Israel attackiert ein ranghohes Hisbollah-Mitglied in Beirut. Die Lage im Libanon und im Gazastreifen bleibt trotz Waffenruhe äußerst fragil.
Trotz WaffenruheIsrael greift Hisbollah-Führer in Beirut an – der Konflikt verschärft sich erneut

Dichter schwarzer Rauch steigt aus einem Gebiet auf, das Ziel eines israelischen Luftangriffs auf einen südlichen Vorort von Beirut war, eine Bastion der pro-iranischen Hisbollah. (Archivbild)
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Israel hat nach eigenen Angaben in Beirut ein hochrangiges Mitglied der Hisbollah ins Visier genommen. Das Militär sprach von einem „gezielten Schlag gegen einen führenden Hisbollah-Terroristen“. Der Angriff traf eine Wohnung im südlichen Vorort Haret Hreik, einer Hochburg der schiitischen Miliz im Libanon. Nach Angaben lokaler Medien wurde mindestens drei Menschen getötet, 21 weitere sollen verletzt worden sein. Es ist der erste israelische Angriff im Großraum Beirut seit Monaten.
Ziel war offenbar Haitham Ali Tabatabai, den Israel als „Nummer zwei“ der Miliz bezeichnet. Das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, die Armee habe den „Hisbollah-Generalstabschef“ getroffen, der für Aufbau und Wiederbewaffnung der Organisation verantwortlich sei. Von der Hisbollah gab es zunächst keine Bestätigung.
Bombardierung erfolgt wenige Tage vor Papstbesuch
Der Schlag trifft eine Region, die seit November 2024 offiziell unter einer Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah steht – eine Vereinbarung, gegen die sich beide Seiten regelmäßig Verstöße vorwerfen. Erst im vergangenen Jahr hatte Israel Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah in Beirut getötet, im Januar 2024 starb Hamas-Vize Saleh al-Aruri ebenfalls bei einem Angriff in der libanesischen Hauptstadt. Nun rückt die Front erneut näher an die libanesische Metropole.
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Menschen und Mitarbeiter des Zivilschutzes versammeln sich an dem Ort, nachdem ein Wohnhaus bei einem israelischen Luftangriff im südlichen Vorort von Beirut getroffen hat.
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Der Zeitpunkt der Attacke ist heikel: In wenigen Tagen wird Papst Leo XIV. zu einem Besuch in Beirut erwartet. Er soll für drei Tage im Libanon bleiben. Doch über der Hauptstadt stiegen am Sonntag dichte Rauchwolken auf.
Neue Gewalt im Gazastreifen – trotz Waffenruhe
Parallel verschärft sich die Lage im Gazastreifen. Trotz der seit dem 10. Oktober geltenden Waffenruhe wurden bei neuen israelischen Angriffen nach Angaben der Hamas-Behörden 21 Menschen getötet. Die Armee spricht von Reaktionen auf bewaffnete Angriffe auf ihre Truppen und wirft der Hamas erneute Verstöße gegen die Waffenruhe vor.

Israelische Soldaten halten eine Demonstrantin während eines Protests fest, die die Rückkehr vertriebener Palästinenser in ihre Häuser im Flüchtlingslager Nur Shams in der Stadt Tulkarem im Westjordanland fordert.
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Immer wieder kommt es zu tödlichen Zwischenfällen: Luftangriffe auf Fahrzeuge, bombardierte Häuser, Berichte über getötete Hamas-Kommandeure. Laut den von der Hamas kontrollierten Behörden sind seit Beginn der Waffenruhe bereits mehr als 300 Palästinenser gestorben. Israel erklärt, man halte weiterhin große Teile des Küstenstreifens unter Kontrolle, um Angriffe zu verhindern.
Gespräche in Kairo – und kaum Aussicht auf Stabilität
Während die Gewalt anhält, ist eine Hamas-Delegation zu neuen Gesprächen in Kairo eingetroffen. Mit Vermittlern aus Ägypten, Katar und den USA soll über die Stabilisierung der fragilen Waffenruhe und die nächste Phase des US-Friedensplans beraten werden. Doch die Realität in den Kampfgebieten spricht eine andere Sprache.
Netanjahu kündigte an, Israel werde „alles Notwendige“ tun, um ein Wiedererstarken von Hisbollah und Hamas zu verhindern – an allen Fronten. Die jüngsten Angriffe in Beirut und Gaza sind Ausdruck dieser Linie. (sbo/dpa/afp/kna)

