Ausstellung im Künstlerbunker OpladenHarry Plein und die Faszination der Dunkelheit

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Kann auch bunt, will es aber nicht: Harry Plein in der Bunkergalerie, die er nun mit seinen „Nachtstücken“ bespielt.

Kann auch bunt, will es aber nicht: Harry Plein in der Bunkergalerie, die er nun mit seinen „Nachtstücken“ bespielt.

Leverkusen  – Harry Plein liebt die Nacht. Das erschließt sich zu einen aus dem Titel, den er für seine aktuelle Ausstellung in der Galerie des Künstlerbunkers in Opladen ausgesucht hat: „Nachtstücke“. Und das wird zum anderen klar, wenn er die Beweggründe dafür erklärt: „Das Phänomen der Nacht kennt ja jeder“, sagt der 72-Jährige. „Sie wirft einen immer wieder auf sich selbst zurück.“

Man sitze da oder liege im Bett – und plötzlich schwirre es im Kopf vor lauter Gedanken. Und nicht alle davon seien schön. Es gehe um Ängste, um Sorgen, um Dinge, die verarbeitet werden wollten. Und das habe ihn schon immer fasziniert.

Bühnenbilder gemalt

Natürlich: „Ich kenne mich aufgrund der vielen Dinge, die ich jahrelang gemacht habe, mit allen Farben aus. Ich kann auch grell und bunt“, sagt er. Das habe er gelernt und bewiesen, wenn er Theaterkulissen gefertigt oder Bühnenbilder gemalt und mit Weltstars wie Schauspieler Armin Müller-Stahl oder der Pantomime-Ikone Milan Sladek zusammengearbeitet habe. Einzig: Grell und bunt interessiere ihn nicht, genüge ihm nicht. Harry Plein will es dunkel und eben an die Nacht gemahnend.

Diese Vorliebe sei schließlich nicht umsonst seit Jahrhunderten in der Kunst relevant. In der bildenden Kunst ob der vielen Nachtbilder, eines der berühmtesten sicherlich die „Nighthawks“ – die „Nachtfalken“ respektive „Nachtschwärmer“ also – von Edward Hopper. In der Musik aufgrund der „Nocturne“-Stücke. Die Literatur wiederum habe ihre Schauerromane eines ETA Hoffmann oder Edgar Allen Poe. Und bei ihm, Harry Plein, sind es eben all diese Radierungen und Lithografien, die er nun im Bunker zeigt.

Wasserspiegelungen und Gesichter

Auf ihnen sind Landschaften zu sehen, Wasserspiegelungen, Gesichter, die oftmals verwischt und umgeben sind von Schwarz. „Wie bei nächtlichen Gedanken oder wie im nächtlichen Traum“, sagt Harry Plein. „Der Traum, der Gedanke kommt, bewegt uns intensiv – und geht wieder.“ Es ist exakt diese Übertragung des Nacht-Wesens ins Sichtbare, Berührbare, ins Kunstwerk, die seine Bilder so wuchtig macht – obwohl sie doch gleichzeitig so zart und oftmals kleinformatig daherkommen. Ein Schwanken und Schweben zwischen den Welten, zwischen wach und schlafend, träumend.

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Apropos „Traum“: Ein solcher ist für Harry Plein irgendwie auch mit dieser Ausstellung in Erfüllung gegangen. Ein kleiner zumindest, denn: Eigentlich habe „Nachtstücke“ schon 2019 stattfinden sollen. Zu seinem 70. Geburtstag.

Wasserschaden und Pandemie

Aber dann kamen nacheinander: Ein Wasserschaden in der Galerie. Und die Pandemie mit Lockdown. Daher also ist es erst jetzt soweit. Was der Eindringlichkeit seiner Kunstwerke indes keinen Abbruch tut und einen Besuch im Bunker dieser Tage nicht weniger interessant und spannend macht.

„Nachtstücke“ wird am Sonntag, 19. September, um 11 Uhr eröffnet und ist bis zum 9. Oktober – und somit auch einschließlich der Kunstnacht am 1. Oktober – in der Galerie des Künstlerbunkers an der Karlstraße in Opladen zu sehen. Öffnungszeiten: mittwochs, freitags und samstags von 16 bis 18 Uhr. Beim Besuch der Galerie gelten die jeweils aktuellen Corona-Vorschriften.

www.kuenstlerbunker-lev.de

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