106 Jahre in BonnSpielwarengeschäft Puppenkönig wird im November geschlossen

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Der „Puppenkönig“ in der Bonner Innenstadt schließt im November. Ein über 100 Jahre altes Traditionsgeschäft gibt auf.  

Bonn – Generationen von Kindern haben in der Gangolfstraße 8 bis 10 sehnsüchtig vor den Fenstern gestanden und unter anderem die legendäre Winterlandschaft mit der Modelleisenbahn bestaunt. Doch nach 106 Jahren ist damit bald Schluss. Das Spielwarengeschäft „Puppenkönig“ wird im November für immer schließen. Das bestätigte Inhaber Alfred Westenhöfer und begründete dies mit der stetig wachsenden Onlinekonkurrenz.

Das „Spielwaaren-Haus Puppenkönig“ war 1873 von P. H. Virnich in der Kölner Hohestraße 132 gegründet worden. 1913 wurde dann eine Filiale in Bonn, Am Hof 7, eröffnet. Alfred Fritz Westenhöfer, der Vater des heutigen Inhabers, war dort ab Ende 1924 als Buchhalter angestellt. Mehrfach wechselt das Geschäft seinen Standort.

Besitzer in dritter Generation

Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte dann 1947 wieder das erste Schaufenster am heutigen Standort in der Gangolfstraße dekoriert werden. Westenhöfer war ab 1962 geschäftsführender Gesellschafter, fünf Jahre später dann Alleininhaber. Nach seinem Tod 1985 führten die Kinder Margit und Alfred Philipp das Geschäft fort. 2011 schied Margit Orlopp-Westenhöfer aus der Gesellschaft aus und die dritte Generation, Stephanie Westenhöfer, trat in das Geschäft ein.

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„Jedes zweite Spielzeug wird mittlerweile im Internet gekauft. Und jedes Jahr wächst der Onlinehandel um zehn Prozent. Unsere Branche leidet mit am meisten unter der Konkurrenz“, sagte Alfred Westenhöfer. Viele Menschen, die über Generationen hinweg im „Puppenkönig“ eingekauft hätten, seien sehr traurig. „Wir bekommen viele Reaktionen per E-Mail und auf Facebook.“ Geschäfte von der Größe seines Betriebes gebe es im weiten Umkreis schon lange nicht mehr. Wie viele Mitarbeiter von der Schließung betroffen sind, wollte Westenhöfer nicht verraten. Er habe bislang weder für sich noch für das Gebäude weitergehende Pläne: „Wir sind ja noch bis November da.“

Zerstörungstrend der Innenstädte

Der Einzelhandelsverband Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen bedauert zutiefst, dass das alteingesessene Spielwarenunternehmen nach 106 Jahre am Ende dieses Jahres seine Tore für immer schließt. „Für die Innenstadt Bonns, für tausende Kinder und Eltern ist das ein weiterer herber Attraktivitäts- und Qualitätsverlust“, erklärt der Vorsitzende Jannis Ch. Vassiliou. Die Bonner dürften nicht zulassen, dass ihre Stadt auch immer mehr von der neuen Ego-Art verändert werde. „Die Leute lassen sich im Fachgeschäft beraten, um dann bei Unternehmen, die teilweise in Deutschland nicht steuerpflichtig sind, beim Onlinekauf ein paar Euros einzusparen“, so Vassiliou.

Diese Verbraucher würden nicht nur den ständig zunehmenden Lieferverkehr, der die Luft verpeste und die Umwelt schädige, in Kauf nehmen, sondern auch die Verödung der Innenstädte. „Leider nimmt die Bonner Stadtverwaltung den Einzelhandel und seine Probleme nicht ernst und unterstützt beispielsweise durch Einschränkungen der Erreichbarkeit diesen Zerstörungstrend“, erklärte der Vorsitzende.

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