Abo

Infektionen, Hitzetote, neue ZeckenSo bedroht der Klimawandel auch die Gesundheit der Deutschen

Lesezeit 3 Minuten
Eine tote Haarige Hyalomma. Das RKI hat einen neuen Bericht veröffentlicht zu den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels, auch neue Zeckenarten wie die Hyalomma-Zecke werden in Deutschland häufiger vorkommen und Krankheiten übertragen.

Eine tote Haarige Hyalomma. Das RKI hat einen neuen Bericht veröffentlicht zu den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels, auch neue Zeckenarten wie dieHyalomma-Zecke werden in Deutschland häufiger vorkommen und Krankheiten übertragen.

Hitze, Trockenheit und Extremwetter werden durch den Klimawandel häufiger. Das birgt Gefahren für die Gesundheit der Menschen in Deutschland. In einem neuen Bericht spricht das RKI von der „größten Herausforderung für die Menschheit“.

Bei warmen Temperaturen fühlen sich einige Krankheitserreger und deren Überträger besonders wohl - etwa Bakterien, Mücken und Zecken. Für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland könnte der Klimawandel noch zu neuen Problemen führen, wie ein am Donnerstag veröffentlichter Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) zeigt. 

Denn die globale Erwärmung begünstigt, dass sich manche bakterielle Krankheitserreger hierzulande vermehren und Tiere, die Infektionskrankheiten übertragen, sich ausbreiten. Dem Bericht zufolge steigt dadurch das Risiko für Infektionskrankheiten. In dem neuen Bericht spricht das RKI von der „größten Herausforderung für die Menschheit“.

Klimawandel: Bericht des RKI sieht zahlreiche neue Gefahren für die Gesundheit

„Wir stehen vor einer wirklich großen Herausforderung, auch für unser Gesundheitssystem“, sagte Mitautorin Elke Hertig am Mittwoch bei der Vorstellung der Ergebnisse. Die Veröffentlichung ist der erste Teil des dreiteiligen Sachstandsberichts „Klimawandel und Gesundheit“ unter der Koordination des RKI und ist im „Journal of Health Monitoring“ erschienen. Die übrigen zwei Teile sollen im Laufe des Jahres veröffentlicht werden.

Alles zum Thema Robert Koch-Institut

Auf einen Blick: Diese Bedrohungen für die Gesundheit durch den Klimawandel sieht der neue RKI-Bericht

  • Mehr Hitzetote
  • Neue und vermehrt auftretende Infektionskrankheiten, auch durch die Übertragung von invasiven Insekten wie der Tigermücke oder Zeckenarten
  • Erhöhte Allergiebelastung
  • Zunahme von Antibiotikaresistenzen
  • Mehr Lungenerkrankungen als Folge zunehmender Feinstaubbelastung
  • Mehr Hautkrebs durch erhöhte UV-Strahlung

Zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler waren an dem Bericht beteiligt und haben den aktuellen Wissensstand zu möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit zusammengetragen. Schon jetzt begünstigten gestiegene Temperaturen die Verbreitung einiger in Deutschland untypischer Tiere, sagte Mitautor Klaus Stark.

Folgen für die Gesundheit: Klimawandel bringt neue Zeckenarten nach Deutschland

„Bestimmte neue Zeckenarten dringen nach Deutschland vor“, sagte der RKI-Epidemiologe. Zum Beispiel die Hyalomma-Zecke, die laut Stark bis vor wenigen Jahren nicht in Deutschland vorkam und die bakterielle Erreger von Fleckfieber übertragen kann. „Es gibt in den letzten Jahren klare Trends, dass ein Teil der klimasensitiven Erreger zugenommen hat.“

Auch die Asiatische Tigermücke werde in Deutschland häufiger auftreten - sie kann Erreger von Dengue-Fieber und Gelbfieber oder das Zika-Virus an Menschen weitergeben. „Das heißt nicht, dass wir in den nächsten ein, zwei Jahren sofort Übertragungsfälle in Deutschland haben werden.“ Ausschließen könne er dies aber nicht.

Klimawandel und Gesundheit: Deutschland erlebt schon jetzt zwei bis drei Hitzewellen pro Jahr

Darüber hinaus bringt der Klimawandel den Autoren zufolge zahlreiche weitere Risiken mit sich - zum Beispiel durch einen Anstieg von bakteriellen Resistenzen oder die Vermehrung von Vibrionen im Wasser. Zu diesen zählt etwa das Bakterium Vibrio vulnificus, das natürlicherweise in Meer- und Brackwasser vorkommt - vermehrt bei Temperaturen ab circa 20 Grad. Schon durch sehr kleine Wunden können diese Erreger in die Haut eindringen, wie Stark erklärt. „Bei älteren Personen oder Personen mit geschwächtem Immunsystem können diese Infektionen zu schwersten Wundinfektionen oder schwersten Blutvergiftungen führen, die rasch mit Antibiotika behandelt werden müssen“, so der RKI-Experte.

Wenn eine Behandlung nicht unmittelbar erfolge, könnten Menschen an der Infektion sterben. Auch Hitzewellen können in Zukunft laut dem Bericht vermehrt ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko darstellen. Vor allem ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen seien gefährdet, sagte Elke Hertig.

Derzeit gebe es in Deutschland jährlich zwei bis drei Hitzewellen. Je nach Fortschreiten der Erderwärmung könnte es zum Ende des Jahrhunderts bis zu vier oder sogar sechs Hitzewellen pro Jahr geben. Im vergangenen Jahr verursachten Hitzewellen RKI-Angaben zufolge hierzulande etwa 4500 Todesfälle.

Um klimabedingte Gesundheitsrisiken für Menschen in Deutschland künftig zu verringern, ist es laut Hertig einerseits wichtig, dass die Bevölkerung auf den Klimawandel reagiert, unter anderem indem sie sich informiert oder etwa durch Impfungen schützt. Andererseits müsse versucht werden, die globale Erwärmung so gering wie möglich zu halten. Denn: „Klimaschutz ist der effektivste Gesundheitsschutz“, resümierte die Wissenschaftlerin. (mab/dpa)

Rundschau abonnieren