Tweet gegen PolizistenKritik an Reul nach Rauswurf von Kölner Dozentin an Polizeihochschule

Lesezeit 3 Minuten
Herbert Reul (CDU), Innenminister von Nordrhein-Westfalen

Herbert Reul (CDU), Innenminister von Nordrhein-Westfalen

Die schwarz-grüne Regierungskoalition in Düsseldorf streitet ungewöhnlich offen über den Umgang mit der geschassten Lehrbeauftragten Bahar Aslan.

Die Grünen attackierten am Dienstag Innenminister Herbert Reul (CDU) für seine Entscheidung, die Kölnerin mit türkischen Wurzeln nicht länger an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung zu beschäftigen.

„Bahar Aslan hat innerhalb weniger Stunden ihren Lehrauftrag entzogen bekommen. Sie hatte offenbar nicht mal die Möglichkeit, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen oder mit ihren Vorgesetzten zu sprechen“, kritisierte Grünen-Landeschef Tim Achtermeyer. Er unterstellte Reul indirekt, „vor einem Shitstorm eingeknickt“ zu sein, und forderte die Hochschulleitung in Gelsenkirchen auf, Aslan weiter unterrichten zu lassen.

„Ich bin irritiert darüber, dass so kurzfristig der Lehrauftrag nicht verlängert wurde“, erklärte die Grünen-Innenexpertin Julia Höller. Es sei wichtig, „die Perspektiven marginalisierter migrantischer Communities in die Ausbildung von Polizistinnen und Polizisten einzubinden“.

Tweet über Polizisten schlägt heftige Wellen

Aslan, die seit 2019 an einer Hauptschule in Gelsenkirchen unterrichtet und als Moderatorin von Anti-Rassismus-Veranstaltungen bekannt ist, war im vergangenen Semester als Lehrbeauftragte an der Hochschule der Polizei tätig. Anfang Mai veröffentlichte sie dann bei Twitter eine Einlassung, die heftige Wellen schlug: „Ich bekomme mittlerweile Herzrasen, wenn ich oder meine Freund*innen in eine Polizeikontrolle geraten, weil der ganze braune Dreck innerhalb der Sicherheitsbehörden uns Angst macht. Das ist nicht nur meine Realität, sondern die von vielen Menschen in diesem Land“, schrieb sie.

Im Polizeiapparat und in der CDU-Landtagsfraktion regierte man empört. Viele halten die Frau seither für nicht mehr tragbar, um jungen Polizisten vorurteilsfrei als Dozentin gegenüberzutreten. CDU-Fraktionsvize Gregor Golland und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) bezogen klar Stellung gegen Aslan. Das NRW-Innenministerium erklärte daraufhin am Montag, ihre Lehrtätigkeit an der Hochschule werde „mit sofortiger Wirkung beendet“. Dies sei „die zwingende Konsequenz“ der öffentlichen Äußerungen.

Shitstorm von Hass und Hetze

Grünen-Innenexpertin Höller sprach dagegen nur von einem „unglücklich formulierten“ Tweet. Sie könne zwar „emotional nachvollziehen, dass sich Polizistinnen und Polizisten pauschal angegriffen fühlen“, so Höller. Aslan sehe sich nun aber in den sozialen Medien „einem Shitstorm von Hass und Hetze ausgesetzt“.

Die Lehrerin selbst will den Tweet ausdrücklich nicht zurückziehen. „Die Ausdrucksweise mag man kritisieren, vielleicht war es eine unglückliche Wortwahl“, räumte sie allerdings inzwischen ein. „Es tut mir leid, wenn sich Polizisten angesprochen fühlen, die vorbildlich ihren Dienst tun“, sagte sie dem Portal „Zeit online“.

Aslan stellte klar: „Es ging mir um jene Beamtinnen und Beamte, die sich an rechtsextremen Chats beteiligen, die mit ihrer rassistischen Geisteshaltung ganze Dienststellen vergiften. Sie haben das Vertrauen in diese Institution gerade in der migrantischen Community tief erschüttert.“ Ihr Rauswurf, so Aslan, sei „gesellschaftlich ein bedenkliches Signal. Ich bin überrascht, dass sie das gemacht haben, ohne mit mir zu reden.“ (mit dpa)

Rundschau abonnieren