Putins Propagandisten verbreiten ein Video von brennenden Bundeswehr-Lkw in Erfurt. Die Staatsanwaltschaft untersucht den Fall.
„Ermitteln in diese Richtung“Russlands Propaganda-Kanäle feiern Brandanschlag auf Bundeswehr-Lkw

Russische Propaganda-Kanäle haben ein Video von brennenden Bundeswehr-Lkw veröffentlicht.
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Nach dem Brandanschlag auf sechs Bundeswehr-Lastwagen in Erfurt ist ein Video dazu in einem russischsprachigen Propaganda-Kanal bei Telegram veröffentlicht worden. In dem Video sind Fotos der Fahrzeuge in noch unbeschädigtem und dann in brennendem Zustand zu sehen. Der Brand ist in einem frühen Stadium ohne Einsatzkräfte vor Ort zu sehen. Bewusst filmt der Urheber das Hoheitszeichen der Bundeswehr auf einem der brennenden Fahrzeuge.
„In Erfurt in Deutschland wird diverses Militärgerät für die ukrainischen Streitkräfte zur Reparatur gebracht. Unsere Leute haben beschlossen, dass das alles unnötig ist und die ukrainischen Streitkräfte solche Ausrüstung nicht braucht, also verbrannten sie sie einfach“, lautete der Kommentar zu den Aufnahmen in dem populären Kanal, dem bei Telegram mehr als 730.000 Nutzer folgen.
Erfurt: Putins Propagandisten verbreiten Video an Millionenpublikum
Das Video und einige Fotos der ausgebrannten Lkw verbreitet sich auch in anderen einschlägigen Propaganda-Kanälen schnell weiter – und wurde seitdem von deutlich mehr als einer Million Nutzern abgerufen. Auch die deutsche Alina Lipp, die wegen prorussischer Desinformation auf der EU-Sanktionsliste steht, verbreitete die Aufnahmen. Erstmals veröffentlicht wurde das Video, das offenbar noch vor dem Eintreffen von Polizei und Feuerwehr aufgenommen wurde, von einem populären Militärblog mit dem Namen „Besessen vom Krieg“.
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Die ausgebrannten Militärlaster in Erfurt. (Archivbild)
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Das Landeskriminalamt Thüringen, das die Ermittlungen zu dem Brandanschlag führt, sagte dem MDR, man prüfe die Echtheit. Man habe dabei auch mögliche russische Drahtzieher im Blick, hieß es später von der Staatsanwaltschaft Erfurt. „Wir ermitteln auch in diese Richtung“, sagte eine Sprecherin. Generell richteten sich die Ermittlungen aber in alle Richtungen.
Nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums waren die Laster nicht für die Ukraine bestimmt. „Das ist das Handwerkszeug der Truppe“, sagte eine Sprecherin des Ministeriums in Berlin. Sie stünden in keinem Zusammenhang mit möglichen Abgaben an die Ukraine.
Bundeswehr-Lkw auf Gelände von Servicepartner MAN abgebrannt
Insgesamt sind vier der Lkw in der Tatnacht auf einem Werkstattgelände des Bundeswehr-Servicepartners MAN im Norden von Erfurt vollständig ausgebrannt, zwei weitere wurden leicht beschädigt. An derselben Stelle waren bereits im Juni vergangenen Jahres Militärfahrzeuge mutmaßlich in Brand gesteckt worden. Zu den Hintergründen machte das LKA bisher keine Angaben.
Vor zwei Wochen brannten dann ebenfalls sechs Bundeswehr-Fahrzeuge im niedersächsischen Soltau, auch sie waren auf einem Werkstattgelände geparkt. In Soltau war nach der Tat ein Bekennerschreiben auf einer linksextremen Internetplattform aufgetaucht.
Propaganda-Kanäle schreiben Attacke Russland zu
In den Propaganda-Kanälen wird die neuerliche Attacke auf Bundeswehr-Fahrzeuge nun eindeutig Russland oder zumindest prorussischen Akteuren zugeschrieben – und ausgiebig gefeiert. Bisher ist jedoch unklar, auf welchem Weg die Bilder bei den einschlägig bekannten Propaganda-Kanälen gelandet sind.
Auch in der Ukraine bekommt die Tat jetzt Aufmerksamkeit. „Die Russen verüben weiterhin in ganz Europa Terroranschläge“, kommentierte das Zentrum für strategische Kommunikation und Informationssicherheit der Ukraine auf der Plattform X. „Heute geht es nicht mehr nur um brennende Einkaufszentren, sondern auch um brennende deutsche Militärfahrzeuge auf Nato-Boden.“
Ukraine sieht russischen „Terror“ auf „Nato-Boden“
Obwohl die genauen Hintergründe noch unklar sind, gehen auch Experten von einer gezielten Attacke aus. „Ein Anschlag?“, fragte etwa der Sicherheitsexperte Nico Lange angesichts der Bilder auf der Plattform X. Die Brandstiftung könne demnach ein Teil der hybriden Kriegsführung Russlands sein. Vor verdeckten russischen Attacken hatte auch Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) immer wieder gewarnt.
„Putin greift hybride an, und Deutschland ist dabei besonders im Fokus. Er kennt uns gut, Putin weiß, wie er Nadelstiche bei uns setzen muss“, sagte Pistorius etwa bereits im November gegenüber Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Hybride Kriegsführung: „Putin weiß, wie er Nadelstiche setzen muss“
Das Bundesverteidigungsministerium definiert hybride Kriegsführung als „Kombination aus klassischen Militäreinsätzen, wirtschaftlichem Druck, Computerangriffen bis hin zu Propaganda in den Medien und sozialen Netzwerken“. Ziel der Angreifer sei es dabei, „nicht nur Schaden anzurichten, sondern insbesondere Gesellschaften zu destabilisieren und die öffentliche Meinung zu beeinflussen. Offene, pluralistische und demokratische Gesellschaften bieten hierfür viele Angriffsflächen und sind somit leicht verwundbar.“
„Wir müssen uns vorbereiten, um uns Putins Bedrohung selbstbewusst entgegenstellen zu können“, warnte Pistorius damals. „Wenn wir die Bedrohung ignorieren, weil sie uns Unbehagen bereitet, wird sie nicht kleiner, sondern größer.“ (mit dpa)