SUV-Bikes im TestWie gut sind die Alleskönner mit Motor wirklich?

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E-Bikes im Test

Alle wollen E-Bikes. Die Stiftung Warentest hat neun Elektrofahrräder unter die Lupe genommen.

Köln/Berlin – Sie wollen gerne ein E-Bike? Fein, damit sind Sie nicht allein, die Elektrofahrräder boomen. Neben eventuell längeren Wartezeiten müssen Sie sich aber auch auf die Frage nach dem richtigen Typ einstellen.

Lieber ein komfortables City-Rad, ein sportliches Mountainbike oder doch lieber ein Trekkingrad für die Langstrecke? Wem die Auswahl zwischen den vielen E-Bike-Gattungen schwer fällt, kann zu sogenannten Allroad-, Crossover- oder SUV-Bikes greifen.

E-Bikes mit Schutzblechen und Lichtanlage

Solche E-Bikes wollen ein bisschen von allem bieten: Komfort, Sport und mit gröberen Reifen auch für Schotter, Stock und Stein gerüstet sein. Zumeist mit Gepäckträger, Schutzblechen und Lichtanlage ausgestattet, sind sie zugleich alltags- und voll verkehrstauglich – anders als etwa so manches sportliche Mountainbike.

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Alleskönner sind diese teuren E-Bikes aber nicht wirklich. Zu diesem Ergebnis kommt die Stiftung Warentest nach einem Test von neun Modellen mit Preisen zwischen 3300 bis 5350 Euro. Sie mussten sich in fünf Kategorien messen.

Drei Fragen an den Experten zum E-Bike-Kauf

Jörg Prumbaum ist Geschäftsführer des Zweirad-Center Prumbaum in Köln-Dellbrück, einem der großen E-Bike-Händler in der Region.

Sind E-Bikes zurzeit lieferbar oder muss man sich auf lange Wartezeiten einstellen?

Größere Händler sind gut auf die große Nachfrage vorbereitet. Der Ansturm auf E-Bikes war spätestens mit dem Beginn der Pandemie absehbar, deshalb haben viele ihre Lager aufgefüllt und sind gut ausgestattet, um den Bedarf zu decken. Da kann es nur vielleicht mal passieren, dass die Lieblingsfarbe nicht mehr verfügbar ist. Dann beträgt die Lieferzeit durchschnittlich etwa sechs bis acht Wochen.

Wie viel Zeit sollte man für Beratung und Probefahrten einplanen?

Optimal sind ein bis zwei Stunden. Bei der Beratung sollte man darauf achten, sich genügend Zeit für eine Vorauswahl zu lassen. Es macht keinen Sinn, zehn Räder hintereinander Probe zu fahren, da wissen Sie am Ende nicht mehr, was Ihnen am ersten Rad gefallen hat. Vielmehr sollte der Fokus bei der Probefahrt auf wenigen Rädern liegen, die die Bedürfnisse des Kunden am besten abdecken.

Mit welchem Preis muss man für ein gutes Elektrofahrrad rechnen?

Trekking- und City-Räder gibt es ab etwa 3.500 Euro. Voll gefederte, sportliche Mountainbikes fangen etwa bei 5.000 bis 6.000 Euro an. Immer häufiger gibt es auch Leasing-Angebote in verschiedenen Preiskategorien. Wem die Auswahl zwischen den vielen E-Bike-Gattungen schwer fällt, für den kommt vielleicht ein sogenanntes Allroad-, Crossover- oder SUV-Bike infrage.

Zwar schneiden fast alle im Test „gut“ ab, ausgenommen von zwei Modellen mit der Gesamtnote „befriedigend“. Auch zeigen alle gute Fahreigenschaften und größere Probleme mit der Sicherheit gab es nicht. Doch die Räder setzen verschiedene Schwerpunkte - mal eher sportlicher, mal komfortabler. Aber Mountainbikes sind sie eben auch nicht.

Für Sprünge etwa seien die Rahmen nicht ausgelegt, so die Warentester. Dagegen spricht auch das recht hohe Gewicht aller Modelle, das zwischen 26 bis 29 Kilogramm liegt. Tragen lassen sie sich damit kaum mehr. Und wenn der Akku leer ist, dürfte das am Berg bedeuten: Absteigen und schieben.

Der Testsieger bewährt sich auf und neben der Straße

Vielseitig ist aber der Testsieger „KTM Macina Aera 671 LFC“ für 4200 Euro. Er konnte sowohl auf als auch abseits der Straße überzeugen.

Beim „Simplon Kagu Bosch CX 275 TR“ auf Platz zwei schlägt das Pendel eher in Richtung City-E-Bike. Es sei sehr komfortabel und die Reifen seien „toll für Asphalt“, heißt es in der Zeitschrift „test“ (6/2022). Zudem ist das 5250 Euro teure Fahrrad als einziges im Test mit Riemenantrieb und Nabenschaltung ausgerüstet – das ist extrem wartungsarm.

Auf den dritten Platz rollt das „Specialized Turbo Tero 4.0 Step-Through EQ“ für 5100 Euro. Ein „sportliches Rad, das für leichtes Gelände taugt“, lautet das Fazit. Das mit 3800 Euro etwas billigere „Stevens E-Universe 6.5 FEQ“ auf dem vierten Platz lobt die Zeitschrift als „sehr alltagstauglich“ - auch aufgrund des sanft unterstützenden Motors.

Bei allen vier Modellen lässt sich der Akku in rund drei bis etwas über vier Stunden vollladen.

Über acht Stunden Ladezeit – nicht mehr zeitgemäß

Das ist längst nicht bei allen Modellen der Fall. Einige brauchen dafür über acht Stunden. Im Vergleich: Die schnellsten im Test schaffen das sogar in etwas mehr als zweieinhalb Stunden. Die Ladegeschwindigkeit ist abhängig davon, ob die Akkus mit zwei, vier oder sechs Ampere geladen werden können.

Der Rat der Tester: „Unbedingt darauf achten, dass das mitgelieferte Ladegerät mit vier oder mehr Ampere lädt. Weniger ist nicht zeitgemäß.“ Apropos Akku: Sollte hier Ersatz nötig werden, können für die Modelle im Test zwischen 760 bis 1180 Euro fällig werden.

Bei den zwei Modellen mit der Wertungsnote „befriedigend“ ärgerten sich die Tester unter anderem über die zuweilen „maue“ Ausstattung und schlechtere Fahreigenschaften mit Gepäck. Und in beiden Sätteln fand sich der Weichmacher DPHP. (dpa/tmn)

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