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Aktion im Haus der IntegrationErfolg für die Impfkampagne in Leverkusen

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Impfarzt Thomas Meurer hatte gut zu tun. Auch Khadija Ibrahim Onyach bekam von ihm die Corona-Schutzimpfung.  

Leverkusen – Griechisch, Tamilisch, Farsi, Serbokroatisch, Albanisch und Russisch – Sprachen in denen dringend Vermittlung rund um das Thema Impfangst stattfinden muss: „Der Impfstoff ist nicht mehr der limitierende Faktor“, sagt Lisanne vom Schemm am Samstag bei der vom Leverkusener Integrationsrat und den Maltesern organisierten Impfaktion im Manforter Haus der Integration. Nun gehe es vielmehr darum, Wege zu finden, Menschen zu erreichen und aufzuklären, erklärt die Malteserin.

Wunschimpfstoff gesucht

Sam Kofi Nyantakyi, der Vorsitzende des Integrationsrates, freut sich: Schon bevor die erste von 100 Dosen Johnson und Johnson und 70 Dosen Biontech verimpft ist, warten die ersten 30 Impflinge an der Anmeldung. Sie kommen aus allen verschiedenen Bevölkerungsgruppen, auch aus der „Mehrheitsgesellschaft“, wie er sagt. Ein paar von ihnen sind sogar aus den umliegenden Städten angereist, um das Angebot wahrzunehmen, sind oft im Internet beim Suchen nach ihrem Wunschimpfstoff in Verbindung mit der Stadt auf diesen Termin gestoßen.

Cellikanat Kevser (rechts) meldete sich bei Bouchra Sammatou zur Impfung an.

Jeder einzelne Impfling sei hart erkämpft, denn in den diversen Kulturgemeinschaften herrsche teilweise immer noch große Unsicherheit, was die Entscheidung für die eigene Impfung angeht, sagt Nyantakyi. „Es betrifft uns alle! Was für eine Sprache ein Mensch spricht, ist dem Virus egal, deshalb müssen wir jetzt unsere soziale Verantwortung übernehmen. Die aktuellen Inzidenzwerte sind inakzeptabel, also brauchen wir jetzt niedrigschwellige, nicht überorganisierte Gelegenheiten wie diese für unsere Communitys, es geht nicht anders.“

Dafür wolle er von nun an mit dem Integrationsrat alles möglich machen: Zum einen mit weiteren Impfangeboten und zum anderen mit Aufklärungsarbeit, für die er mit Fachleuten in die Communitys gehen möchte, um den Leuten die Angst zu nehmen. Ein Dauerproblem seien die vorherrschenden Sprachbarrieren und die damit verbundene Scham von Bürgerinnen und Bürgern mit Einwanderungsgeschichte, aber genau hier habe der Integrationsrat seine große Kompetenz zu helfen. „Mit unsrem Netzwerk aus Vereinen, die unser Sprachrohr in die Communitys sind, haben wir Dolmetscher für alle Sprachen hier in Leverkusen“, sagt Nyantakyi. Unter anderem eben auch für Tamilisch, Farsi und Russisch.

Sie ziehen in Sachen Corona-Schutz an einem Strang: Lisanne vom Schemm und Sam Kofi Nyantakyi

Die Sprachbarriere sei aber nicht das Hauptproblem, erklärt Andreas Laukötter, Geschäftsführer des Integrationsrates: „In vielen Communitys gibt es große Desinformation, weil sich überwiegend aus Quellen aus der Heimat informiert wird. So haben viele große Angst vor der Impfung, weil sie Unfruchtbarkeit, Impotenz und ähnliches fürchten.“

Ausführliche Beratung

Wissenschaftlich zu vermitteln, dass dies Unfug ist, ist die Aufgabe der ärztlichen Leiterin Dr. Ines Norhausen, die sich für Gespräche über Komplikationen viel Zeit nimmt: „Unfruchtbarkeit und Impotenz sind als Komplikationen des Wirkstoffes nicht beschrieben, in keiner Form.“ Sie empfehle die Impfung ausdrücklich auch denen, die sich nicht impfen lassen möchten, weil sie keinen Bedarf sehen, da sie sich jung und stark fühlen, vielleicht Angst haben, weil sie in der Vergangenheit bei anderen Impfungen mal Begleiterscheinungen hatten oder gar noch nie geimpft worden sind.

Der 94-jährige Alfred Becker ließ sich von Thomas Meurer im Auto impfen, da er nicht mehr so gut zu Fuß ist.

Das Vakzin von Johnson und Johnson gilt – aufgrund der einmaligen Impfung – als perfekt geeignet für derartige Aktionen. Norhausen betont aber, dass sowohl diese Impfung als auch die Doppelimpfung mit Astrazeneca, nach sechs Monaten aufgefrischt werden muss. Daher versuche sie, so viele Impflinge wie möglich für das Mittel von Biontech zu überzeugen, damit sei auch der Schutz vor schweren Verlaufen größer.

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„Jede Impfung zählt“, sei die Devise der Malteser, die das Impfzentrum leiten, so Lisanne vom Schemm. „Inzwischen können wir, wenn alle an einem Strang ziehen – und da habe ich hier das Gefühl –, was Personal und Material angeht, fast überall impfen.“ So wurde der 94 Jahre alte Alfred Becker zum Beispiel direkt im Auto auf dem Parkplatz geimpft. Er wollte unbedingt vom befreundeten Impfarzt Thomas Meurer geimpft werden.