Alternative Kamelle und 100 Jahre SibiRund 1600 Jecken zogen durch Bad Honnef

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Geballte Power und Grazie der Vertreter des „starken Geschlechts“ waren beim Tanzcorps Sackmarie im Siebengebirgszug in Bad Honnef zu bewundern.

Bad Honnef – Sie hatten definitiv keine Angst vor Geistern. Mit grauen Overalls und den obligatorischen Rucksäcken waren Moritz Witten, Joel Pütz und Joscha Lehnat als Dr. Venkman, Dr. Spengler und Dr. Stantz – ihres Zeichens Ghostbusters – beim Siebengebirgszug jeglichen feindseligen Wesen aus dem Jenseits ebenbürtig.

„Throwback – Helden unserer Kindheit“ war die Gruppe des Wassersportvereins Bad Honnef betitelt, in der sich die Geisterjäger zusammen mit Pippi Langstrumpf und anderen kultigen Charakteren ein Stelldichein gaben – auch wenn das Trio wohl noch nicht auf der Welt war, als „Ghostbusters“ im Kino zu sehen war. Es sei ein bisschen verspätet, gestanden sie denn auch ein, aber die beiden Original-Filme seien einfach Kult. Generationenübergreifend.

Völlig losgelöst beim Circus Comicus.

Geht es nach der Zahl der Anmeldungen, umfasste der jecke Tross mehr als 1600 Teilnehmer, allen voran auch aufgrund der großen Abordnung des Siebengebirgsgymnasiums mit rund 150 Narren, die dem 100-jährigen Bestehen der Lehrstätte Reverenz erwiesen. Vielmals prangte die Jubiläumszahl auf Stirnen und T-Shirts. Den stimmungsvollen Eisbrecher vorneweg machte wie gewohnt die größte Gruppe mit rund 300 Narren: der Circus Comicus, angeführt von dem Piloten eines Hochrads und begleitet von obligatorischen „Schüssen“ aus der wie ein Blasebalg geformten Konfettikanone, die für diese Auflage des Zugs einen neuen Trecker nebst Unterbau erhalten hatte. Besonders kinderfreundlich: das rollende Spieleparadies unter einem Zeltdach, das mit rund 10 000 Bällen acht bis zehn Pänz eine gemütliche Mitreisegelegenheit gab.

Siebengebirgsdreigestirn als Abschluss

Das große Finale des närrischen Lindwurms bestritt natürlich das Siebengebirgsdreigestirn der KG Halt Pol, Prinz Michael II., Bauer Johannes und Jungfrau Winni, das sich im Vorfeld sehr gut ausgerüstet zeigte: Der Prunkwagen sei bis zum Bersten mit Kamelle vollgepackt, sagte Michael II. bestens gelaunt, es sei der Höhepunkt einer fantastischen Session, die mindestens zu 98 Prozent positiv verlaufen sei. Bauer Johannes allerdings habe derzeit mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Was das Trifolium nicht davon abhielt, die Jecken am Wegesrand mit Kamelle regelrecht zu überschütten.

Hoch hinaus wollten die Narren der KjG Rhöndorf in ihren selbst gebastelten Fesselballons.

Alternatives Wurfmaterial der bunten, nachwachsenden Art hatten Beate Behr und Freunde dabei und gaben Primeln aus, etwa 3000 hatten sie auf ihrem Wagen gebunkert. Damit ging für Behr ein Traum in Erfüllung, denn früher war ihr Vater Johannes Steinmann mit den blumigen Grüßen bei den Umzügen in Honnef und Rheinbreitbach unterwegs gewesen – und zu ihrem 60. Geburtstag im Dezember des vergangenen Jahres hatten Freunde ihre Teilnahme in Memoriam möglich gemacht. „60 Jahr – ein Traum wird wahr“ lautete das Motto.

Für Stimmung sorgten die zahlreich vertretenen Abordnungen der Großen Selhofer KG, der KG Rot-Weiß Klääv Botz, der Ziepches Jecke, die sechsmal elf Jahre feiern, und natürlich der KG Halt Pol am Ende des Trosses. Die KjG Rhöndorf hob in selbst gebastelten Fesselballons ab, die Mitglieder KjG Selhof wollten gar als Astronauten – mit Rakete – noch höher hinaus, während die KjG-ler aus Bad Honnef als Mario Karts am Boden blieben.

Verweise auf Kurioses oder Kritikwürdiges in der (Kommunal-) Politik waren rar gesät. Einen lieferte die Gruppe Küfer Jupp, die das Motto Asterix und Obelix für die „kleine, unbeugsame Kneipe“ gewählt hatte. „Die spinnen im Rathaus“, denkt der auf dem Wagen aufgemalte Idefix.