Angebot wird auch im Winter genutztIn Bonn gibt es rund um die Uhr Eis aus dem Automaten

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Ein Automat für Eis steht vor Wohnhäusern.

Der Eisautomat in Ippendorf. Nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter nutzen viele Anwohner das Angebot.

Der Automat wird jeden Tag von einem Mitarbeiter aus einem Eiscafé bestückt.

Die Heißhungerattacken kommen immer zur falschen Zeit. „Sonntags, kurz vor dem Tatort“, schmunzelt Christoph Munack. Wenn dann im heimischen Gefrierschrank auch noch Leere herrscht, geht die Stimmung des 39-Jährigen schlagartig baden. Doch jetzt kann der Informatiker aus Lengsdorf diesen abendlichen Gelüsten ganz entspannt begegnen. Nicht weit entfernt gibt es Eisautomaten, an denen er rund um die Uhr zwischen Erdbeere, Salzkaramell und Stracciatella wählen kann. Sogar Spaghettieis steht zur Auswahl.

Seit vergangenem Jahr bestückt Devis Minato vom „Capri Eiscafé“ in Bad Godesberg jeden Tag den Automaten unweit des Bernhard-Berzheim-Platz in Ippendorf. Besonders oft wird dort der Spaghettibecher „gezogen“. „Aber auch Sorten wie Haselnuss und Pistazien lassen sich die Ippendorfer gerne schmecken“, weiß Minato mittlerweile ganz genau. Ein Freund hatte ihm angeboten, diese „Rund-um-die-Uhr-Eisdiele“ in seinem Vorgarten an der Röttgener Straße aufzustellen. „Das war eine gute Entscheidung“, sagt der Eiscafé-Betreiber. Sorge, dass die begehrte Sorte einmal nicht zur Verfügung steht, muss niemand haben. „Ich werde per App informiert, wenn etwas ausverkauft ist. Dann kann ich sofort eine neue Lieferung bringen“, sagt Minato.

Team tüftelt an neuen Sorten

Besonders oft steuert er natürlich im Sommer den Venusbergort an. „Aber auch im Winter kommen viele Kunden.“ Neben dem Automaten in Ippendorf betreibt er einen weiteren in Wachtberg (Am Wachtbergring 4). Um für mehr Abwechslung im Kühlregal zu sorgen, tüftle sein Team derzeit an neuen Sorten. „Wenn wir mit dem Geschmack zufrieden sind, dann werden wir dies auch im Automaten anbieten“, verspricht er. Für ihn gibt es allerdings nichts Besseres als sein Haselnusseis.

Bergabwärts Richtung Poppelsdorf steht Bonns erster Eisautomat. „Und er ist so beliebt wie eh und je“, sagt Fabio Granatella von der gleichnamigen Eisdiele am Poppelsdorfer Platz. Der „Prototyp“ steht seit 2020, mittlerweile gibt es Granatella-Eisautomaten in der Friedensplatzpassage, in der Plittersdorfer Straße sowie im Umland in Bornheim und Rheinbach. Und es kommen weitere hinzu. „Wir sehen, dass die Kunden dieses Angebot sehr gut nutzen und werden daher in Zukunft noch mehr Automaten aufstellen“, verspricht Fabio Granatella. In der „24/7-Station“ in Poppelsdorf geht es meist erst nach Mitternacht so richtig rund. „Wenn die Studenten aus den Kneipen kommen, dann gönnen sie sich gerne noch ein Eis.“

Vegane Eissorten werden angeboten

Mittlerweile hat das Team auch auf die veränderten Ernährungsgewohnheiten reagiert. Rund 60 Prozent der im Automaten angebotenen Sorten sind vegan. „Wir bieten zwar immer noch die Klassiker an, aber ohne tierische Produkte“, so Fabio Granatella. In den nächsten Tagen wird zudem auch das „Sommereis 2024“ im Automaten stehen: Kokos-Maracuja.

