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Im LockdownExpertin gibt Tipps für den Haarschnitt im eigenen Zuhause

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Wer sich in der Corona-Krise selbst die Haare schneiden will, sollte einige Tipps beachten (Symbolfoto).

Köln – Vor dem Lockdown Mitte Dezember haben Friseure und Friseurinnen ihren Kunden und Kundinnen teils bis in die Nacht hinein noch die Spitzen gestutzt, Strähnchen gefärbt oder die Kurzhaarfrisur auf drei Millimeter getrimmt. Mit der erneuten Verlängerung ist klar, dass ein Friseurbesuch vor Mitte Februar nicht möglich sein wird. Das weckt in so manchem bereits etwas Panik – schließlich wuchern die Haare langsam über die Ohren oder der Pony fällt in die Augen. Die Haare wachsen jeden Tag weiter – rund 0,4 Millimeter um genau zu sein. Was also tun? Selbst zur Schere greifen? Wir haben mit der Hair- und Make-up-Artistin Heba Majid gesprochen, wie sinnvoll es ist, sich die Haare jetzt selbst zu schneiden und ob Anleitungen aus dem Netz dabei helfen können. 

Grundlegende Tipps zum Haarschnitt in der Corona-Krise

Die Haare selbst schneiden – eine gute Idee?

Grundsätzlich hält die Expertin wenig davon, dass Laien selbst zur Schere greifen. „Friseure schneiden Haare natürlich anders – es ist ein jahrelang erlernter Beruf.“ Sie rät daher: „Bei einem guten Haarschnitt wächst dieser auch gut raus und es ist sinnvoll zu warten, bis die Salons wieder geöffnet haben und einen Profi die Haare schneiden zu lassen.“ Doch wer sich mit seinen wachsenden Haaren zu unwohl fühlt, könne kleine Nachbesserungen an der Frisur in dieser Notsituation auch in den eigenen vier Wänden vornehmen, meint Heba Majid.

„Es besteht natürlich die Gefahr, dass es schief geht und man nicht mit dem Ergebnis zufrieden ist.“ Wer trockene Spitzen hat, könne in der Corona-Krise auf gute Shampoos und Haarkuren setzen. Frauen mit langen Haaren könnten zur Überbrückung bis zum nächsten Friseurbesuch auch Flechtfrisuren, Pferdeschwänze oder Buns tragen, wenn der Schnitt rausgewachsen ist.

An was kann ich mich zu Hause trauen und was sollte ich unbedingt dem Profi überlassen?

Zur Person

Heba Majid ist Hair- und Make-up-Artistin und hat jahrelang ihren eigenen Salon in Düsseldorf geführt. Sie hat unter anderem bei der TV-Show „Germany’s next Topmodel“ die Haare der Kandidatinnen für die Finalshow gestylt.

Foto: Heba Majid

„Frauen und Männer mit langen Haaren können ihre Grundlänge nachschneiden“, sagt Heba Majid. Heißt: Die Spitzen gerade abschneiden. Für Kurzhaarschnitte rät die Expertin, nur die Konturen auszubessern – also im Nacken, an den Ohren oder im Ponybereich vorsichtig mit einer Schere oder der Maschine säubern. Wer einen Pony hat, könne auch versuchen, diesen selbst nachzuschneiden. 

Heba Majid rät davon ab, Tricks aus dem Netz auszuprobieren, um den kompletten Schnitt selbst zu machen. „Komplizierte Stufenschnitte oder die komplette Kurzhaarfrisur sollte niemand selbst zu Hause schneiden.“ Geht etwas schief, könne hier der Profi hinterher oft die Frisur nur dadurch retten, sehr viel abzuschneiden.  

Soll ich mir selbst meine Haare schneiden oder das lieber einen Freund oder ein Familienmitglied machen lassen? 

Den Partner, die Ehefrau, den Vater oder die Mitbewohner um Hilfe zu fragen, sei eine gute Idee. „Will jemand die Spitzen bei langen Haaren schneiden oder die Konturen im Nacken bei einem Kurzhaarschnitt ausbessern, ist es extrem schwer, das selbst zu machen." Schließlich müsse man mit zwei Spiegeln arbeiten und sehe sich und natürlich auch die Haare spiegelverkehrt. Dafür braucht man viel Übung und viel Geschick. 

Was ist besser – Haare nass machen oder trocken schneiden?

„Sind die Haare nass, haben sie eine ganz andere Struktur als im trockenen Zustand“, erklärt die Expertin. Schneidet man die Haare nass, können sie sich später im trockenen Zustand zusammenziehen oder aufplustern, wodurch man schnell zu viel abschneidet. Besser die Haare waschen und ordentlich trocken föhnen – am besten glatt föhnen, empfiehlt die Hair- und Make-up-Artistin.

Kann man eine Bastelschere benutzen oder muss es eine Friseurschere sein?

