Sozialpraktikum im Cura KrankenhausBad Honnefer Schülerin lernt Stationsalltag kennen

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Viel Interesse gezeigt am Krankenhausalltag hat Julia Hufschlag, wie ihr Krankenpfleger Dirk Schneider bescheinigt.

  • Julia Hufschlag „möchte Menschen in Ausnahmesituationen helfen“.
  • Die Schülerin des Siebengebirgsgymnasiums macht deswegen ein zweiwöchiges Sozialpraktikum im Cura Krankenhaus.
  • Hier geht es vor allem darum, Berührungsängste zu verlieren – und Wertschätzung für den Beruf zu entwickeln.

Bad Honnef – 7.30 Uhr, der Arbeitstag beginnt. Für Julia Hufschlag geht es heute schon früh los, sie hilft beim Verteilen des Frühstücks auf der geriatrischen Station des Cura Krankenhauses in Bad Honnef. Die Schülerin des Siebengebirgsgymnasiums („SIBI“) absolviert hier ein Sozialpraktikum. „Ich möchte Menschen in Ausnahmesituationen helfen“, sagt sie zu ihrer Entscheidung für das Praktikum im Krankenhaus. Helfen kann sie dort nur 35 Stunden die Woche, weil die Schülerin erst 14 Jahre alt ist. Ihre älteren Schulkameraden, die ebenso wie Julia Hufschlag zwei Wochen lang in einer sozialen Einrichtung in Bad Honnef und Umgebung helfen, arbeiten 38,5 Stunden die Woche.

Mit dem Eintritt in die Oberstufe, der zehnten Klasse, nehmen in diesem Jahr an dem Sozialpraktikum des Siebengebirgsgymnasiums (siehe Infokasten) insgesamt 138 Schülerinnen und Schüler teil. Sie sind an etwa 70 verschiedenen Einrichtungen in Bad Honnef und der Umgebung tätig, darunter Kindergärten, Grundschulen, Altenheime, das Haus Hohenhonnef und eben auch das Cura Krankenhaus in der Schülgenstraße 15.

Berührungsängste abbauen und Wertschätzung entwickeln

Den Jugendlichen sollen während des Praktikums Begegnungen und Erfahrungen in sozialen Bereichen ermöglicht werden, mit denen sie in ihrem alltäglichen Umfeld nicht konfrontiert werden. Diese Art von Erfahrungen kann auch im Unterricht nur theoretisch vermittelt werden, ein Grund, weshalb das Sozialpraktikum eingeführt wurde. Die Schüler sollen lernen, was es bedeutet, konkrete Hilfe zu leisten, Berührungsängste abzubauen und gleichzeitig eine Wertschätzung gegenüber den Einrichtungen und den dort arbeitenden Menschen zu entwickeln.

Sozialpraktikum

Nach den Erfahrungsberichten der Schüler, die im vergangenen Jahr das Sozialpraktikum absolviert haben, informierten die Vertreter der verschiedenen Einrichtungen vor allem über die Arbeit vor Ort, beantworteten Fragen und wiesen auf besondere Herausforderungen hin, wie beispielsweise den Umgang mit Demenzkranken in Altenheimen. Vor dem Praktikum nehmen die Schüler vorbereitend an einem Erste-Hilfe-Kurs teil. Das Praktikum wird darüber hinaus intensiv vor und nachbereitet, so zum Beispiel mit einer Dokumentation ausgewählter Erkenntnisse und Erfahrungen in einem Berichtsheft. Vor Ort werden die Schüler von Lehrern ihrer Jahrgangsstufe und Ansprechpersonen der Einrichtung betreut. Die Schüler sollen sich so ihrer Sozialverpflichtung bewusst werden und eine eigene soziale Haltung herausbilden können. Das angestrebte Lernziel ist die Erkenntnis der Notwendigkeit, Verantwortung in der Welt zu übernehmen. Diese Verantwortung entspreche sowohl der christlichen als auch der humanistischen Forderung nach dem Dienst am Nächsten.

Das Sozialpraktikum ist primär an den Religions- und Philosophieunterricht am „SIBI“ angebunden. (hco)

„Die Schüler sind durchaus erschöpft, wenn sie nachmittags nach Hause kommen, da sie geistig wie körperlich gefordert werden. Gleichwohl aber erfüllt sie auch das Gefühl, wirklich gebraucht zu werden und etwas Sinnvolles getan zu haben, mit Stolz und Zufriedenheit“, wie Kirsten Emmerich, Lehrerin am „SIBI“ und Koordinatorin des Sozialpraktikums, ihre Erfahrungen beschreibt.

Für Julia Hufschlag stehen in der geriatrischen Abteilung des Krankenhauses, in der Menschen ab 70 Jahren mit meist sehr unterschiedlichen Erkrankungen behandelt werden, Themen wie Respekt vor alten Menschen oder emotionale Distanz im Raum. „Wenn es den Patienten nicht unangenehm ist, dass ich sie wasche, dann ist es mir auch nicht unangenehm“, so die Schülerin über ihre ersten Kontakte mit den Patienten. Die 14-Jährige hilft auch beim Essen, dabei sind es Kleinigkeiten, die wichtig sein können. Zum Beispiel dann, wenn Speisen für Patienten mit Schluckbeschwerden angedickt werden müssen. „Ich mache das, was ich darf und das was ich mir zutraue“.

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Schülerin will später mit Meschen arbeiten

Sie sei froh darüber, dass sie lerne, wie man mit älteren Menschen umgehen kann – auch für den Fall, dass das einmal bei ihren Großeltern nötig werden könnte. „Ich bin für andere da und vielleicht ist dann später auch mal für mich jemand da.“ Die Schülerin ist schon nach einer Woche voll dabei: Nicht nur beim Waschen der Patienten, auch beim Desinfizieren der Toilettenwagen und im Kontakt mit den Patienten, sei es das Öffnen eines Fensters oder auch ein kurzes Gespräch. Auf der Station kommt das gut an. „Julia ist wissbegierig und hilft, wo sie kann und unterstützt uns so in unserer Arbeit“, so Dorothea Adams vom Institut für Gesundheitsförderung, Pflege und Sport.

Ob sie in einmal in diesem Bereich arbeiten möchte, weiß Julia Hufschlag noch nicht. Eines stehe jedoch schon fest, wie die Oberstufenschülerin entschlossen sagt: Sie möchte einmal „was mit Menschen“ machen.

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