Besonders beliebt bei den Poppelsdorfern sind die eiskalten Erfrischungen mit dem Geschmack von Pistazien, Mango oder Salzkaramell. Ganz im Gegensatz zu den Winterspezialitäten. Denn dann werden die Sorten Spekulatius oder Zimt-Apfel am häufigsten gezogen. Fabio Granatella braucht diese Vielfalt überhaupt nicht. „Ich esse seit meiner Kindheit immer nur Erdbeereis. Daran wird sich so schnell nichts ändern“, sagt er. Und falls doch – der Automat am Poppelsdorfer Platz hat rund um die Uhr geöffnet.

Erst seit vergangenem Jahr in Betrieb und schon ein voller Erfolg: „Es läuft nicht nur gut, sondern sehr gut“, zieht David Sagui vom Eiscafé „Ciao.Ciao“ eine erste Bilanz. Im vergangenen Sommer hat er den Eisautomaten auf dem Quirinusplatz in Dottendorf aufstellen lassen, an dem sich jeder bargeldlos bedienen kann. An insgesamt neun Standorten zwischen Vorgebirge, Bonn sowie den nördlichen Rheinorten von Rheinland-Pfalz stehen die Automaten mittlerweile. Produziert werden Sorbet und Speiseeis in Vettelschoß. Auch Sagui lässt sich per Smartphone informieren, wenn eine Sorte ausverkauft ist.

Fruchtige Sorten sind im Sommer gefragt

Was die Dottendorfer am liebsten auslöffeln, das weiß er mittlerweile ganz genau. „Das sind die Becher“, erzählt er. Egal ob Spaghetti-, Cookie- oder Bacia-Becher“, sagt er. „Und die haben die richtige Portionsgröße für alle. Für kleine und große Eisliebhaber.“ Im Sommer sind vor allem leichte, fruchtige Sorten gefragt. „Mango und Maracuja werden wir auf jeden Fall anbieten“, so David Sagui.

Nicht nur bei hohen Temperaturen sind die eiskalten Erfrischungen beliebt. „Der Automat wird auch im Winter gut besucht. Zwar nicht so häufig wie im Sommer. Aber wir sind auch dann mit dem Geschäft zufrieden.“ Warum das so ist, liegt für ihn auf der Hand. „Im Gegensatz zur Industrie produzieren die Eisdielen ein hochwertiges Produkt aus besten Zutaten. Das schmeckt man. Und das wissen unsere Gäste zu schätzen.“

So wie Christoph Munack aus Lengsdorf. „Was für ein Glück, dass ich gleich mehrere Eisautomaten in der Nähe nutzen kann. Da kann der Sommer kommen.“ Er freut sich schon auf den nächsten Stopp an einem Automaten.


Seit 100 Jahren gibt es Eis am Stiel

Seit 100 Jahren ist Eis am Stiel ein „cooles“ Sommervergnügen. Nach Angaben des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie meldeten 1923 der Amerikaner Frank Epperson eine gefrorene Brause am Stiel und sein Landsmann Harry Burst einen am Stock gefrorenen Vanillebrocken samt Schokoladenüberzug zum Patent an. Sie ahnten nicht, welch bahnbrechende Erfindung sie angestoßen hatten. In Deutschland ist das Eis am Stiel inzwischen die uneingeschränkte Nummer eins bei den Kleineispackungen. Es folgen Eistüten, Sandwiches und Bechereis.

Gründe für den Erfolg des Eisklassikers sind laut BDSI zunächst die unkomplizierte Handhabung ohne Teller oder Löffel sowie die flächendeckende Verfügbarkeit im Supermarkt, an der Tankstelle, am Kiosk oder im Kino. War das Eis am Stiel ursprünglich eher für Kinder gedacht, so haben über die Jahrzehnte auch immer mehr Erwachsene Gefallen an der praktischen Erfrischung für zwischendurch gefunden. (img)

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