„Friseure investieren sehr viel in gute, scharfe Scheren, um die Haare gut schneiden zu können.“ Wer zu Hause die Haare schneidet, sollte nie eine Bastelschere oder eine Küchenschere benutzen. Diese sind viel zu stumpf für einen Haarschnitt, erklärt die Expertin. Eine günstigere Friseurschere ist auf jeden Fall besser als eine Bastelschere.

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Profi-Tipps zu Haarschneide-Tricks aus dem Internet

Wie schneide ich Spitzen bei langen Haaren?

Video-Trick: Die Haare ausbürsten und zu einem tiefen Pferdeschwanz zusammenbinden. Den Pferdeschwanz mit zwei weiteren Haarbändern unterteilen. Das letzte Band an der Stelle in die Haare binden, wo die Spitzen abgeschnitten werden sollen.

Profi-Einschätzung: „Um die Haare zu schneiden, sollte man sie nie in einem Zopf zusammenbinden, weil man damit die Struktur und die Länge des Haares verändert“, erklärt Heba Majid. Während man schneidet, sehe man zudem nicht genau, wie viel und wie gerade man die Grundlänge abschneide. Wer die Spitzen bei langen Haaren abschneiden will, sollte sich lieber Hilfe holen. Die Haare sollten im trockenen Zustand ausgebürstet werden und glatt gekämmt sein. Dann vorsichtig mit einer Schere oder der Haarschneidemaschine die Spitzen möglichst gerade abschneiden.

Wie schneide ich einen geraden Pony?

Video-Trick: Den Pony von den restlichen Haaren in einer U-Form abteilen und die restlichen Haare zu einem Pferdeschwanz binden. Den Pony in die Hand nehmen und ihn zwischen die Finger nehmen – die Finger sollten dort positioniert sein, wo man den Pony trimmen möchte. Dann nimmt man den Pony in die Hand, dreht ihn ein, dreht ihn ein zweites Mal ein und schneidet dann die Spitzen ab. Anschließend dreht man den Pony auf und bessert den Schnitt nach.

Profi-Einschätzung: „Als sie sich im Video die Haare mit der Küchenschere geschnitten hat, habe ich als Profi beim Zuschauen fast eine Krise bekommen“, sagt Heba Majid. Doch das Ergebnis aus dem Video sei ganz in Ordnung geworden. Bis auf kleine Unebenheiten, die man noch ausbessern müsste. So einen Trick zu testen, ist natürlich etwas gewagt. Im eigenen Zuhause muss es nicht unbedingt so gut klappen, wie im Video.

Für Laien sei es besser, den Pony glatt zu föhnen und ordentlich abzuteilen, und sich am besten von einer zweiten Person helfen zu lassen. Den Pony gerade kämen und sehr vorsichtig die Spitzen abschneiden. „Den Pony niemals im nassen Zustand schneiden, weil er sonst sehr schnell zu kurz wird!“

Wie schneide ich einen seitlichen Pony?

Video-Trick: Den Pony vom restlichen Haar abteilen und die langen Haare am besten zu einem Pferdeschwanz binden. Statt einer Schere nutzt die Frau im Video einen Damen-Nassrasierer. Nach und nach die Strähnen des Ponys in die Hand nehmen und von oben nach unten schneiden. Also von der kürzesten bis zur längsten Partie.

Profi-Einschätzung: „Das Endergebnis im Video sieht nicht schlecht aus. Ich schneide als Friseurin natürlich ganz anders und nutze eine Friseurschere.“  

Wie bei einem geraden Pony gelte, dass es einfacher ist, sich bei dem Schnitt die Hilfe einer zweiten Person zu holen. Die nur keinen geraden Pony sondern einen schrägen Seitenpony schneidet.

Wie schneide ich eine Kurzhaarfrisur mit der Maschine nach?

Video-Trick: Zunächst die gewünschte Millimeterzahl auf der Haarschneidemaschine einstellen. Erst die Seiten abschneiden. Danach die Haare am Hinterkopf abschneiden. Die Maschine auf die gewünschte Länge stellen und das Deckhaar abschneiden.

Anschließend die seitlichen Konturen ausbessern, danach die Haare ohne Aufsatz um die Ohren trimmen. Die Konturen im Nacken mit der Maschine und einem Nassrasierer ausbessern. Die Übergänge zwischen Deckhaar, Seiten- und Hinterkopfpartie nachschneiden.

Profi-Einschätzung: „Der Mann im Video sieht sehr geübt aus, vor allem im Umgang mit der Maschine.“ Ich rate davon ab, dass man sich den gesamten Kurzhaarschnitt selbst schneidet – es kann sehr schnell misslingen. Besser: Nur die Konturen mit der Maschine leicht nachbessern und sich am besten Hilfe von einer weiteren Person holen.

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