Gespräch zwischen Putin und JungenDer „Kannibale freut sich“ über seine Kriegskinder

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Wladimir Putin umarmt einen russischen Jungen, der ihm zuvor gesagt hatte, er wolle wie sein Vater sein. Laut Angaben des Jungen starb sein Vater beim Krieg gegen die Ukraine. Experten waren immer wieder vor einer Indoktrinierung der russischen Jugend.

Wladimir Putin umarmt einen russischen Jungen, der ihm zuvor gesagt hatte, er wolle wie sein Vater sein. Laut Angaben des Jungen starb sein Vater im Krieg gegen die Ukraine. Experten waren immer wieder vor einer Indoktrinierung der russischen Jugend.

Immer wieder warnen Experten vor der Indoktrinierung russischer Kinder durch den Kreml. Am Wochenende wurde deutlich, warum. 

Es ist eine Szene, die sinnbildlich für das Russland steht, das Wladimir Putin geschaffen hat. Ein russischer Junge trifft den Kremlchef – und berichtet Putin, er besuche nun die Militärschule in Moskau. „Ich möchte wie mein Vater sein, der am 27. Februar 2022 in der Ukraine bei der Ausübung seiner militärischen Pflichten gestorben ist“, sagt der Junge in Kadettenuniform. Putin schaut kurz betreten, ehe er den Jungen fragt, wie es in der Schule so läuft und ob er Geschwister hat.

Der Krieg ist mittlerweile ein fester Bestandteil der russischen Realität. Immer wieder warnen Russland-Experten vor einer Indoktrinierung der russischen Jugend. So berichtete der Historiker Ian Garner in einem Gastbeitrag für den „Guardian“ bereits vor elf Monaten von „Propagandaunterricht in Schulen“ und der „Abschottung sozialer Medien“, mit dem Ziel, die russische Jugend ideologisch auf Linie zu bringen. Den Jugendlichen werde eingeprägt, dass es ihre Aufgabe sei, „für das Vaterland zu sterben“, so Garner. 

Wladimir Putins indoktrinierte Jugend: „Macht, Selbstverwirklichung und soziale Zugehörigkeit“

Eine große Rolle spielten dabei auch Organisationen wie die „Jugendarmee“, die bereits 2016 von Verteidigungsminister Sergei Schoigu „mit dem ausdrücklichen Ziel gegründet wurde, Kinder auf Karrieren im Militärapparat vorzubereiten“, so Garner. Mit derartigen Organisationen verspreche der Kreml den Jugendlichen „Macht, Selbstverwirklichung und soziale Zugehörigkeit“. Die Indoktrinierung mache dabei auch vor den Jüngsten nicht halt, berichtete Garner. „Ich möchte mein Land verteidigen“, würden in Russland mittlerweile bereits Sechsjährige in TV-Interviews verkünden.

Zuletzt hatten auch neue russische Schulbücher – samt darin enthaltenen Lügen über die Ukraine – für Wirbel gesorgt. „Patriotische Erziehung“ sei in Russland „nichts Neues“, erklärte die Politikwissenschaftlerin Jaroslava Barbieri dem „Independent“, zu den Schulbüchern, die Teil eines „umfassenderen Plans“ seien. „Unter Putin hat es neuen Schwung bekommen“, so Barbieri. „Es ist ein Versuch, die nächste Generation zu indoktrinieren, indem Patriotismus mit Selbstaufopferung gleichgesetzt wird.“

Putin unterstützt die Indoktrinierung: „Es geht darum, die Jugend zu militarisieren“

Der russischen Jugend solle eingebläut werden, dass Russland „schon immer von Feinden umgeben“ gewesen sei. „Es geht darum, die Jugend zu militarisieren und sie glauben zu lassen, dass sie den Bedürfnissen des Staates dienen sollten“, führte Barbieri aus.

Die Szene mit Putin und dem kleinen Jungen bekam unterdessen auch in der Ukraine viel Aufmerksamkeit. „Der Kannibale freut sich“, schrieb Anton Geraschtschenko, einer der Berater des ukrainischen Innenministers, im sozialen Netzwerk X zu der Szene. „Er braucht mehr menschliche Opfer“, fügte Geraschtschenko an.

Vaterlose Kinder in Russland: Bis zu 120.000 russische Soldaten im Krieg getötet

Seit Beginn des völkerrechtswidrigen Angriffs von Russland auf die Ukraine sind laut westlichen Schätzungen mindestens 120.000 russische Soldaten getötet worden. Mehr als 170.000 russische Streitkräfte seien zudem verletzt worden, berichtete die „New York Times“ im August unter Bezug auf Quellen in US-Behörden.

Bereits im Frühjahr bezifferten das britische Verteidigungsministerium die russischen Verluste auf 40.000 bis 60.000 getötete russische Soldaten. Zuletzt sollen die russischen Streitkräfte rund um Awdijiwka tausende Truppen in wenigen Wochen verloren haben.

Wladimir Putin: „Wir unterhalten uns noch einmal“

Wladimir Putin setzt seinen Kurs unterdessen fort – den kleinen Jungen traf der Kremlchef am Rande des Forums „Rossija“, bei dem mit großem Aufwand die Erfolge seiner bisherigen Amtszeit in Moskau gefeiert werden. „Wir unterhalten uns noch einmal“, sagte der Kremlchef dem Jungen zum Abschied.

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