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KommentarDie Organspende muss freiwillig bleiben

2 min
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Aktuell muss sich jeder Spender noch registrieren lassen, um einen Organspendeausweis zu erhalten.

  1. Die Politik berät derzeit darüber, ob Menschen generell als Organspender gesehen werden können.
  2. Die medizinische Möglichkeit, Todkranken Menschen gespendete Organe einzupflanzen, ist ein Segen. Die lange Wartliste ein Skandal.
  3. Doch die Spende muss freiwillig bleiben, kommentiert unsere Autorin.

Die Entscheidung über die Zukunft der Organspende ist eine sehr weitreichende. Es geht um nicht weniger als die Frage, ob ein Mensch in Deutschland grundsätzlich als Organspender angesehen wird, solange er nicht widersprochen hat. Besser wäre es, der Bundestag käme zu dem Beschluss, dass ein Mensch zu Lebzeiten zugestimmt haben muss oder dass zumindest seine Angehörigen einen entsprechenden Willen kennen sollten.

Die medizinische Möglichkeit, Todkranken Menschen gespendete Organe einzupflanzen, ist ein Segen. Die lange Wartliste ein Skandal. Es steht also außer Frage, dass die Zahl der Organspenden in Deutschland erhöht werden muss.

Die Gründe für die zu geringe Zahl an Organspenden sind allerdings vielfältig: Die Spendenskandale der Vergangenheit, eine schlechte Organisation in den Krankenhäusern, ein fehlendes bundesweites Register für Organspenden. An allen drei Punkten wird auch ohne Widerspruchslösung angesetzt. Die Spendenskandale sind juristisch aufgearbeitet und die Kontrollen in den Kliniken verbessert worden. Ein Organspenderegister sehen beide Gesetzentwürfe vor. Seit April ist zudem bereits ein neues Organspende-Gesetz in Kraft, das die Krankenhäuser mit mehr Personal, mit mehr Kompetenzen und mehr Finanzmitteln ausstattet, damit mögliche Organspenden auch tatsächlich realisiert werden.

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Das Gesetz ist stufenweise in Kraft getreten, weil insbesondere die für die Kliniken vorgesehenen Fachkräfte erst einmal fortgebildet werden mussten. Ein Erfolg kann sich also auch erst Ende dieses Jahres einstellen.Eine Spende sollte ein Akt der Freiwilligkeit sein und kann nicht zur Selbstverständlichkeit werden.

Das gilt auch für die Organspende. Nun könnte man argumentieren, dass es jedem Menschen zumutbar sei, sich einmal im Leben mit der eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen und im Fall der Fälle einer Organspende zu widersprechen. Auf die meisten Erwachsenen trifft das zu, aber eben längst nicht auf alle.In den Ländern, in denen bereits eine Widerspruchslösung bei der Organspende gilt, sind die Zahlen nicht unbedingt höher. Sie sind es nur dann, wenn die Widerspruchslösung auch mit einer straffen Organisation in den Kliniken verbunden ist.

Es ist gut, dass diese wichtige ethische Frage der Organspende im Bundestag nicht nach Parteizugehörigkeit abgestimmt wird, sondern die Abgeordneten frei von der sonst geltenden Fraktionsdisziplin nur ihrem Gewissen folgen müssen. Auf diese Weise hat der Bundestag schon eine Reihe kluger Entscheidungen über die großen Fragen von Leben und Tod getroffen – beispielsweise bei den Themen Spätabtreibung und Präimplantationsdiagnostik.