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Ein Schwimmer und Schwinger

Lesezeit 3 Minuten

Johnny Weismuellers Tarzan-Schrei

Der kleine Janos war zwei Jahre alt, als seine Eltern mit ihm die Donaumonarchie gen USA verließen. Eigentlich war er am 2. Juli 1904 im kleinen Freidorf bei Temeschburg im Banat zur Welt gekommen. Aber die Eltern verpassten ihm nachträglich Chicago als Geburtsort und tauften ihn auch gleich in Johnny um.

Noch bevor er als Tarzan-Darsteller Furore machte, ließ dieser Johnny Weissmueller aufhorchen: Am 27. September 1921 schwamm er seinen ersten Weltrekord: 1:27:4 Minuten auf 150 Yards - eine Sensation. Wie eine Rakete schoss der 1,87 Meter große und 85 Kilo schwere Modellathlet auch gleich in die Schlagzeilen der US-Sportpresse, aufgebaut von seinem Trainer, dem legendären William „Big Bill“ Bachrach vom Illinois Athletic Club in Chicago.

Äffchen pflückte eine Perücke

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Und Weissmueller legte nach. Am 9. Juli 1922 kraulte er als erster Mensch die 100 Meter unter einer Minute, pulverisierte den alten Weltrekord mit 58,6 Sekunden quasi. Gut, heute schwimmen die Besten der Welt zwar mehr als zehn Sekunden schneller, aber es ist ja schließlich schon fast 85 Jahre her.

Endgültig zum Helden des Schwimmbeckens wurde Weissmueller bei den Olympischen Spielen 1924, als er drei Goldmedaillen gewann.

Bis er zum Helden des Dschungels wurde, dauerte es dann noch eine Weile. Am 25. März 1932, vor 75 Jahren, begann mit markerschütterndem Schrei die Filmkarriere von Tarzan. Die Mischung aus indianischem Angriffsgeheul und brünftigem Alpenjodler wurde sein Markenzeichen. Mehr als 30 Mal mimte Johnny den Affenmenschen, den Edgar Rice Burroughs, inspiriert von Kiplings „Dschungelbuch“ und der Sage von Romulus und Remus, Anfang des Jahrhunderts erfunden hatte.

Die Story des edlen Wilden ist so einfach und klischeebehaftet wie unwiderstehlich: Nach dem Tod seiner Eltern wächst der Junge in einer Affenherde auf, wird zum Beschützer der Guten und zum Alptraum der Bösen. „Tarzan“ wurde zu einer der erfolgreichsten Filmserien aller Zeiten. Ab 1929 entwickelte sich parallel einer der begehrtesten Comic-Strips in Zeitungen und Zeitschriften in aller Welt. Weissmueller war mit Abstand der erfolgreichste Tarzan-Darsteller; er stellte sowohl den ersten in den Schatten, einen gewissen Elmo Lincoln, der die Rolle im Stummfilm „Tarzan bei den Affen“ 1918 spielte, und blieb populärer als Hermann Brix (ab 1935), Lex Barker (ab 1949), Gordon Scott (ab 1955) und Ron Ely (ab 1965).

Auch der Versuch, das bewährte Rezept erneut anzurühren, scheiterte schnell: Glenn Morris, Olympiasieger im Zehnkampf von 1936 in Berlin, durfte nur in einem Film den Tarzan geben. Tarzan, der war und blieb für die Menschen Johnny Weissmueller. Unvergessen auch sein Auftritt im Aktuellen Sportstudio, als ein mitgebrachtes Äffchen vor laufender Kamera der auf „amerikanische Art“ aufgetaktelten Frau Weissmueller die Perücke vom Kopf pflückte und einer ganzen Nation Schadenfreude bereitete.

Janos alias Johnny Weissmueller starb am 20. Januar 1984 in Acapulco, Mexiko.