BONN. Aus und vorbei. Oliver Lücke hängt den Degen mit Abschluss dieser Saison an den Nagel. Der Nationalmannschaftsfechter aus dem Olympischen Fechtclubs Bonn beendet damit eine mehr als 20 Jahre andauernde und sehr erfolgreiche Karriere.
Obwohl viele in deutschen Fechtkreisen schon seit Jahren mit einem Rücktritt des kurz vor seinem 39. Geburtstag stehenden Degen-Oldies gerechnet haben, kommt der Schritt zum jetzigen Zeitpunkt etwas überraschend. Immerhin wollte sich der sympathische Rotschopf gerade in dieser Saison sein größtes noch ausstehendes Ziel erreichen: eine Teilnahme bei Olympischen Spielen.
Zwar spielt das Alter eine Rolle, aber nur in so fern, dass der berufliche Anspruch zunimmt, während die sportliche Ambition nachlässt, erklärt Lücke. Körper und Geist seien durchaus noch in der Lage auf der Fechtbahn mitzuhalten. Für mich gilt es jetzt eben, auf einer anderen Planche Treffer zu setzen, setzt der Bonner auf die berufliche Karte. Vor allem in den vergangenen Monaten habe die Belastung des in der Öffentlichkeitsarbeit selbständig tätigen Fechters extrem zugenommen.
Die endgültige Entscheidung gegen den aktiven Leistungssport fiel während einer Autofahrt: Da kam ein Moment, in dem ich gespürt habe, dass mir mein Job wichtiger ist und mehr Spaß macht. Und mit einer, maximal zwei Trainingseinheiten pro Woche schafft auch ein erfahrener Degenfechter wie Oliver Lücke keine Olympia-Qualifikation. Ich möchte es mir auch ersparen, durchgereicht zu werden, sagt er. Auf den ersten beiden Weltcups dieser Saison war in der ersten bzw. zweiten Runde Schluss für Oliver Lücke.
Begonnen hat seine Karriere 1983 in seinem Heimatort Minden. 1985 wechselte der talentierte Degenfechter ins Bonner Fechtinternat. Nach seinem ersten Weltcupfinale 1987 in Heidenheim und einem unglücklich verlaufenen Abstecher nach Tauberbischofsheim (1987-89) kehrte er zum OFC Bonn zurück. Dort erlebte er unter den Fittichen seines langjährigen Trainers Manfred Kaspar erfolgreiche Zeiten. Ein Dutzend Weltcupfinals, dreimal Deutscher Mannschaftsmeister mit dem OFC und einmal Deutscher Vizemeister im Degeneinzel.
Auf den ganz großen Wurf musste Oliver Lücke allerdings lange warten. Nach EM-Bronze mit der Mannschaft im Jahr 2000, gewann er 2001 bei den Weltmeisterschaften im französischen Nimes im Einzel Bronze. Manfred Kaspar hat mich immer motiviert weiter zu machen. Er hat an diese Medaille geglaubt, bedankt sich Lücke bei seinem Trainer.
In dieser Saison möchte Oliver Lücke noch bei den Deutschen Meisterschaften in Halle mit der OFC-Mannschaft und beim Weltcupturnier in Heidenheim antreten. Dort, wo er sein erstes A-Finale erreichte, wird der 38-Jährige auch offiziell vom Deutschen Fechterbund verabschiedet. Der Lücke-Kreis schließt sich dann, wenn er im November in Minden sein letztes Turnier bestreiten will. In seinem Heimatverein MTV Minden steht er dann noch einmal seinem Vater Günter gegenüber, der ihn einst zum Fechten und damit in die weite Welt des Sports gebracht hat.