine käme in fatale Situation

Witkoffs Konfusion ist bezeichnend für die strategische Ahnungslosigkeit der US-Administration. Die Ukraine käme mit einer Donbass-Räumung in eine fatale Situation, denn sie verlöre den Festungsgürtel, der das Zentrum des Landes schützt. Zugleich stünde die russische Marine im Raum Cherson nur 60 Kilometer von Odessa entfernt. Putin wäre die US-Sanktionen los, könnte seine Truppen neu aufstellen und dann entscheiden, ob er erneut die Ukraine oder lieber erst das Baltikum attackieren will, vielleicht zur indirekten Unterstützung Chinas in einem künftigen Pazifik-Krieg. Aber Geografie-Cracks wie Trump und Witkoff werden nie verstehen, wie wichtig die Sicherheit Europas für ihre eigene ist.

Putin kann Trump nicht deshalb so blamabel vorführen, weil sein Land unbezwingbar wäre, sondern weil er im Unterschied zum US-Präsidenten weiß, was er will. Wer das versteht, erkennt auch das einzig wirksame Gegenmittel: Konsequenz. Wenn die USA politisch delirieren, müssten die Europäer die Eindämmung der putinistischen Aggression selbst in die Hand nehmen. Fertiggebracht aber haben sie nur ein Bekenntnis zum Völkerrecht, eine Art Bittpostkarte nach Alaska. Materiell durch sicherheitspolitische oder ökonomische Entscheidungen unterlegt ist dieses Bekenntnis nicht. Putin wird’s lesen und erneut einen guten Tag haben.