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Mehr Macht für Woelki?
Kölner Domradio steht wohl vor grundlegendem Umbau

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Köln: Kardinal Rainer Maria Woelki

Köln: Kardinal Rainer Maria Woelki

Seit fast 25 Jahren berichtet das Kölner Domradio multimedial über christliche, ethische und soziale Themen. Nun stehen Befürchtungen im Raum, dass sich das journalistische Profil der Plattform ändern könnte.

Das Erzbistum Köln hat am Montag in einer Pressemitteilung klargestellt, keine inhaltliche Neuausrichtung des kirchlichen Multimediasenders Domradio.de anzustreben. Anlass war ein Medienbericht, wonach das Erzbistum den bislang beim Bildungswerk der Erzdiözese Köln angesiedelten Sender in eine gemeinnützige GmbH umwandeln wolle, um nach Meinung von Kritikern dem Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, stärkeren direkten Einfluss auf Programm und Inhalte zu ermöglichen.

Hauptamtliche Mitarbeiter wurden am Montag informiert

Dem Bericht zufolge soll der bisherigen Führung – bestehend aus Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen und Geschäftsführer Carsten Horn - ein weiterer Manager an die Seite gestellt werden. Dieser solle seinen Posten bereits am 1. April antreten. Der Amtsleiter des Erzbistums Köln, Frank Hüppelshäuser, hat am Montag die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Domradio.de über die geplante Strukturveränderungen informiert. Details wurden nicht genannt. Zielsetzung des Erzbistums Köln sei es, die Zukunft des Multimediasenders mittel- und langfristig zu sichern, heißt es in der im Nachgang verbreiteten Pressemitteilung. „Wir wollen Domradio.de zukunftssicher aufstellen und weiter stärken!“, so Hüppelshäuser.

Gleichzeitig sollen neue Kanäle und Formate erschlossen werden. Hierfür werde auch eine Optimierung der Trägerstruktur und Governance überlegt. Diese würde selbstverständlich mit den entsprechenden Gremien im Vorfeld abgestimmt. Eine inhaltliche Neuausrichtung des erfolgreichen kircheneigenen Medienbetriebes sei nicht beabsichtigt. „Wir wollen das klare journalistische Profil von Domradio.de erhalten und ausbauen!“, so der Verwaltungschef auf Anfragen der Mitarbeitenden. Kritiker zweifeln das an. Der Vorsitzende des Programmbeirats, Jürgen Wilhelm, sprach gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger von einem „handstreichartigen Vorgehen“. Der Programmbeirat stehe für ein journalistisch unabhängiges Angebot, das durch die Ansiedlung des Domradios beim Bildungswerk des Erzbistums gewährleistet sei.

„Degradierung zu einem reinen Verkündigungssender“

„Unter dem eher durchsichtigen Vorwand einer bloßen Umorganisation der Trägerstruktur und der unnötigen Vergrößerung des Managements ist jetzt offenbar die Degradierung zu einem reinen Verkündigungssender des Erzbistums beabsichtigt“, zitierte die Zeitung Jürgen Wilhelm, der für den heutigen Dienstag deshalb eine Sondersitzung des Programmbeirates anberaumt hat. Der Geschäftsführer des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum, Norbert Michels, nannte das Vorgehen des Erzbistums, das die Mitgliederversammlung des Bildungswerks erst vorige Woche über die Pläne in Kenntnis gesetzt habe, einen „Überfall“: „Das hat mir die Schuhe ausgezogen.“ Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen und Geschäftsführer Carsten Horn wollten sich auf Anfrage der Rundschau vorerst nicht äußern. Das Domradio ging zu Pfingsten 2000 auf Sendung. Inzwischen erreicht es als domradio.de über einen breit ausgebauten Internet-Auftritt und Soziale Medien bundesweit sein Publikum – und das nicht nur mit Hörfunkstücken, sondern auch mit anderen medialen Formen wie nachlesbaren Nachrichten und Berichten, Fotos, Videos, Web-TV oder Podcasts. (kmü/kna)

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